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Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Großinvestor legt Aktivitäten auf Eis Tagesthema

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Unser Titelfoto (© Eurokinissi) entstand während der außerordentlichen Pressekonferenz von Eldorado Gold am Montag. Unser Titelfoto (© Eurokinissi) entstand während der außerordentlichen Pressekonferenz von Eldorado Gold am Montag.

Das kanadische Unternehmen Eldorado Gold legt seine Aktivitäten in Griechenland vorerst auf Eis. Als Grund wurden Verzögerungen bei der Lizenzvergabe genannt. Ein endgültiger Rückzug wäre ein herber Rückschlag für die Investitionspolitik der Regierung.

Das Bergbauunternehmen Eldorado Gold wird seine Aktivitäten in Nordgriechenland vorerst auf Eis legen. Das kündigte die kanadische Firma am Montag an. Als Grund wurden Verzögerungen bei der Vergabe von „Routine-Lizenzen“ genannt. Das gehe nicht zuletzt mit einer Erhöhung der geplanten Kosten einher. Die Kanadier machen darauf aufmerksam, dass durch den Stopp ihrer Tätigkeiten etwa 2.400 Arbeitsplätze verloren gehen; 1.200 weitere Jobs seien geplant gewesen – auch dieses Ziel sei jetzt nicht mehr realisierbar. Einige Monate nach der Amtsübernahme im Januar 2015 hatte die Regierung dem Unternehmen die Betriebsgenehmigungen entzogen, weil Auflagen nicht erfüllt worden seien. In der Pressemitteilung wird darauf verwiesen, dass die griechische Justiz dem Unternehmen daraufhin bereits 18 Mal „Grünes Licht“ gegeben habe, mit seinen Aktivitäten fortzufahren. Diese Praxis sei aber kein haltbarer Zustand. Man brauche Klarheit.

Konsequenzen beachten
George Burns, der Vorstandsvorsitzende des Konzerns mit Sitz in Vancouver, stellte fest, dass man die Minen bei Kassandra auf der Halbinsel Chalkidiki im Jahr 2012 für zwei Milliarden Dollar erworben hatte. Seither habe das Unternehmen zusätzlich mehr als eine Milliarde Dollar investiert. Diese Summe sollte den Plänen zufolge demnächst sogar noch verdoppelt werden. Außerdem würden der Regierung und den Gemeinden mit der Beendigung der Arbeiten beachtliche Steuereinnahmen entgehen.
Burns ließ jedoch ein Hintertürchen offen: Während der Pressekonferenz nannte er einen Zeitrahmen bis zum 21. September, um die Vergabe der ausstehenden Genehmigungen zu einem positiven Abschluss zu bringen. Beobachter meinen, dass durch die jüngsten Entwicklungen auch andere geplante Investitionen in Griechenland erneut auf den Prüfstand kommen könnten.

Investitionen in Gefahr
Die Nachricht ist ein Rückschlag für die engagierte Investitionspolitik von Ministerpräsident Alexis Tsipras. Er hatte erst am Wochenende bei der Eröffnung der Internationalen Messe Thessaloniki (DETh) von mehr Investitionen bzw. einem erhöhten Interesse an Kapitalanlagen ausländischer Unternehmen in Griechenland gesprochen. Erfolgreiche Großinvestitionen sind dem Linkspolitiker zufolge ein Schlüssel der griechischen Wirtschaftspolitik. Kurz zuvor hatte der Premier während des Besuches des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron für Investitionen geworben.
Bei seiner Regierungspartei SYRIZA (Bündnis der Radikalen Linken) vermutet man politische Winkelzüge hinter der Entscheidung der kanadischen Goldschürfer. Der SYRIZA-Parlamentarier Christos Mantas fragte sich am Montag in einem Interview gegenüber dem Fernsehsender SKAI, aus welchem Grund gerade zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung getroffen worden sei, die bergbaulichen Aktivitäten auf der Chalkidiki einzustellen.
Auch der Juniorpartner in der Regierung, die Partei der „Unabhängigen Griechen“ (ANEL) meldete sich zu Wort. Parteichef Panos Kammenos, der gleichzeitig als Verteidigungsminister fungiert, stellte fest, dass der Abzug von Eldorado Gold nicht eben erfreulich sei. Das Land brauche allerdings auch keine Investitionen, die zu ökologischen Katastrophen führen könnten, so das Urteil des Rechtspopulisten.
Die Opposition reagierte auf die Nachricht von Eldorado Gold auf ihre Weise. Seitens der konservativen Nea Dimokratia (ND) wurde vermerkt, dass man die Aktivitäten des Unternehmens in Griechenland unterstütze. Mit Blick auf die Rede von Tsipras am Samstag während der Eröffnung der Messe in Thessaloniki stellte der ND-Pressesprecher Vassilis Kikilias fest, dass dieser bezüglich der Investitionen „gelogen“ habe. Der Premier solle sich für die von ihm geäußerten Worte „schämen“.

Schwieriges Thema für die Regierungspartei
Für die Regierungspartei SYRIZA ist die Investition von Eldorado Gold bzw. des Tochterunternehmens „Hellenic Gold“ auf der Chalkidiki eine vielleicht nahrhafte, aber in erster Linie eine heiße Kartoffel. Vor dem Wahlsieg im Januar 2015 hatte man sich dort vehement gegen den Goldabbau in dieser stark vom Tourismus geprägten Region Landesregion ausgesprochen. Argumentiert wurde etwa damit, dass die Gewinnung des Edelmetalls Gefahren für die Umwelt berge. Das goldhaltige Gestein der Region habe einen zu hohen Anteil an Arsen. Sollte bei der Trennung etwas schief gehen, könnte es den Kritikern zufolge zu irreparablen Umweltschäden kommen.
Die Anwohner der Region sind geteilter Meinung. Bereits 2012 lagen in Cafés, Bars und Gaststätten Flugblätter aus, auf denen gegen die Aktivitäten der Kanadier Front gemacht wurde. Familien hingegen, deren Mitglieder bei der Minengesellschaft einen Job gefunden haben, plädierten – nicht zuletzt auch mit Kundgebungen in der Hauptstadt Athen – für einen Verbleib der Arbeitgeber.
Innenminister Panos Skourletis stellte am Montag fest, dass die Probleme mit der Investition von Eldorado Gold bereits begonnen hatten, noch bevor SYRIZA die Regierung übernommen habe.

Bergbau in Nordgriechenland
Vom Abbruch der Aktivitäten von Eldorado Gold in Griechenland soll etwa der Standort Skouries betroffen sein. Die hier getätigte Investition beträgt 350 Millionen Dollar. Beschäftigt sind 530 Arbeitnehmer. Ab dem 22. September sollen auch die Aktivitäten der Anreicherungsanlage im Ort Olympiada im Osten der Chalkidiki auf Eis gelegt werden. Hier wurden 400 Millionen Dollar investiert; 950 Menschen haben einen Job. Bei einem definitiven Rückzug von Eldorado Gold würden weitere 830 Arbeitnehmer bei Stratoni südlich von Olympiada den Posten verlieren.
Wie das Unternehmen in seiner Pressemitteilung erklärt, befinden sich die Tätigkeiten in Perama und Sapes in Thrakien in „Wartungsmodus“; seit drei Jahren stünden geforderte Genehmigungen seitens des Umweltministeriums aus.
Eldorado Gold ist außer in Griechenland und Kanada auch in der Türkei, Rumänien, Serbien und Brasilien aktiv. Für Griechenland hatte man das ehrgeizige Ziel, zum größten Goldproduzenten Europas aufzusteigen.

Elisa Hübel

 

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