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Grenzzaun in Nordgriechenland durch Hochwasser zerstört Tagesthema

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Grenzzaun in Nordgriechenland durch Hochwasser zerstört

Ein Teil des Sicherheitszaunes im Grenzgebiet zur Türkei am Evros-Fluss in Nordgriechenland wurde durch das Hochwasser der letzten Tage teilweise zerstört. Grund dafür war, dass sich die bulgarischen Behörden dazu veranlasst sahen, große Wassermassen aus dem Staudamm bei Iwajlowgrad abzulassen, der vom Hochwasser bedroht war. Der Wasserstand des Evros-Flusses (Bulgarisch: Mariza) geriet dadurch in den „roten Bereich“. 

Die Tatsache, dass die Wassermassen etwa 100 Meter des Grenzzaunes mit sich fort gerissen haben, wird nun in Griechenland kontrovers diskutiert. Errichtet worden war diese mehrere Meter hohe Absperrung, um illegale Immigranten davon abzuhalten, griechisches Territorium zu betreten. Nach seiner Fertigstellung haben Dutzende Menschen beim Versuch, den Evros Fluss an anderen, sehr gefährlichen Stellen zu überqueren, ihr Leben verloren. Das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA), das vor etwa einer Woche gemeinsam mit der rechtspopulistischen „Unabhängige Griechen“ (ANEL) die Regierung in Athen übernommen hat, hatte die Errichtung dieses Grenzzaunes in der Vergangenheit scharf kritisiert. 

Nun muss Ministerpräsident Alexis Tsipras, der sich in diesen Tagen mit Amtskollegen und hochrangigen Beamten der EU trifft, eine schwierige Entscheidung fällen. Wird diese Grenzbarriere abgerissen oder soll der beschädigte Teil wieder aufgebaut werden? Der SYRIZA-Parlamentarier Vangelis Diamantopoulos verlieh bereits seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Grenzzaun komplett abgerissen werde.
Der stellvertretende Bürgerschutzminister Jannis Panoussis, der ursprünglich aus der Partei der „Demokratischen Linken“ (DIMAR) stammt, sprach sich hingegen für den Wiederaufbau des Bollwerkes aus. Man müsse allerdings diejenigen Menschen, die illegal ins Land gelangen, „menschenwürdig behandeln“, sagte er. Für den Wiederaufbau des Zaunes setzt sich auch der Juniorpartner im Kabinett Tsipras, die rechtspopulistische ANEL, ein.

Die kleine Tala verlor ihren Vater
Wie gefährlich die Überquerung des Evros-Flusses sein kann, musste die 4-jährige Tala aus Syrien erfahren. Ihr Vater wollte mit ihr Anfang des Jahres von der türkischen Grenze aus illegal nach Griechenland, um dann offenbar weiter nach Westeuropa zu gelangen. Der 34-jährige hatte die Tochter auf seinen Schultern durch den kalten Fluss getragen. Anschließend ist er an Unterkühlung verstorben. Tala muss etwa 10 Stunden lang neben ihrem toten Vater gelegen haben, 300 Meter vom Fluss entfernt, bis ein Bauer das verängstigte Mädchen fand und die Polizei alarmierte. Sie wurde in einem der SOS-Kinderdörfer in Nordgriechenland untergebracht. Die Behörden konnten in dieser Woche die Familie von Tala in Damaskus ausfindig machen. Nun bemüht man sich gemeinsam mit Menschenrechtsorganisationen darum, die Familie in Griechenland zusammen zu führen.

Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi

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