Heute ist der internationale Tag der Pressefreiheit. Passend dazu veröffentlicht die Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) einen Bericht, der 180 Länder und Gebiete nach verschiedenen Kriterien der Arbeit im Journalismus einschätzt und damit ein Ranking erstellt.
Nur jeder dritte Grieche (jeweils 34 %) vertraut den staatlichen Fernseh- und Radiosendern sowie der gedruckten Presse (Zeitungen und Magazine) am meisten, was die Vermittlung korrekter Informationen betrifft. Diese Werte liegen unter dem EU-Durchschnitt (49 % bzw. 39 %).
Laut „Reporter ohne Grenzen“ ist die Pressefreiheit in Griechenland im Jahr 2022 die schlechteste in ganz Europa. In einem Online-Webinar begründete diese NGO ihre Entscheidung ausführlich.
Griechenland ist im Pressefreiheits-Ranking weiter abgerutscht und belegt aktuell den letzten Platz in Europa. Das geht aus der Rangliste der Pressefreiheit hervor, die zum heutigen Internationalen Tag der Pressefreiheit (3.5.) von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) veröffentlicht wurde. Damit ist Hellas im Vergleich zum letzten Jahr um 38 Plätze abgerutscht.
Darin waren sich Regierung und Opposition einig: Es war „ein Schlag gegen die Demokratie“. Anlass war ein Terroranschlag auf die Büros des Fernsehsenders Skai und die Tageszeitung Kathimerini. Der Sprengsatz detonierte zu nächtlicher Stunde um 2.37 Uhr; er bestand aus etwa zehn Kilo Sprengstoff. Deponiert worden war die Bombe in einem Rucksack etwa sieben Meter vom Eingang des Gebäudes im Athener Vorort Faliron. Durch die Explosion entstanden Sachschäden an der Fassade sowie im Inneren des Gebäudes; es wurde niemand verletzt.
Anlässlich des heutigen Welttages der Pressefreiheit hat das griechische Generalsekretariat für Information und Kommunikation (GfIK) bekannt gegeben, dass im vergangenen Jahr in aller Welt 79 Journalisten auf Grund ihres Berufes ums Leben gekommen oder ermordet worden sind. In den ersten Monaten des laufenden Jahres kamen 22 Journalisten zu Tode. Das GfIK bezieht sich auf eine Statistik des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ).
Sehr viel Selbstkritik war unter den Medienschaffenden zu hören, die heute in Athen zu einer Diskussionsrunde zusammenkamen. Es ging dabei um die die kontroverse Rolle der Presse in den europäischen Krisen.
Junge Journalisten, ältere Rechercheure, internationale Wissenschaftler: Rund 150 Zuhörer drängten sich am Dienstag in dem kleinen Saal des „Impact Hub“ im Athener Stadtteil Monastiraki. Sie kamen, um mit fünf Journalisten aus mehreren europäischen Ländern über die Zukunft der Medien zu diskutieren. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus Deutschland war Digital-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron angereist: „Gerade fühle ich mich wie Sisyphos. Wir Journalisten machen unsere Arbeit, verlieren dabei aber unser Publikum“, sagte er mit Blick auf das schwindende Vertrauen in Journalisten. „Es reicht nicht mehr aus, nur über die Fakten zu berichten.“
Journalisten und die Krise
Besonders die Krise in Griechenland war bei der Diskussion präsent. Brigitte Alfter, Leiterin der Organisation „Journalismfund“, zog eine ernüchternde Bilanz über die Berichterstattung der letzten sechs Jahre: „Wir sind in die Nationalismus-Falle getreten.“ So hätte sich die ökonomische Krise des Euro durch die aggressive Berichterstattung in einen nationalen Konflikt zwischen Deutschland und Griechenland entwickelt. „Wir Journalisten müssen stattdessen viel mehr Hintergründe und Machtstrukturen erklären“, sagte Alfter. „Sonst respektieren wir unser Publikum nicht.“
Auch Pavlos Tsimas, Journalist beim griechischen Fernsehsender Skai, mahnte die Verantwortung der Medien an: „Wir sind dafür da, über Krisen zu berichten, nicht sie zu provozieren“, sagte er und erinnerte an den territorialen Streit um die griechische Insel Imia im Januar 1996. Damals hatten griechische und türkische Medien durch ihre Berichterstattung den Konflikt massiv angeheizt. Um ein Haar wäre es zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen beiden Ländern gekommen. Deswegen müssten sich die Medien auch heute ihrer Rolle bewusst sein, so Tsimas.
Prekäre Arbeitsverhältnisse
Die aktuelle Krise im Land war hingegen im Raum sehr präsent. Freiberufliche Journalisten aus Griechenland saßen im Publikum und berichteten von ihren prekären Arbeitsverhältnissen. Viele stellten sich die Frage, ob sie nicht besser den Beruf wechseln, da sie im Medienbereich kein Geld mehr verdienen könnten.
Trotz dieser resignierenden Töne diskutierten die Medienmacher angeregt und hatten viele kritische Fragen. Davon war besonders Serge Schmemann, Mitglied der Redaktionsleitung der New York Times, sehr überrascht. Am Ende musste er jedoch ernüchtert feststellen: „Das sind alles faszinierende Fragen. Aber ich habe auf keine davon eine Antwort.“
Markus Kowalski
Unser Foto (© M. Kowalski) zeigt Brigitte Alfter bei der Diskussionsrunde. Sie ist Gründerin und Leiterin der Organisation Journalismfund, welche investigative Recherchen unterstützt.
Heute: Titelblatt der griechischen Tageszeitung „Rizospástis“ (KP-Organ): „‚Barriereʻ gegen Zwangsversteigerungen und Steuern”
Hier noch WEITERE TITELSEITEN von griechischen Tageszeitungen, die das gesamte politische Spektrum von links nach rechts abdecken sollen:
Ta Néa (liberal): „Wir sind zwei, wir sind drei…wir sind 153“
Kathimerini (konservativ): „Riss in der Regierungsmehrheit“
Eléftheros Týpos (konservativ): „Noch drei und die Regierung hängt … in der Luft“
Efimerída ton Syntaktón (links): „Die ersten Rauswürfe“
Ethnos (liberal): „Das Erfolgsrezept für einen Zugang zu den Hochschulen“
Avgí (SYRIZA): „Beispiel für Verantwortungsbewusstsein“
Estía (konservativ): „Null-Steuersatz in Albanien!“
Heute: Titelblatt der griechischen Tageszeitung Eléftheros Týpos (konservativ): „SYRIZA ‚verriegelt‘ Grundschulen und Kindergärten“
Hier noch WEITERE TITELSEITEN von griechischen Tageszeitungen, die das gesamte politische Spektrum von links nach rechts abdecken sollen:
Heute: Titelblatt der griechischen Tageszeitung „Kathimeriní “ (konservativ): „Tsipras bricht vorgezogene Wahlen vom Zaun“.
Hier noch WEITERE TITELSEITEN von griechischen Tageszeitungen, die das gesamte politische Spektrum von links nach rechts abdecken sollen:
Ta Nea (liberal): „Tsipras trumpft mit Wahlen mitten in der Hitze auf“
Efimerída ton Syntaktón (links): „Wettspiel für alle“
Eléftheros Týpos (konservativ): „Bankrotterklärung von Tsipras“
Éthnos (liberal): „Die Dilemmata auf dem Weg zu den Urnen“
Avgí (SYRIZA): „Klarer Auftrag – Starke Regierung – Stabiler Kurs – Gemeinsam mit der Gesellschaft“
Estía (konservativ): „Wahlen mit parteiinternem Kalkül“
Rizospástis (KP-Organ): „Das Volk muss seinen Kampf gegen die Memoranden intensivieren, damit es zu seinem Vorteil aus der Sackgasse kommt und die KP stärker machen“
Heute: Titelblatt der griechischen Tageszeitung „Éthnos“ (liberal): „Die große Flucht der Staatsangestellten“
Hier noch WEITERE TITELSEITEN von griechischen Tageszeitungen, die das gesamte politische Spektrum von links nach rechts abdecken sollen:
Heute: Titelblatt der griechischen Tageszeitung „Efimerída ton Syntaktón“ (links): „Die Vereinbarung steht in Kürze und wir gehen auf Wahlen zu“
Heute: Titelblatt der griechischen Tageszeitung „Éthnos“ (liberal): „Scheidung in Raten bei SYRIZA“
Hier noch WEITERE TITELSEITEN von griechischen Tageszeitungen, die das gesamte politische Spektrum von links nach rechts abdecken sollen:
Heute: Titelblatt der griechischen Tageszeitung „Efimerída ton Syntaktón“ (links): „Der Internationale Währungsfonds hat mit seinen Spielchen begonnen““
Heute: Titelblatt der griechischen Sonntagszeitung „Proto Thema" (Boulevard): „Wie lange hältst Du durch, Alexis“ - Dachzeile: „Seiltanz im Parlament und bei der EU - Vorverlegte Wahlen ist gleich Grexit"
Hier noch WEITERE TITELSEITEN von griechischen Tageszeitungen vom Sonntag, die das gesamte politische Spektrum von links nach rechts abdecken sollen:
Kathimeriní (konservativ): „Die Gehemnisse des Grexit-Plans der Kommission“
Éthnos (liberal): „Großes Endspiel - Tsipras konfrontiert mit den ‚Grauzonen‘ der Vereinbarung und mit SYRIZA“
Avgí (SYRIZA): „Einberufung des Politbüros zu Wochenbeginn - Die drei Tage von SYRIZA“
To Víma (liberal): „Die Intriganten der Drachme“
Eléftheros Týpos (konservativ): „Rebellen und Memorandum zersplittern SYRIZA; sie basteln an vorverlegten Neuwahlen“
Rizospástis (KP-Organ): „Memorandum SYRIZA-ANEL: Es ruiniert Arbeitnehmer, Bauern, Selbständige“
Real News (Boulevard): „Die anderen sind nicht linker als ich“ (mit Bild von Premier Alexis Tsipras)
Zum Hineinfühlen in die „andere Seite“: hier einige Titel aus gestanden Print- und online-Medien, die den letzten Tagen im deutschsprachigen Raum (v. a. Deutschland) zum Thema Griechenland erschienen. Darauf folgen Beispiele aus den griechischen Medien zu Deutschland. Wir machten uns den Spaß, die Begriffe „Griechenland“ durch „Deutschland“, „Griechen“ durch „Deutsche“, „Berlin“ durch „Athen“ zu ersetzen und sogar die Namen der Politiker zu vertauschen.
Die deutschsprachige Seite:
Mehrheit der Griechen für Euro-Austritt Deutschlands
Deutschland-Krise: „Wissen nicht, was sie tun“: Varoufakis hält überraschenden „Dexit“ für möglich.
Tourismus in Deutschland: Warum die Griechen Germania trotzdem lieben
Was Sie heute erwartet: Deutschland gegen Europa
Migranten als Druckmittel: Deutschland droht EU-Partnern mit Hunderttausenden Flüchtlingen
Deutschland-Hilfe: Varoufakis legt für Berlin „sehr strenge Maßstäbe“ an
Noch fließt in Deutschland-Krise kein Geld: Wie kommt Berlin durch den März?
Neue Provokation aus Berlin: Schäuble brüstet sich mit Tricks
Die Titel erschienen in der obigen Reihenfolge in/auf: Fokus Online, Zeit Online, Handelsblatt, FAZ, Handelsblatt, Die Welt, Neue Züricher Zeitung, n-tv.de
Die griechische Seite:
Deutschland und Griechenland unnachgiebig auf Kurs „Gleichgewicht des Schreckens“
Varoufakis’ neuer grober Erpressungsversuch: Er droht uns mit Staatsbankrott, wenn wir die Raten nicht rechtzeitig bezahlen
Athen dementiert Schäuble: Keine heimliche Übereinkunft in der Euro-Gruppe
Athen und Brüssel ziehen die Schlinge für Deutschland noch weiter zu
Der Grieche, der es in Griechenland nicht aushielt und nach Deutschland zurückkehrte
Der Kampf um die Primärüberschüsse hat begonnen: Athen verlangt 9 Milliarden jährlich!
Die Titel erschienen in der obigen Reihenfolge in/auf: Ta Nea, kontra news, Η Καθημερινή, Ημερίσια, candianews.gr, iefimerida
(Foto: Eurokinissi)
Zum Hineinfühlen in die „andere Seite“: hier einige Titel aus gestanden Print- und online-Medien, die den letzten Tagen im deutschsprachigen Raum (v. a. Deutschland) zum Thema Griechenland erschienen (1). Darauf folgen Beispiele aus den griechischen Medien zu Deutschland (2).