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„Íme Romiá – Ich bin Griechin“

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„Íme Romiá – Ich bin Griechin“
1974 veröffentlichte Melina Merkouri ein Lied, in dem sie nachdrücklich ihre griechische Identität betont. Sieben Jahre zuvor hatten die Obristen versucht, ihr diese durch Entzug der Staatsbürgerschaft zu nehmen. „Ich bin Griechin“, singt sie stolz: „Είμαι Ρωμιά !“ (Íme Romiá), und bedient sich damit eines Begriffs, der bis ins 20. Jahrhundert hinein umgangssprachlich als Selbstbezeichnung der Griechen gebraucht werden konnte.
 
„Romiós“, so die männliche Form, entspricht dem Wort „Romaios“, das die Bewohner des Byzantinischen Reiches für sich selbst verwendeten und mit dem sie sich als „Römer“ auswiesen. Schließlich lebten sie ja in der „Basileia ton Romaion“ (sinngemäß: „Reich der Römer“), die für sie auch weiterhin das alte Römische Reich war. Und auch während der Jahrhunderte andauernden osmanischen Besatzung ihres Landes, die auf den Untergang des Reiches im Jahre 1453 folgte, hielten die Griechen an der Bezeichnung „Romaios – Romiós“ fest. Den Begriff „Hellenen“ (Έλληνες / Éllines), der einst für die Griechen des klassischen Altertums benutzt wurde, hatte das in römischer Zeit allmählich erstarkte Christentum derart in Misskredit gebracht, dass er einen Bedeutungswandel hin zur Kennzeichnung eben jener früheren, heidnischen Griechen bzw. der Benennung von Heiden überhaupt erfahren hatte. In bewusster Abgrenzung dagegen legten die Byzantiner größten Wert auf ihr orthodoxes Bekenntnis und empfanden sich selbst als christliche „Römer“. Vereinzelt wurde „Éllines“ zwar auch im Mittelalter und darüber hinaus in gebildeten Kreisen gerade mit Blick auf das Erbe der „hellenischen“ Sprache und Kultur als Selbstbezeichnung gebraucht, einen erneuten, allgemeinen Bedeutungswandel in diese Richtung durchlebte der Begriff aber erst während des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, als die Griechen zusehends von einem neuen, nationalen Bewusstsein erfasst worden waren. Nach der Staatsgründung im Jahre 1830 wurde der Begriff „Éllines“ dann auch zur offiziellen Bezeichnung der modernen Hellenen, daneben aber blieb auch „Romiós“ besonders in volkstümlichem Umfeld noch lange Zeit in Verwendung.
 
Text: Jens Rohmann, Foto: © Griechenland Zeitung / Jan Hübel 
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