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Verschärfung der Proteste in Nordgriechenland gegen Goldabbau Tagesthema

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Verschärfung der Proteste in Nordgriechenland gegen Goldabbau
Zu Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und der Polizei kam es am Donnerstag auf der Chalkidiki. Den griechischen Ordnungshütern wird vorgeworfen, sogar in einer Schule Tränengas eingesetzt zu haben. Für Samstag ist eine große Kundgebung in Thessaloniki geplant. Die Stimmungslage im nordöstlichen Teil der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki ist sehr angespannt. Hintergrund sind Bürgerproteste gegen die Förderung von goldhaltigem Gestein und die anschließende Gewinnung des Edelmetalls.
Gewinnung des Edelmetalls. Die Polizei führte zur Aufklärung von Straftaten am Donnerstag mehrere Hausdurchsuchungen durch. Sechs Personen wurden vorübergehend festgenommen, vier von ihnen nahmen die Ordnungshüter im Anschluss in Gewahrsam. In den betreffenden Wohnungen wurden Schusswaffen und Feuerwerkskörper sichergestellt. Vor der Polizeistation, in der die Betreffenden festgehalten werden, haben Bürger des Ortes Ierissos am Donnerstagabend eine Solidaritätskundgebung durchgeführt. Dieser Ort liegt etwa 20 Autominuten von der Mönchsrepublik Athos entfernt.

Heftige Auseinandersetzungen
Vor der Verhaftung der vier Verdächtigen war es am Donnerstag zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und aufgebrachten Bürgern gekommen. Die Ordnungshüter setzten Tränengas ein. Wie Augenzeugen berichten, sollen Ordnungshüter auch auf dem Gelände einer Schule Tränengas zum Einsatz gebracht haben. Mehrere Schüler seien ohnmächtig geworden, erklärte ein stellvertretender Schulrektor gegenüber dem Radiosender „Athina 9,84". Zum fraglichen Zeitpunkt hatten die Schüler eine Protestaktion im Schulgelände gegen die Bergbauunternehmen durchgeführt. Michalis Vlachopoulos, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Stagira, hat gegenüber dem Fernsehsender SKAI ebenfalls die Anwendung von Tränengas in einer Schule sowie in einem Arztbüro bestätigt. Seitens der Polizeiführung wurden diese Vorwürfe hingegen dementiert. Vielmehr hätten Bürger am Donnerstag während einer Kundgebung Autoreifen in Brand gesetzt, was schwere Rauchwolken verursacht habe, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Zudem seien gegen die Ordnungshüter Steine geworfen worden. Zwei Polizisten seien dabei leicht verletzt worden. Unterdessen erklärten Augenzeugen, dass eine 15-jährige Schülerin von der Polizei vorgeladen worden sein, ohne dass ihre Eltern benachrichtigt wurden. Weitere Personen seien zu DNA-Tests gezwungen worden, darunter auch Minderjährige.

Kritik seitens der Parteien
Seitens der Opposition wurde das Vorgehen der Polizei scharf kritisiert. Doch auch die beiden linken Regierungsparteien PASOK und DIMAR, die gemeinsam mit der konservativen ND von Ministerpräsident Antonis Samaras die Regierung tragen, sprach sich dagegen aus. Aus den Reihen der sozialistischen PASOK hieß es: „Die Polizei darf sich auf keinen Fall maßlos verhalten, und sie darf kein Öl ins Feuer gießen". Die DIMAR stellte fest, dass das Verhalten der Ordnungshüter „unakzeptabel" gewesen sei, man habe die Menschenrechte verletzt. Die größte Oppositionspartei des Landes, das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA), sprach von einem „autoritären Gesicht der Regierung". Die Regierung Samaras tue, alles um die Interessen der Unternehmen zu schützen, heißt es weiter. Die rechtspopulistische Partei „Unabhängige Griechen" verlangt den Rücktritt von Bürgerschutzminister Nikos Dendias. Die kommunistische Partei KKE rief die Polizei dazu auf, „ihre Invasion und den Terror zu stoppen".
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Lage vor Ort in Ierissos ruhig. Für den Samstag haben die Bürger jedoch eine Protestaktion in Thessaloniki organisiert. Der Protest richtet sich gegen die „Terrorisierung der Bürger" sowie gegen die Bergbauunternehmen auf der Chalkidiki, in Kilkis und in Thrakien.

Brandstiftung auf Bergwerksgelände
Hintergrund für das jüngste Vorgehen der Polizei war ein Zwischenfall am 17. Februar. Damals waren etwa 50 Unbekannte auf das Gelände eines Bergbauunternehmens in der Chalkidiki eingedrungen und hatten dort u.a. einen Großbrand gelegt. Dabei überwältigten und fesselten sie das Wachpersonal und übergossen Wächter mit Benzin. Verbunden war das mit der Drohung, die Betroffenen in Brand zu setzen, falls sie nach Hilfe rufen sollten. Unter den Verdächtigen vermutet die Polizei Bürger aus der Region Ierissos. Dort kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Demonstrationen gegen die Aktivitäten der Bergwerksbetreiber. Die Demonstranten befürchten irreparable Umweltschäden, was letztlich auch zu Gesundheitsschädigungen führen könnte. (Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi. Unsere Archivaufnahme zeigt Kundgebungsteilnehmer in Athen gegen die Berwerksaktivitäten)

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