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Vom Erinnern und Versöhnen: 80. Jahrestag der deutschen Invasion auf Kreta

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Unser Archivfoto (© Griechenland Zeitung / jh) zeigt den deutschen Botschafter Dr. Ernst Reichel. Unser Archivfoto (© Griechenland Zeitung / jh) zeigt den deutschen Botschafter Dr. Ernst Reichel.

Anlässlich des 80. Jahrestages der Invasion auf der Insel Kreta debattierten Historikerinnen und Historiker sowie weitere Experten aus Deutschland, Griechenland und Neuseeland am Donnerstag voriger Woche (20.5.) über den Luftangriff der deutschen Wehrmacht, der am 20. Mai 1941 begonnen hatte.

Es handelte sich um eine der ersten großen Luftlandeoperationen in der Militärgeschichte; Deutschland hatte dabei fast 3.700 Gefallene und Vermisste zu beklagen, hinzu kamen ebenfalls hohe Verluste bei den Verteidigern (Griechenland, Vereinigtes Königreich, Australien, Neuseeland), die offiziell mit etwa 3.500 Gefallenen und Verwundeten angegeben werden. In der Folge der Besatzung der Insel durch die Achsenmächte verloren bis 1945 mehr als 8.500 Menschen auf Kreta ihr Leben.
Die Moderatorin Dr. Corinna Kuhr-Korolev betonte, dass es bei dieser Veranstaltung „nicht um Militärgeschichten geht, sondern um die Folgen des Kriegsgeschehens, um die Frage des Gedenkens und des Traumas.“ Eine wichtige Aufgabe sei vor allem, wie man am besten an die Kriegsverbrechen erinnern und darauf aufmerksam machen könne. Während der Diskussion kam auch ein fehlendes Bewusstsein bei vielen Deutschen über Gräueltaten, die von deutschen Soldaten angerichtet wurden, zur Sprache.
Der Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Dirk Backen sagt: „Das tradierte Narrativ zum Kreta der Deutschen wurde brüchig, es ist einseitig und unehrlich.“ Backen fügt hinzu, dass er einen Bericht über die deutsche Besatzung auf Kreta gelesen habe und abends „nur schwer einschlafen konnte“. Umso größer sei die Notwendigkeit, vor allem die jüngeren Menschen aufzuklären, damit sich so etwas Schreckliches nicht wiederholen könne. Um die Wunden bei Überlebenden und deren Nachfahren nicht abermals aufbrechen zu lassen, forderte die Historikerin Dr. Anna Maria Droumpouki eine Brücke des Vertrauens, durch die die ältere mit der jüngeren Generation verbunden werde.
Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Griechenland Dr. Ernst Reichel erinnerte an die gute Arbeit diverser deutsch-griechischer Vereine. Es erfülle ihn mit Dankbarkeit, wie entgegenkommend die Griechinnen und Griechen trotz des dunklen vergangenen Kapitels seien. Schon 1960 hätten sie ihr großes Herz unter Beweis gestellt, als die sterblichen Überreste deutscher Soldaten auf Kreta geborgen wurden. Heute liegen knapp 4.500 deutsche Soldaten auf der Kriegsgräberstätte Maleme.

(Griechenland Zeitung / Melis Dede)

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