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Beliebtes Ziel für Städter und Dörfler

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Die Basarstraße in Athen Die Basarstraße in Athen

Auf dem Wochenmarkt von Athen traf sich Hinz und Kunz, Griechen, Türken, Albaner. Es war eine kunterbunte Vielfalt, wo sich Männer, Frauen, Händler, Sklaven oder Beamte durcheinander mischten.

Edward Dodwell beschreibt die Szene so: Die belebte Szene, die in dieser Ansicht dargestellt wird, ist der wöchentliche Markt, der auf dem Basar oder dem Marktplatz von Athen stattfindet; er wird dann nicht nur für die Einwohner der Stadt, sondern auch für die über das angrenzende Gebiet verstreuten Dorfbewohner zu einem beliebten Ziel. Griechen, Türken und Albaner bilden dann ein buntes Miteinander; und während die farbenfrohe Vielfalt ihrer Kostüme das Auge des Betrachters erfreut, liefern ihre unterschiedlichen Sitten reichlich Stoff für nachdenkliche Bemerkungen und philosophische Betrachtungen. Die Figuren im Vordergrund dieser Ansicht sind Portraits. Der dunkelhäutige Mann auf der rechten Seite ist ein emanzipierter Sklave, der in Samt und Gold gekleidet ist. Goldene Schmuckstücke üben eine besondere Faszination auf sie aus. Die nächste Figur ist der Wirt des angrenzenden Kaffeehauses, der dem Disdar oder Gouverneur der Burg, der bei den Stufen sitzt und in scharlachrot gekleidet ist, Kaffee serviert, zu seiner Rechten ein türkischer Agha (Agha: ein Ehrentitel für einen hohen Beamten oder einen militärischen Befehlshaber in der Türkei und anderen muslimischen Ländern). Der Grieche, der auf der Matte steht, ist Deriovode oder Gouverneur der Insel Salamis und Sohn des verstorbenen englischen Agenten Speridion Logothetis. Die Person, mit der er sich unterhält, ist ein griechischer Baratario, eine Art Händler. Sein Name leitet sich von seinem Turban ab, der als Erkennungszeichen für den Vertreter einer fremden Nation dient. Der Turban wird auch von griechischen Ärzten getragen. Türkinnen bilden die Gruppe von drei Frauen im Hintergrund mit langen weißen Gewändern und schwarzen Tüchern. Die anderen Frauen, die über die Ansicht verstreut zu sehen sind, sind albanische Christinnen. Ein Türke, der in der heiligen Farbe grün gekleidet ist, ist ein Pilger, der die Reise nach Mekka unternommen hat. Den Hintergrund der Ansicht nimmt die Nordseite der Akropolis ein, innerhalb von deren Mauern man links vom Minarett die Überreste des Erechtheions und des Parthenons erkennen kann. Auf der rechten Seite des Minaretts wird die Höhle des Pan deutlich, über der sich der hohe venezianische Turm in der Nähe der Propyläen erhebt.

Das hier dargestellte Gemälde stammt von einem Postkartenset der Griechenland Zeitung mit dem Titel „Ansichten aus Griechenland" von Edward Dodwell (1767-1832). Edward Dodwell war einer der Pioniere, die in den Jahren 1801, 1805 und 1806 das damals noch unter osmanischer Herrschaft stehende Griechenland bereisten. In seinem Bildband „Views in Greece” (from Drawings by Edward Dodwell Esq. F.S.A &c., London, Rodwell and Martin, 1819), der auch den hier übersetzten Text enthält, befasst er sich hauptsächlich mit dem antiken Griechenland, skizziert aber auch das Griechenland in den frühen Anfängen des 19. Jahrhunderts. Auf seinen farbigen Aquatinta, die als Motive für die Postkarten dienten, sind, neben den antiken hellenischen Bauten, auch verschiedene Orte und Szenen aus dem damaligen Alltagsleben zu sehen.

postkarten cover 400

 

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