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Nach Zitterpartie: Die Führungsriege der „Goldenen Morgenröte“ kommt hinter Gitter

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Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den Generalsekretär der neofaschistischen Chryssi Avgi („Goldene Morgenröte) Nikos Michaloliakos nach der Urteilsverkündung vor laufender Kamera. Er selbst bezeichnet sich nicht als Faschist sondern als „Nationalist“. Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den Generalsekretär der neofaschistischen Chryssi Avgi („Goldene Morgenröte) Nikos Michaloliakos nach der Urteilsverkündung vor laufender Kamera. Er selbst bezeichnet sich nicht als Faschist sondern als „Nationalist“.

Die Mehrheit der verurteilten Täter der neofaschistischen Partei Chryssi Avgi (CA; “Goldene Morgenröte“) muss die gegen sie verhängten 13 jährige Haftstrafen antreten. Darunter befindet sich die komplette Führungsriege der CA. Die Mitglieder waren bereits vor etwa zwei Wochen der Gründung einer kriminellen Organisation für schuldig befunden worden.


Die unmittelbare Überstellung in ein Gefängnis entschied am Donnerstag das zuständige Gericht in Athen: 38 der insgesamt 50 Verurteilten wurde kein Strafaufschub gewährt; für die anderen 12 wurde die verhängte Haftstrafe jedoch in Bewährung umgewandelt.
Mit diesem Urteil wurde ein entsprechender Antrag der Staatsanwaltschaft in weiten Teilen abgeschmettert. Die zuständige Staatsanwältin hatte in ihrem Plädoyer in der vorigen Woche gefordert, dass lediglich der Mörder des Musikers Pavlos Fyssas in Haft genommen werden solle, was in der breiten Öffentlichkeit auf wenig Verständnis stieß.
Damit öffnen sich nun die Gefängnistüren für den Parteichef Nikos Michaloliakos, den Parteisprecher Ilias Kassidiaris und für weitere Führungskader wie etwa Ioannis Lagos, Giorgos Germenis, Ilias Panagiotaros, Artemis Mathiopoulos und Christos Pappas. Letzterer hat sich allerdings dem Zugriff durch die Polizei entzogen; er ist offenbar bereits seit mehreren Tagen auf der Flucht. Sein Anwalt teilte mit, dass er sich nicht stellen werde, da er die gegen ihn verhängte Strafe als „ungerecht“ empfinde. In der griechischen Presse war angesichts der Flucht von einem „Fiasko“ der Polizei die Rede. Zuletzt hatte sich Pappas wie vorgesehen am 1. Oktober auf dem zuständigen Polizeirevier gemeldet, seither fehlt von ihm jede Spur.
Alle übrigen Verurteilten, die in Gewahrsam genommen werden konnten, werden nun in verschiedene Strafvollzugsanstalten des Landes überstellt. Ehe sie die für sie vorgesehenen Zellen beziehen, müssen sie sich wegen möglicher Corona-Infektionen in eine 14-täige Quarantäne begeben.
Für einige einfache CA-Mitglieder und fünf der früheren CA-Parlamentarier – darunter auch die Ehefrau des Parteichefs Michaloliakos – wurde der vorgesehene Gefängnisaufenthalt jedoch in eine Bewährungsstrafe umgewandelt. Sie müssen sich zweimal im Monat auf einer Polizeiwache melden und eine Kaution von je 20.000 Euro hinterlegen. Außerdem dürfen sie das Land nicht verlassen.
Die Mutter des ermordeten Musikers Fyssas, die während der fünfeinhalb jährigen Verhandlungszeit zu einer Art Ikone des antifaschistischen Widerstandes in Griechenland geworden ist, zeigte sich enttäuscht. Ihrem Sohn Pavlos und all den anderen, die mit ihr das Gerichtsverfahren verfolgt hätten, sei damit keine Gerechtigkeit widerfahren.

(Griechenland Zeitung / jh)

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