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Düsteres Jubiläum: fünf Jahre Griechenland-Krise Tagesthema

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Düsteres Jubiläum: fünf Jahre Griechenland-Krise

Griechenland kämpft nunmehr seit fünf Jahren mit einer akuten Finanz- und Wirtschaftskrise. Vor genau fünf Jahren, am 23. April 2010, hatte der damalige sozialistische Ministerpräsident Jorgos Papandreou von der Insel Kastelorizo aus, die im östlichsten Zipfel Griechenlands liegt, den Beitritt seines Landes zu einer Art „Unterstützungsmechanismus“ mit den internationalen Geldgebern angekündigt. Damals hieß es, dass dieser Zustand nur für eine relativ kurze Zeit anhalten werde; die Krise sei mit der Hilfe aus dem Ausland schnell überwunden.

Doch seither hat sich für das Land noch viel, viel mehr zum Schlechteren verändert. Zunächst sind die öffentlichen Schulden von 126,8 % des Bruttoinlandproduktes (BIP), die sie im Jahr 2009 erreicht hatten, bereits im Jahr 2010 auf 146 % gestiegen. Im Jahr 2014 erreichte der griechische Schuldenberg die gigantische Höhe von 177,1 % des BIP. Zeitgleich ist auch die Arbeitslosigkeit in die Höhe geschnellt: Im Januar 2010 lag diese noch bei 11,3 %. Fünf Jahre Später waren 25,7 % der Griechen davon betroffen. Ganz besonders schlecht geht es den jungen Leuten unter 25 Jahren: Von ihnen ist etwa die Hälfte ohne Job.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise ging mit enormen politischen Turbulenzen einher. So wurden die Griechen seit 2010 dreimal zu Parlamentswahlen an die Urnen gerufen. Vier Ministerpräsidenten sind Papandreou seither gefolgt: Der Technokrat Loukas Papadimos, Interimsministerpräsident Panagiotis Pikrammenos, der konservative Antonis Samaras und Alexis Tsipras, der mit seinem Linksbündnis SYRIZA am 25. Januar gewählt wurde. Da die Partei mit 149 % der Stimmen eine absolute Mehrheit knapp verfehlte, musste sie eine Koalition mit den rechtspopulistischen „Unabhängige Griechen“ (ANEL) eingehen. Beide Parteien haben sich in den vergangenen fünf Jahren scharf gegen das Spar- und Reformprogramm (Memorandum) ausgesprochen, das die Vorgängerregierungen mit den internationalen Geldgebern vereinbart hatten. Nun allerdings sind für SYRIZA und ANEL die Zeiten der Oppositionspolitik vorbei, stattdessen müssen sie jetzt mit den Geldgebern verhandeln, um weitere Notkredite zu erhalten bzw. um das Land vor einem Bankrott zu bewahren. Das Kabinett Tsipras ist deshalb auf der Suche nach einem tragbaren Kompromiss. Unantastbar bleiben sollen den Vorstellungen der Regierung zufolge die Bereiche „Sozialversicherung“, „Arbeitsrecht“ und „Renten“.
Doch den Griechen geht das Geld aus, die Zeit läuft ihnen davon: Seit dem vergangenen August hat Athen kein finanziellen Mittel mehr von den internationalen Geldgebern erhalten. Dabei stehen von der letzten Kreditvereinbarungen noch eine 7,2 Milliarden Euro aus. Diese wird Athen aber frühestens dann kassieren können, wenn es zu einer Einigung mit den Geldgebern gekommen ist.
Im Rahmen eines EU-Gipfeltreffens zum Thema der Migration wird Tsipras am heutigen Donnerstag u. a. mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel separate Gespräche zur Überwindung der Griechenland-Krise führen. Dabei dürfte der Grieche auch den Versuch unternehmen, seiner Amtskollegin von der Spree das drückende Liquiditätsproblem seines Landes zu verdeutlichen. (Griechenland Zeitung / eh)

Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Merkel und Tsipras vor genau einem Monat, am 23. März 2015, in Berlin.

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