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Annäherungsversuche mit Hindernissen zwischen Athen und Ankara Tagesthema

Unsere Fotos (© Eurokinissi) entstanden am Sonntag (30.5.) in Thrakien. Unsere Fotos (© Eurokinissi) entstanden am Sonntag (30.5.) in Thrakien.

Am Sonntag und Montag (30./31.5.) stattet der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu Griechenland einen offiziellen Besuch ab. Ein ursprünglich in Chania auf Kreta anberaumtes Treffen mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis wurde abgesagt. Dafür führte Cavusoglu einen etwa fünfstündigen „privaten Ausflug“ in die nordgriechische Region Thrakien durch, wo er sich mit Vertretern der muslimischen Minderheit traf.

In einer Nachricht auf Twitter sprach er von einer „türkischen Minderheit“, was für sofortige Dementis in Athen, aber auch in Thrakien sorgte. Mitglieder der muslimischen pomakischen Minderheit etwa bezeichneten Cavusoglu als eine „Persona non Grata“ in ihren Dörfern. Sie riefen Ankara dazu auf, sich bei den Pomaken für „die barbarischen Taten zu entschuldigen“, die das einstige Osmanische Reich in den Bergen der Rhodopen gegen dort heimischen Pomaken verübt hatte.

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In Thrakien lebt eine muslimische Minderheit, die etwa 120.000 Mitglieder zählt und die sich aus türkischsprachigen griechischen Staatsbürgern, aber auch aus Pomaken und Roma zusammensetzt. Ankara versucht immer wieder, sich in die dortigen Angelegenheiten einzumischen. Dabei ist von einer angeblichen „türkischen Minderheit“ die Rede, was aber dem zu Grunde liegenden Vertrag von Lausanne (1923) deutlich widerspricht.
Was Cavusoglu betrifft, so reiste dieser nach seiner Stippvisite in Thrakien weiter in die griechische Hauptstadt Athen, um sich am Sonntag informell mit Außenminister Nikos Dendias zu beraten. Am heutigen Montag stehen weitere Unterredungen mit Dendias sowie mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis auf dem Programm. Eines der Ziele ist es, ein Treffen von Mitsotakis mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am 14. Juni in Brüssel zu planen. Am 24. und 25. Juni werden die 27 EU-Regierungs- und Staatschefs bei einem Gipfeltreffen u. a. über Sanktionen gegen die Türkei beraten. Vor diesem Hintergrund ist Ankara sichtlich darum bemüht, die Wogen im türkisch-griechischen Verhältnis zu glätten.

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Paradox mutet die Tatsache an, dass die Türkei weiterhin für Provokationen in der Ägäis sorgt. Am heutigen Montag beorderte Ankara das Forschungsschiff „Tubitak Marmara“ in die Ägäis. Am Sonntag waren mehr als 50 Überflüge türkischer Kampfjets über griechischen Luftraum registriert worden. (Griechenland Zeitung / eh)

 

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