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Konzil über Fragen der modernen Welt: Die Orthodoxie berät erstmals nach 1000 Jahren Tagesthema

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Konzil über Fragen der modernen Welt: Die Orthodoxie berät erstmals nach 1000 Jahren

Auf Kreta haben sich dieser Tage zahlreiche orthodoxe Kirchenoberhäupter zu einem Konzil zusammengefunden. Es handelt sich um ein historisches Ereignis, ist es doch das erste Treffen dieser Art seit rund 1000 Jahren.

Bis zum kommenden Montag, dem 27. Juni, tagt noch der Heilige und Große Rat der orthodoxen Kirche. Ort der Begegnung ist Kolymbari bei Chania auf Kreta. Erörtert wird die Rolle bzw. die Mission der Orthodoxie in der modernen Welt. Zu den einzeln aufgelisteten Themenfeldern gehören sowohl die Wirtschaftskrise als auch der Klimawandel, Kriege, die Flüchtlingsproblematik und die Kluft zwischen Arm und Reich. Ebenfalls besprochen wurde das Thema der gleichgeschlechtlichen Ehe. Allerdings vermuten Beobachter eher, dass die orthodoxe Kirche auch in naher Zukunft den Standpunkt vertreten wird, dass nur eine Ehe zwischen Mann und Frau als „Normalität“ zu betrachten bzw. statthaft sei.


Am Konzil auf Kreta beteiligen sich die Patriarchate von Konstantinopel, von Alexandria, Jerusalem, Serbien und Rumänien sowie die autokephalen Kirchen Griechenlands, Zyperns, Polens, Albaniens, Tschechiens und der Slowakei. Dem Aufruf nach Kreta nicht gefolgt sind die Patriarchate Moskaus, Bulgariens, Georgiens und Antiochias. Der Patriarch von Moskau und der ganzen Rus Kyrill I. hatte im Vorfeld erklärt, dass er zum Zeitpunkt des Heiligen und Großen Rates nicht nach Kreta reisen könne. Er hatte sich für eine Terminverschiebung eingesetzt, die jedoch nicht akzeptiert worden ist. Aus ähnlichen Gründen ist auch der Patriarch von Antiochien Johannes X. nicht angereist.
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus, erklärte, dass man bereits seit 55 Jahren versuche, den Heiligen und Großen Rat zusammenzurufen und dass man den Termin daher nicht mehr verschieben konnte. Er brachte jedoch seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die nicht anwesenden Kirchenoberhäupter die im Rat getroffenen Entscheidungen unterzeichnen würden.
Zu den unterbreiteten Vorschlägen gehört auch, dass ein Heiliger und Großer Rat aller sieben bis zehn Jahre durchgeführt wird, um Lösungen für brennende Probleme der Orthodoxie zu geben.
Die bereits am vorigen Donnerstag begonnene Synode gilt als das wichtigste Ereignis der orthodoxen Kirche seit rund 1000 Jahren. Zuletzt trafen sich die
orthodoxen Kirchenoberhäupter im Jahre 1054. Damals exkommunizierten sich gegenseitig Papst Leo IX. und der Patriarch Michael I. von Konstantinopel. Dies wurde in älteren Geschichtsbüchern als der endgültige Bruch zwischen der Ost- und der Westkirche (Großes Schisma) bezeichnet.

Elisa Hübel

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