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Kanzlerin Merkel in Athen: Lobesworte für Griechen und Tsipras Tagesthema

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(Foto: eurokinissi) (Foto: eurokinissi)

Umarmungen, Küsschen und herzliche Worte. Die Begegnung zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem griechischen Premier Alexis Tsipras am gestrigen Donnerstag (10.1.) in Athen ließ nicht eine Spur von Differenzen zwischen den beiden Regierungschefs erkennen.

Merkel ist von einem politischen Feindbild für den Linkspolitiker Tsipras zu einer verlässlichen Partnerin mutiert. Bei der Begrüßung des Gastes aus Berlin sagte der griechische Ministerpräsident: „Zuletzt waren Sie vor fünf Jahren hier, inmitten der Krise. Heute, so meine ich, kommen Sie in ein anderes Griechenland, dass es nach großen Schwierigkeiten geschafft hat, die Krise zu überwinden und das sich unwiderruflich auf dem Weg des Wachstums und des gesellschaftlichen Wiederaufbaus befindet.“

Die deutsche Politikerin ihrerseits lobte die Opfer der griechischen Bürger in den Jahren der Krise und erkennt ohne Umschweife an, dass sich der fast militante Gegner der Spar- und Reformprogramme (Memoranden) Alexis Tsipras innerhalb von vier Jahren zu einem Realo gewandelt hat, der die Vorgaben der internationalen Geldgeber ohne großes Murren in die Tat umgesetzt hat.

Eine freundschaftliche Atmosphäre herrschte auch am Freitagvormittag (11.1.), als es im Rahmen des Aufenthaltes von Merkel in Athen zu einem Tête-à-Tête mit Staatspräsident Prokopis Pavlaopoulos kam (siehe Foto von eurokinissi, das Kanzlerin Merkel, Staatspräsident Pavlopoulos und ein Mitglied der Präsidialwache/Evzone zeigt). Er sprach dabei direkt auch die Frage des sogenannten Zwangskredites aus dem Zweiten Weltkrieg sowie die Reparationsfrage an und betonte, dass Griechenland konstant die Auffassung vertrete, dass diese Forderungen juristisch aktiv seien. „Es muss in dieser Frage eine Lösung über den juristischen Weg gefunden werden“, so das Staatsoberhaupt. Merkel antworte darauf, dass Deutschland die Verantwortung für die Nazi-Verbrechen übernehmen und dass es eine Herzensangelegenheit sei, Griechenland zu unterstützen.

Große Gemeinsamkeiten zwischen Athen und Berlin bestehen indes in außenpolitischen Fragen, vor allem in Bezug auf die Länder des Westbalkans. Die im Juni vergangenen Jahres zwischen Griechenland und der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (UNO-Kurzbezeichnung: FYROM) getroffene Vereinbarung in der Namensfrage – der nördliche Nachbar soll in Zukunft „Nord-Mazedonien“ heißen – wird von Berlin unterstützt. Merkel sagte zu diesem sogenannten Vertrag von Prespes in Athen: „Ich halte diesen Schritt, den Alexis Tsipras gemacht hat, für einen entscheidenden Schritt, von dem nicht nur Griechenland und Nord-Mazedonien profitieren werden, sondern von dem auch ganz Europa profitieren wird. Und unsere gemeinsamen Werte." Für Skopje öffnet sich durch den Kompromiss mit Athen die Tür für eine Mitgliedschaft in der EU und in der NATO.

Genau in der fast gelösten Namensfrage bestehen Differenzen zwischen politisch Gleichgesinnten – zwischen Merkel und dem Chef der griechischen konservativen Partei der Nea Dimokratia (ND), Kyriakos Mitsotakis. Zwischen den beiden wird es heute (11.1.) in der Residenz des deutschen Botschafters zu einem Treffen kommen. Im Vorfeld stellte der ND-Chef fest, dass Merkel Verständnis dafür zeige, dass sich die Mehrheit des griechischen Volkes gegen den Vertrag von Prespes ausspricht.

Gewürzt wird das Programm der deutschen Kanzlerin in Athen übrigens durch eine Begegnung mit der Jugend: Am heutigen Vormittag wird sie an der Deutschen Schule Athen (DSA) mit Schülerinnen und Schülern über die aktuelle politische Lage diskutieren.

(Griechenland Zeitung/rs)

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