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100 Tage lang „von Athen lernen“

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100 Tage lang „von Athen lernen“

Start frei für die wichtigste Schau zeitgenössischer Kunst weltweit: Heute ist es soweit, und die documenta 14 wird in Athen in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier offiziell eröffnet. Für Athen ist es ein Schau der Superlative: An mehr als 40 Ausstellungsorten in der ganzen Stadt zeigen über 160 Künstlerinnen und Künstler ihre für die documenta 14 konzipierten Werke. Der Athener Teil der Ausstellung dauert bis zum 16. Juli, anschließend geht es mit einem teilweise völlig anderen Programm im traditionellen documenta-Standort Kassel weiter.
Das Konzept des künstlerischen Leiters der diesjährigen documenta, Adam Szymczyk, die Schau an zwei Orten stattfinden zu lassen, steht unter dem Motto „Von Athen lernen“. Damit soll unter anderem auf den verbindenden Aspekt der Kunst verwiesen werden, bewusst im Gegensatz zur Politik, die Griechenland seit Jahren nur noch im Krisenmodus wahrnimmt und einen tiefen Keil zwischen die europäischen Völker zu treiben droht. Als wesentliches künstlerisches Medium in diesem Prozess wird die Performance verstanden, der auf der diesjährigen documenta besonderes Gewicht zukommt.
Ob die Botschaft durchdringt und ob sich die Künstler vom Genius loci des zweiten Standorts haben inspirieren lassen, kann ab heute jeder Einwohner und Besucher der Stadt für sich entscheiden. Ob „Von Athen lernen“ nach einem alten kommunistischen, auf die Sowjetunion bezogenen Kampfwort auch „siegen lernen“ heißt und die Schau ein Erfolg wird, werden wir spätestens im Juli wissen. Die Vorbereitungsschau „34 Freiheitsübungen“ im vergangenen Herbst hatte zumindest beim kunstliebenden Publikum der Hauptstadt für Debatten gesorgt.
Vorausgegangen sind vier Jahre Vorbereitungszeit, in denen die documenta in der Programmarbeit und Recherche mit verschiedenen institutionellen Partnern in Athen die gemeinsamen Projekte ausgearbeitet hat, die jetzt nach dem Willen der Ausstellungsmacher in einer „ausschlussfreien“ öffentlichen Sphäre dem Publikum vorgestellt werden sollen. Diese öffentliche Sphäre umfasst vier Hauptstandorte und mehr als drei Dutzend kleinere Orte im gesamten Stadtgebiet, von Maroussi im Norden bis nach Piräus.
Wichtigster Hauptstandort ist das neue Museum für zeitgenössische Kunst (EMST) in der früheren Fix-Brauerei, das hiermit sozusagen seinen Einstand feiert. Die drei weiteren Hauptausstellungsstätten sind das Athener Konservatorium – über Jahre „Gastspielort“ des EMST –, die vier Häuser des Benaki-Museums und die Athener Kunsthochschule. Ausstellungen und Performances finden aber auch in anderen Museen, in archäologischen Stätten und ehemaligen Fabriken, auf öffentlichen Straßen und Plätzen, in Clubs, Kinos, Theatern, Bibliotheken, Archiven, Schulen und Universitäten, in Parks, auf dem I. Athener Friedhof und sogar in Wohnhäusern sowie in Funk und Fernsehen statt.
Aus Anlass der documenta-Eröffnung bieten außerdem 41 Galerien in Athen und Piräus ein erweitertes Programm im Rahmen des „Athens Gallery Walk“. Es dauert noch bis zum 9. April. Mehr als 150 Künstler zeigen dabei ihre Arbeit in Einzel- und Gruppenausstellungen. In den Galerien liegt ein zweisprachiger griechisch/englischer Stadtplan mit den Teilnehmern aus.
Eine erschöpfende Darstellung aller Standorte und die umfassende Wiedergabe auch nur des Programms für die Eröffnungswoche würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wer sich ein Bild machen und die documenta 14 in Athen genauer kennenlernen will, findet Details über Standorte, Veranstaltungen und Ausstellungen sowie Öffnungszeiten und Tickets auf der documenta-Website www.documenta14.de sowie im „Public Paper“, das gratis an allen Ausstellungsorten ausliegt.

(Griechenland Zeitung/ak; Foto: documenta 14)

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