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Massenhafte Schließung von Filialen der Griechischen Post: Es hagelt Protest Tagesthema

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Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

In der vorigen Woche wurde überraschend die Schließung von 204 Filialen der Griechischen Post angekündigt. Die Opposition läuft dagegen Sturm und rückt die soziale Funktion der Post ins Zentrum: u. a. werden dort auch Renten ausgezahlt.

 

Am Montag (3.11.) werden 46 Filialen der Griechischen Post (ELTA) in städtischen Zentren ein für alle Mal geschlossen: 33 in Athen und dessen Vororten, acht in Thessaloniki und jeweils eine in Patras, Ioannina, sowie auf Rhodos und in Ierapetra und Chania auf der Insel Kreta. 158 weitere Filialen in kleineren Ortschaften sollen zunächst noch für drei Monate geöffnet bleiben, bis sie dann ein für alle Mal ihre Pforten dicht machen sollen. Am Dienstag werden die parlamentarischen Ausschüsse für Wirtschaft und Handel dieses Thema behandeln, das für große Furore in der griechischen Öffentlichkeit als auch unter Politikern gesorgt hat.

Vor allem in kleineren Ortschaften fungiert die ELTA auch als Dienstleister, der u. a. Renten auszahlt und wo man etwa seine Stromrechnungen bezahlen kann. Die Opposition verweist darauf, dass dies eine grundlegende Unterstützung vor allem für Rentner und ältere Menschen sei, die in abgelegenen Dörfern und generell in der Provinz leben. Nicht zuletzt sei dort häufig auch ein sozialer Treffpunkt.

Proteste gegen Schließung

Die Firmenleitung der ELTA hat darauf verwiesen, dass man in den kommenden drei Monaten gründlich erklären werde, warum die betreffenden Filialen dicht machen müssten.

Nichtsdestotrotz ist es bereits zu Protesten u. a. von Rentnern in der Provinz gekommen. Aber auch andere Interessengruppen, so etwa der Handelsverband von Athen, reagiert umgehend auf die Schließungen. Man verweist etwa darauf, dass die Post für viele Geschäfte der griechischen Hauptstadt überlebenswichtig sei. Demonstrationen gegen die Schließung der betreffenden Filialen wurden bereits für Montag (3.11.) auf den Inseln Samos, Ikaria und Zakynthos als auch in Kalamata auf der Peloponnes angekündigt. Erörtert werden soll dieses Thema auch bei einem Kongress des Zentralverbandes der Gemeinden Griechenlands in Alexandroupolis am Donnerstag (6.3.).

Hintergrund für die Schließungsentscheidungen: Die ELTA schreibt seit langem rote Zahlen. Medienberichten zufolge sei durch entsprechende EU-Vorschriften eine staatliche Unterstützung dieses chronisch defizitären Betriebes der öffentlichen Hand ausgeschlossen. Die von der Schließung betroffenen 204 Filialen erwirtschaften etwa zehn Prozent des Umsatzes des Unternehmens, während 45 Prozent der Gesamtausgaben dorthin fließen.

Die Unternehmensführung betont in einer Mitteilung ebenfalls die soziale Funktion der Post. Die Angestellten der schließenden Filialen sollen dem Plan zufolge nicht entlassen, sondern auf andere Posten versetzt werden.

Der Pressesprecher der sozialdemokratischen PASOK Pavlos Christidis kritisiert, dass die Regierung die ELTA bereits mit 250 Millionen Euro subventioniert habe und fragt sich gleichzeitig, was mit diesem Geld passiert sei. Außerdem vertrat er die Ansicht, dass das Unternehmen im Jahr 2004 noch gewinnbringend gewesen sei. Die kommunistische KKE sieht hinter der Schließung der insgesamt 204 Postfilialen einen generellen Privatisierungsplan der Regierung für Dienstleistungen.

Gründungsjahr: 1828

Die ELTA ist eines der ältesten öffentlichen Unternehmen Griechenlands. Bereits im Jahre 2017 stand es knapp vor einem Bankrott. 2018 wurde ein Defizit von etwa acht Millionen Euro pro Monat eingefahren. Bereits 2010 standen erste Privatisierungspläne und eine mögliche Kooperation mit der belgischen Post auf dem Plan, was jedoch nicht realisiert wurde. 2021 wurden 2.000 Mitarbeiter durch eine freiwillige Abfindungsregelung entlassen. Seither arbeiten weiterhin 3.500 Kolleginnen und Kollegen bei der ELTA, hinzu kommen weitere 1.500 Leiharbeiter.

Gegründet wurde die Griechische Post bereits im Jahr 1828 von niemand geringerem als dem ersten Staatsoberhaupt Griechenlands, Ioannis Kapodistrias. Die ersten Filialen entstanden in Argos, Tripolis, Epidaurus sowie auf den Inseln Ägina und Syros. Seit 1860 gibt es in Griechenland auch Briefmarken, die sich nicht zuletzt bei Sammlern großer Beliebtheit erfreuen. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

 

 

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