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Ich kam, sah - und Griechenland siegte…

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Ich kam, sah  -  und Griechenland siegte…

Die GZ feiert 2015 zwei Jubiläen - 10 jähriges Bestehen und 500. Ausgabe. Mir brachte dieses Jahr sogar drei "griechische" Jubiläen.
1965 - vor 50 Jahren - war ich zum ersten Mal in Griechenland.
1990 - vor 25 Jahren - nahm ich meine erste eigene Katze aus Griechenland mit nach Wien
2000 - vor 15 Jahren - übersiedelte ich mit eben dieser Katze und noch vielem mehr für immer nach Griechenland.

1965 wurde Griechenland touristisch gerade "in", und mit meinem ersten Mann ging's im Auto bis runter nach Sparta. Ich hatte so überhaupt gar keine Vorstellung von dem Land selbst, die griechische Sagenwelt war mir allerdings aus meiner Jugendlektüre noch bestens vertraut. Diese dreiwöchige Reise war recht abenteuerlich. Jung, dumm und gefräßig, den Wünschen meines "Herrn" folgend, storchte ich z. B. mit 10 cm-Absätzen, onduliert und mit Petticoat, rauf auf die Akropolis.


Im Hafen von Itéa, bei Delphi, wurde das mitgeführte Schlauchboot samt Außenbordmotor das erste und einzige Mal zu Wasser gelassen. Denn abends erklärte uns bei Retsina und Mezedes ein Grieche, dass die großen Lastschiffe, die das Bauxit im nahen Hafen abholten, immer wieder Haifische in den Golf von Korinth mitbrächten.
Nachdem ich bereits zwei Mal von "typisch griechischem" Hammelfleisch arges Bauchgrimmen bekommen hatte, empfahl mir unser Gastgeber: "Mousakás und griechischer Salat. Da kann nix schief gehen". Daran hab ich mich auch gehalten - und hatte täglich eine andere geschmackvolle Variation auf dem Teller.


Wir hatten einen ausgezeichneten Reiseführer mit dabei, aus dem ich während der Autofahrt eifrig vorlas. Somit konnten wir die antiken Stätten auch ohne Fremdenführer ausgiebig besichtigen.
Wieder daheim, nach meinen tiefsten Eindrücken gefragt, antwortete ich: "Die Meteoraklöster, der Kanal von Korinth und wie mein Mann, angetan mit weißer Hose und dunkelblauem Blazer mit Goldknöpfen, am Boden wie ein Maikäfer strampelte". Wir beide waren auf Ägina mit Eseln rauf zum Aphaia-Tempel geritten, und er wollte mich unbedingt in "Augenhöhe"  fotografieren.
Den Mann bin kurz danach bei gutem Wind losgeworden. Der Mohr hatte mit dieser Griechenlandreise seine Schuldigkeit getan.


1970 war ich dann mit meinem zweiten Mann, einem wesentlich sportlicheren Typ, wieder in Griechenland. Als wir im Landeanflug Athen von oben sahen, hatten wir beide feuchte Augen.
Es folgten gemeinsame Urlaube in Persien, Indien und der Türkei, dazwischen aber immer wieder Griechenland. Mehrmals fuhren wir von Wien mit dem preisgünstigen Bäderbus nach Thessaloniki, um dann mit Bus, Bahn und Schiff individuell herumzugondeln. Einmal halbierten wir sogar im letzten Moment die geplante Israel-Reise, um 10 Tage in Griechenland zu verbringen. Ich muss gestehen, die Olivenhaine und Schafhürden auf Euböa erinnerten mich mehr an die Bibel als viele Teile Israels.


Rucksackwanderungen, Museen und Ausgrabungen, Städtebummel durch Athen und Thessaloniki, und natürlich Badefreunden an möglichst einsame Stränden - alles das haben wir gemeinsam erlebt. Und immer wieder trafen wir gastfreundliche, liebenswerte Menschen. Diese Erlebnisse im Detail zu schildern, würde ein Buch füllen.


Auch diese zweite Ehe ging irgendwann in Brüche, doch die Freundschaft blieb bis zum heutigen Tag erhalten. Und ich zog jetzt allein mit Bus und Bahn durch Griechenland.
1990 war ich in einem glühend heißem Sommer in Kardamyli, Südpeloponnes. Die einzige angenehme Erinnerung, die mir von diesem Urlaub blieb, war Kudlmudl. Ich hatte sie als maunzendes, kleines Kätzchen vor einer Hausruine am Straßenrand gefunden und mit nach Wien genommen.


1994 war ich im Herbst wieder auf der Peloponnes unterwegs und wollte nur kurz Kudlmudls Heimat besuchen. Da erkannte im goldenen Oktoberlicht zum ersten Mal die raue Schönheit dieser Landschaft, der messenischen Mani. 1998 und 1999 war ich jeweils für zwei Wochen in Kardamyli, und der Gedanke, für immer hier zu leben, nahm langsam Gestalt an. Deshalb fuhr ich 2000 bewusst im Februar für 4 Wochen in die Mani, um auch den Winter kennenzulernen. Kurz vor der Rückreise unterschrieb ich den Mietvertrag für ein altes Steinhaus in einem Bergdorf nahe am Meer. Es war das absolut Richtige für mich und meine inzwischen auf sechs angewachsene Katzenbande.


In den vergangenen beiden Jahren war ich bis Athen geflogen, und einmal mit der Bahn, das andere Mal mit dem Bus nach Kalamata gefahren. Diesmal hatte ich von Triest die Fähre nach Patras genommen und für die Weiterfahrt den Bus. Ich kannte also alle Anreisemöglichkeiten für die im Oktober geplante Übersiedlung.
Die nächsten Wochen und Monate waren anstrengend und hektisch. Der Haushalt musste aufgelöst, eine Spedition und auch eine Transportmöglichkeit mit den 6 Katzen gefunden werden. Wenn es auch zeitweise total ausweglos erschien, im Endeffekt klappte es doch. Eigentlich besser, als ich je gehofft hätte.


2000 waren die Möbel schon bei der Spedition, als wir am 2. Oktober in einem, zum "Catsmobil" umgebauten Campingbus Richtung Griechenland starteten. Wien - Venedig - Patras - Kardamyli. Bei den "Dioskuren" - einem netten Restaurant mit Blick auf den malerischen Hafen - machten wir verspätet Mittagspause. 10 Jahre zuvor saß genau dort vor der damaligen Ruine meine Kudlmudl. Und jetzt durfte Kudlmudl mit Brustgeschirr und Leine wieder Heimaterde unter den Pfoterln spüren. Die Fahrt ins Dorf war dann nur mehr ein Katzensprung.
Eine Woche später kamen die Möbel, bald waren wir eingerichtet, und die Katzen gewöhnten sich rasch an die ungewohnte Freiheit.


Kudlmudl und die anderen fünf Wiener Katzen sind inzwischen friedlich eingeschlafen, neue Katzen sind zu den Futterschüsseln gekommen und kastriert worden.
Hier, in der "Villa Kudlmudl", wie ich mein altes, angeblich ca. 1750 erbautes Steinhaus nenne, lässt es sich gut leben. Vor mir der weite Blick aufs Meer, hinter mir die schützenden Taygetos-Berge. Die schönsten Momente sind, wenn ich abends von der Terrasse den Sonnenuntergag betrachte. Im Juni versinkt die Sonne im Nordwesten hinter den Bergen nahe Kalamata, im Dezember im Meer südlich der kleinen Insel Venetiko. Die prächtigen Farben, die "Kanal Himmelreich" zu diesem Anlass oft bietet, sind einfach unbeschreiblich. Und während ich dieses grandiose Schauspiel und die Ruhe genieße, die würzigen Abenddüfte in mich einsauge, dem Abendgesang der Vögel lausche, sitzt meist eine der Katzen schnurrend auf meinem Schoß, während andere ringsum im Gras liegen.
So soll es bleiben bis ans Ende meiner Tage.

Heidi Schmied

Dieser Beitrag sowie das Foto wurde uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Heidi Schmied aus Neohori zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken!

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