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Thirasia – Eine Insel zum Abschalten und Runterkommen

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Thirasia –  Eine Insel zum Abschalten und Runterkommen

2008 war Thirasia noch der Schauplatz des Filmes „Kleine Verbrechen“. Der Film machte mich neugierig auf die kleine Kykladen-Insel neben Santorini. Im April war es dann so weit: Thirasia war für 5 Tage mein Ziel.

Los ging es mit dem Flieger von Hamburg über Athen nach Santorini, dann mit dem Bus von Santorini nach Oia. Von Oia ging es dann mit dem Gemeindeboot Thirasia (Lantza) für lau nach Riva/Thirasia. Außer mir war noch ein Einheimischer mit an Bord. Nach 10 Minuten Fahrt war ich am trostlosen Hafenort Riva angekommen. Von dort ging es mit einem kleinen – schon in die Jahre gekommenen – Bus, in 5 Minuten und ebenfalls für lau, in den Hauptort der Insel Manolas. So stelle ich mir eine solidarische Gesellschaft vor, wo man für die Beförderungen der Nahverkehrsmittel nichts zahlen braucht.

Die Orte

Es gibt zwei kleine Hafenorte: Riva und Korfos. In Riva legt auch die größere Fähre Aqua Spirit von NEL an. Bei meiner Ankunft in Riva dachte ich an eine Handvoll Häuser, nur wenige der herunter gekommenen Häuser sind bewohnt, das meiste sind Bootsschuppen. Das Restaurant Agistri hatte im April noch geschlossen. 

Der zweite Hafenort ist Korfos, ein Spiegelbild von Oia und Fira auf Santorini. Unten die Bucht mit Anleger, ein paar Häuser, Bootsschuppen und Tavernen. Ein Treppenweg führt ins Oberdorf. Auch im April kommen täglich Touristen, darunter viele aus den asiatischen Ländern, mit Ausflugsbooten von Santorini, zur Mittagszeit in Korfos an.

Korfos ist mit seinen 8 Tavernen die Haupteinahmequelle der Thirasioten. 5 Tavernen hatten im April bereits auf. Nach und nach trudeln die Ausflugsboote ein und spucken die Tagestouristen von Santorini aus. Ruckzuck ist eine dreistellige Zahl an Menschen in Korfos und es wird laut und hektisch. Das große Restaurant Captain John ist der Platzhirsch unten den Tavernen. Es gab eine lange Schlange zum Bestellen und Bezahlen. Das Essen sah überall total lecker aus, meistens Oktopus–und Fleischspieße.

13 Korfos

Es wurde Zeit Korfos zu verlassen und den schönen gepflasterten Steinweg nach Manolas anzutreten. Wem der Aufstieg zu anstrengend ist, der kann für 5 Euro mit einem Muli den Weg in das Oberdorf zurücklegen. Auf den letzten Treppenstufen thront wie auf einem Adlerhorst, mit dem passenden Namen „Panorama“, ein Restaurant. Eine Handvoll der Tagestouristen hat es bis zum Restaurant Panorama geschafft.

81 Korfos

Manolas, der Hauptort der Insel, hat im Winter um die 200 Einwohner, im Sommer werden es zwischen 400 und 500. Dann kommen die Schüler aus Piräus wieder nach Hause.

Wenn man auf ein Bett und eine warme Dusche nicht verzichten möchte, bleiben einem nur die Zacharo Rooms. Jimmy ist auf der Kykladeninsel Syros geboren. Jimmy, der eigentlich Dimitros heißt, lebte und arbeitete mit seiner Frau lange Zeit in den USA und betreibt nun die einzige Unterkunft auf der gesamten Insel: die Zacharo Rooms. Die Zimmer sind einfach und haben Wifi. 30€ pro Nacht kostet ein kleines Zimmer. Ruhe hat seinen Preis. 

15 die Einzige Unterkunft auf Thirassia im Dorf Manolas

Manolas ist ein schöner Ort. Viele alte, bewohnte und unbewohnte, oft zerfallene Häuser. Fast alle waren Gebäude, Wohnhäuser, Ställe oder Kirchen mit einem Tonnengewölbe. Selbst die kleinsten Gebäude auf den Feldern hatten ein Tonnengewölbe. Es geht total beschaulich in den Gassen von Manolas zu. Wo die 200 Einwohner gewesen sein sollen ist mir schleierhaft. Mir ist im Ort niemand über den Weg gelaufen. Nur ein paar alte schwarz gekleidete Witwen huschten mal kurz um die Häuser. Trubel und Hektik scheinen in Manolas Fremdwörter zu sein. Der Ort strahlt absolute Ruhe, Schönheit und Einsamkeit aus.

Außer dem bereits erwähnten Restaurant Panorama gibt es noch die Taverne Different. Auch die hatte abends geöffnet, und widerspiegelte die Funktion eines Kafenios. Hier saßen die Einheimischen, der Mulitreiber und die Jugend. Die Jugend schaute sich das Derby Real gegen Atletico an.

Es gibt einen Bäcker, der aber nur Brot hat, einen Mini Markt, einen Obst/Gemüse-Laden und einen Bankautomaten.

Der Ort Potamos liegt wenige Meter unterhalb von Manolas und hat vier Kirchen – wahrscheinlich hat jede Familie ihre eigene Kirche. Bis auf einen Mini Markt ist der Ort eher uninteressant.

Land und Leute

Haupterwerbszweige sind der Wein- und Gemüseanbau und das Geschäft mit den Tagestouristen von Santorini.

Was auch sehr angenehm ist, es gibt keine Polizei auf der Insel. Das sehen wohl auch die Thirasioten so – 99% der Autos auf der Insel fahren ohne Nummernschilder. Schön, wenn eine Gesellschaft ohne die Ordnungsmacht auskommt.

Strände gibt es nicht wirklich auf der Insel. Östlich von Riva ist ein längerer Sandstrand. An der Westküste gibt es ein paar Zugänge zum Meer. Dort liegen aber Steine in der Größe von Medizinbällen und angeschwemmter Müll. Zum Baden fährt man nicht nach Thirasia.

Dafür entschädigt einen die unberührte Natur, es herrscht eine wunderbare Ruhe. Nichts Unnatürliches stört das Auge, nur einige kleine weiße Kirchen sind zu sehen. Man kann wunderbar kreuz und quer durch die schöne, leicht hügelige und baumlose Landschaft laufen. Es gibt keine Zäune und Mauern die stören. Nur die wenigen Weinfelder sind eingezäunt, wegen den Kaninchen. Außer zwei Hirten, die schon wie ihre Vorfahren mit ihren Tieren durch die Landschaft zogen, hatte ich die Natur für mich.

51 Stille unberührte Natur

Fazit: Schöne Ziele sind das Kloster Kimisi Theotokou in 200 m Höhe an der Südostspitze, die Kirche Agios Charalambos und das verlassene Dorf Kera. Thirasia ist eine kleine ursprüngliche und ruhige Kykladen-Insel und eignet sich ideal für einen Aufenthalt um den hektischen Alltag in Europa für ein paar Tage zu entfliehen.

Text und Bilder von Clemens Glismann

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