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Kostas Simitis (1996-2004): ein überzeugter Europäer

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Kostas Simitis (1996-2004): ein überzeugter Europäer

Mit Kostas Simitis wurde im September 1996 bei der von der Panhellenischen  Sozialistischen Bewegung PASOK ein „Anti-Papandreou“ zum neuen griechischen Ministerpräsidenten gewählt. Fast vier Jahre später – am 9. April 2000 – schaffte es der akademisch wirkende Politiker erneut, sich bei den Parlamentswahlen knapp gegen seinen konservativen Herausforderer Kostas Karamanlis durchzusetzen.

Simitis trat schließlich zur Jahreswende 2003/2004 als Regierungschef zurück und forcierte als seinen Nachfolger Jorgos Papandreou.
Der 60-jährige Professor für Handelsrecht an der Athener Panteion-Universität und überzeugte Europäer besitzt einen politischen Stil, der ihn nicht dazu verleitete, den Parteigründer der PASOK, Andreas Papandreou, so schlecht und recht zu imitieren. „'Wir werden geistig ärmer werden, sollten wir die Vergangenheit anbeten, anstatt die Zukunft zu gestalten“, erklärte er in einem Interview, als die Nachfolgefrage bei den Sozialisten noch keine Aktualität besaß.

Erste Amtszeit

In seiner ersten Amtszeit konnte sich Simitis einige Erfolge auf seine Fahnen schreiben: Mit einer konsequenten Wirtschaftspolitik gelang es dem Land, alle Maastricht-Kriterien zu erfüllen. Im Juni 2000 wurde Griechenland das 12. Mitglied der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion.
Trotz mancher Differenzen mit den westlichen Partnern – z.B. beim NATO-Bombardement Serbiens – mutierte Simitis zu einem geachteten Gesprächspartner bei den Verbündeten, aber auch in der südosteuropäischen Region. Mit dem Annäherungskurs an die Türkei – getragen von Außenminister Jorgos Papandreou – trug Simitis entscheidend zur Entspannung mit dem östlichen Nachbarn bei.
An Problemen bestand aber kein Mangel: Verbesserungen im Alltag der Bürger, Modernisierung der staatlichen Bürokratie und des Gesundheitswesens sowie die Liberalisierung des Marktes gehörten zu den Hauptaufgaben. Schließlich fiel in seien Amtszeit auch die Austragung der Olympischen Spiele 2004 in Athen.

Einsatz für die Demokratie

Kostas Simitis wurde 1936 in Piräus geboren, und die Lebensgeschichte seiner Eltern war nicht dazu angetan, ihm eine ruhige Karriere in die Wiege zu legen. Sowohl sein Vater Georgios als auch seine Mutter waren während der deutschen Besatzung aktiv im Widerstand tätig. Mit 29 Jahren rief Simitis – bereits Jurist und Wirtschaftswissenschaftler – den Verein für politische Forschung und Recherchen „Alexandros Papanastassiou“ ins Leben. Nach der Machtübernahme der Militärs 1967 entwickelte sich daraus die „Demokratische Verteidigung'“, die sich dem Kampf gegen die Diktatur (1967-1974) verschrieb. Bevor er sich 1969 unter dem Pseudonym Marco Ventura und mit einem falschen Pass nach Deutschland absetzen musste, um der Verhaftung zu entgehen, hatte er in Athen Flugblätter verteilt und Sprengstoffanschläge verübt.

Exil in Deutschland

Deutschland war ihm nicht nur wegen verwandtschaftlicher Kontakte kein Neuland. Dort lebte sein Bruder Spyros, der lange Jahre das Amt des hessischen Datenschutzbeauftragten innehatte. Zwischen 1954-1959 widmete sich Simitis in Marburg den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Nach weiterführenden Studien an der Londoner School of Economics promovierte er 1971 – zurück in Marburg – zum Doktor jur. 1971 trat er eine Stelle als Assistenzprofessur an der Universität Konstanz an und wurde danach ordentlicher Professor für Zivil- und Handelsrecht in Gießen.
Das Tandem Wissenschaft-Politik zerbrach jedoch auch in Deutschland nicht. 1970 stieß Simitis zu der von Andreas Papandreou gegründeten Widerstandsorganisation PAK gegen die Obristendiktatur (1967-1974). Nach dem Fall der Junta kehrte er zurück nach Athen und war maßgeblich an der Abfassung des Gründungsmanifestes der PASOK im September 1974 beteiligt. Als die Sozialisten 1981 einen überwältigenden Wahlsieg feierten, holte Papandreou den Juristen als Landwirtschaftsminister in die Regierung.
Simitis' manchmal etwas streng wirkendes Auftreten wird durch seinen Sinn für Humor abgemildert. Er raucht – bis auf seltene Ausnahmen – nicht, trinkt nicht, spielt jedoch gerne Backgammon und bevorzugt als Lesestoff Kriminalromane. Er liebt das Land und unternimmt gerne lange Spaziergänge – meist gemeinsam mit seiner Ehefrau Dafni.
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