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Mastix – der antike Kaugummi

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Foto © Eurokinissi / Das Mastix-Museum auf Chios. Zu sehen sind Frauen bei der Verarbeitung des wertvollen Harzes. Foto © Eurokinissi / Das Mastix-Museum auf Chios. Zu sehen sind Frauen bei der Verarbeitung des wertvollen Harzes.

Ein weißes, durchscheinendes Harz. Mastix duftet blumig und ist geschmacklich von außergewöhnlicher Intensität. Der kaum zwei Meter hohe Mastixstrauch wächst ausschließlich im Süden der Insel Chios.

Zur Zeit der osmanischen Herrschaft forderte der Sultan als jährlichen Tribut anstatt Steuern die Hälfte der chiotischen Mastixproduktion. Ein Großteil davon gelangte nach Istanbul, wo man das Harz zur Mundhygiene wie den heutigen Kaugummi zu kauen pflegte. Auch wurde masticha als kosmetisches Mittel in Parfums und in Räuchermitteln, für ein wohliges Duften der Räume, eingesetzt. Als Heilmittel wurde das Harz des Mastixstrauches bereits in der Antike als Mittel gegen Husten und Schnupfen verwendet. Im Mittelalter wickelten die Genuesen den Verkauf mit dem wertvollen Rohstoff im gesamten Mittelmeerraum ab, was der Insel Chios zu Wohlstand verhalf. Damals genossen die Mastixbauern hohes Ansehen, während die heute noch verbliebenen Produzenten des Naturproduktes durch synthetisch hergestelltes Harz eine schwere Konkurrenz haben. Mitte August beginnt auf Chios die Mastixernte. Die Rinde wird kreuzförmig eingeschnitten, damit das Harz ausfließen und erstarren kann. Bis zur Trocknung braucht der Rohstoff an die fünfzehn Tage. Nun werden die entstandenen „Körner“ eingesammelt und zwecks Beseitigung von etwaigen sandigen Verunreinigungen gesiebt. In einem nächsten Schritt werden die Harzkörner mit kaltem Seifenwasser gereinigt und zum Trocknen ausgelegt. Letzte Schmutzpartikel werden anhand eines spitzen Messers entfernt. Zur anschließenden Weiterverarbeitung werden die Harzklümpchen nach Größe und Qualität sortiert. Bis auf den heutigen Tag wird das körnige Harz vielseitig eingesetzt: in Klebstoffen, in Spezialkitt, als aromatischer Zusatz von Räucherpulvern. Masticha wird in Zahnpasten und in Kaugummi verarbeitet, auch in griechischen und in orientalischen Süßigkeiten wie chalva und lukumia. In dem auf Chios produzierten Ouzo dominiert übrigens nicht der Anis-, sondern der Mastixgeschmack. Freunde aus Athen boten mir Mastix erstmals in Form eines hausgemachten, mit Zitrone verfeinerten Likörs an. Der unvergleichliche Geschmack trieb mich in Athen in kleinere Geschäfte, die manchmal Spezialitäten aus ganz Griechenland, manchmal auch nur aus bestimmten Regionen anbieten. Hier machte ich den süßen Mastixlikör ausfindig – eine köstliche Geschenkidee.

(Griechenland Zeitung / Linda Graf)

 

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