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Die wahre Frucht vom Baum der Erkenntnis

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Der Granatapfel ‒ Punica granatum ‒ (η) ροδιά (rodiá); altgr. (ἡ) ῥοά, ῥοιά (rhoá, rhoiá) Der Granatapfel ‒ Punica granatum ‒ (η) ροδιά (rodiá); altgr. (ἡ) ῥοά, ῥοιά (rhoá, rhoiá)

So wie vielerorts bei einer Hochzeit das frisch vermählte Paar mit Reiskörnern beworfen wird, so gibt es in manchen Gegenden Griechenlands noch Granatäpfel zum Fest. Der Liebesgöttin Aphrodite geweiht und wegen seiner an eine Frauenbrust erinnernden Form und der vielen Körner ein traditionelles Fruchtbarkeitssymbol, ist dieser also genau das Richtige. Er wird mit voller Kraft auf den Boden geworfen, damit er aufplatzt. Und je mehr sich von den kleinen Samen, in leuchtend roter Gelee-Masse eingebettet, verstreuen, desto glücklicher und fruchtbarer soll die frisch geschlossene Lebensgemeinschaft werden.

Dieser Brauch stammt aus dem Orient, der ursprünglichen Heimat des Granatapfelbaumes. Der Granatapfel war und ist ein Symbol für Liebe, eheliche Treue und Fruchtbarkeit. Der Baum galt als ein Zeichen des Wohlstandes, ja sogar des Reichtums. Aus demselben Grunde wird in Griechenland zu Neujahr oft ein Granatapfel auf der Haustürschwelle zerschmettert bzw. über die Tür gehängt.

Mythologie

Persephone wurde von Hades, dem Gott der Unterwelt, entführt. Er wollte das Dunkle seiner Welt mit ihr an seiner Seite erhellen. Ihre Mutter Demeter aber, Göttin der Fruchtbarkeit und zuständig für den Ackerbau und für das Wachstum der Pflanzen, versank daraufhin in tiefste Trauer und Depression. Dies hatte schwerwiegende Folgen für die Menschheit. Demeter kümmerte sich um nichts mehr. Kein Samenkorn ging mehr auf, keine Frucht reifte mehr heran. Es gab keine Ernten mehr. Die Menschen begannen zu hungern. Die einzige Lösung aus dieser Katastrophe war: Persephone musste zurück zu ihrer Mutter, damit die Menschheit nicht ausstarb. Das sah sogar Hades ein. Er musste seine Gemahlin also ziehen lassen, steckte ihr aber heimlich einen Granatapfelkern in den Mund, auf dass sie, an das Ehegelübde erinnert, immer wieder zu ihm zurückkehrte.  So entstanden die vier Jahreszeiten. Wenn Persephone bei ihrer Mutter weilte, war es Frühling, Sommer und Herbst. Wenn sie zurückkehrte zu ihrem Gatten in die Unterwelt, in die Finsternis, wurde es Winter.

Auch in der Bibel spielt der Granatapfel eine Rolle, die entscheidende überhaupt!  Es wuchs im Paradies vermutlich kein echter Apfelbaum als Baum der Erkenntnis, sondern ein Granatapfelbaum. Mit der Vermutung, dass diese „Granate“ mit ihren aphrodisierenden Wirkungen der Apfel der Verführung und des Wissens um Gut und Böse war, scheint man richtig zu liegen.

Der Granatapfel als Heilpflanze

In älteren Büchern liest man immer wieder von der Giftigkeit des Granatapfelbaumes. Tatsächlich enthalten seine Rinde und seine Wurzelrinde ein lähmendes Gift, das gegen Darmparasiten wirkt. Als gängiges Bandwurmmittel kam es durch Überdosierungen zu Todesfällen. Daher findet es keine Anwendung mehr. Unbedenklich verwendet werden können die Früchte, die saftig und erfrischend schmecken. In ihnen stecken neben Vitamin C auch Flavonoide und Mineralstoffe, die das Immunsystem stärken und entzündungshemmend wirken. Es gibt sie in verschiedenen Produkten, als Saft oder Sirup, Tinktur oder in Kapselform. Östrogenartige Substanzen, sogenannte Phytohormone, in den Samenkernen enthalten, können in den Wechseljahren helfen. Aus den Kernen wird außerdem ein Öl gepresst, das sich in der Kosmetikindustrie wie auch als Nahrungsergänzungsmittel wiederfindet. Enthalten ist darin eine spezielle Fettsäure, die innerlich wie äußerlich den Stoffwechsel anregt und seit dem Altertum als besonderes Verjüngungsmittel der Haut bekannt ist.

Verwendung in der Küche

Granatäpfel sind auf vielen Märkten und in Gemüseläden erhältlich.  Auch den Saft bekommt man in Apotheken, Bio-Läden und Reformhäusern.  Etwas schwieriger ist es, ihn in guter Qualität als Sirup zu bekommen. Meist wird der „Grenadine“, wie ursprünglich der Granatapfelsirup genannt wurde, nur in Mixturen mit anderen roten und schwarzen Früchten, wie Johannisbeeren, Holunder, Himbeeren oder Brombeeren, angeboten.  Mit frischen Granatäpfeln kann man sowohl Süßspeisen als auch Salate garnieren.  Mit Joghurt oder Schlagsahne vermischt, ein bisschen Amaretto oder Grand Marnier dazu, Bourbon-Vanille, bei Bedarf Zucker oder Honig, etwas Zimt darüber streuen, und ein nicht alltäglicher Nachtisch ist fertig!

Aus dem Buch: „Garten der Götter - Pflanzen am Mittelmeer: Heilkraft, Mythos, Geschichten & Rezepte“, das gerade in 2. überarbeiteter Auflage im Verlag der Griechenland Zeitung erschienen ist.

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