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„Ta krewatia": Der Olymp hat eine neue Hütte

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„Ta krewatia": Der Olymp hat eine neue Hütte
Im Reich der Götter Von Andrea Dimitriadis Auf der Hütte „Ta krewatia" („Die Betten"), die auf 1008 m Höhe liegt, begegnet man kernigen Bergsteigern. Wenn sie sich morgens verabschieden, sieht man sie im Laufschritt den Berg hoch stürmen.
hoch stürmen. Manche von ihnen brauchen nur zweieinhalb Stunden, um das „Plateau der Musen" zu erreichen. Es liegt auf 2760 m. Ganz so schnell ist unsere Gruppe, die zur Hälfte aus Kindern besteht, an diesem Wochenende nicht.

Von der Hütte aus haben wir die Möglichkeit zu verschiedenen Ausflügen, die uns abends auch wieder zurückführen in die „krewatia", die 21 Betten, die seit Sommer 2004 an der Nord-West-Seite des Olymps bezugsbereit sind. Es ist schon eine besondere Unterkunft, nicht nur wegen der Sauberkeit und des strikten Rauchverbots. Jannis Mavridis und Vassilis Mamouris, die beiden Betreiber, sind extrem engagierte Kenner „ihres" Gebirges. Vassilis zeichnet Wanderkarten und Jannis katalogisiert seit zehn Jahren die Pflanzen des Olymps. 20 davon, wie Campanula Oreadum, Potentila Deorum oder Achilea Ambrosiaca, sind weltweit nur auf dem Olymp zu finden.  Jankaea Heldraihii gibt es sogar nur an der Nordseite. Von den 1700 bekannten Gewächsen hat Jannis im Laufe der Zeit bereits an die 1000 mit Foto, lateinischen wie griechischen Namen sowie Anmerkungen erfasst. Er ist stets auf der Suche nach den Pflanzen, die er bislang noch nicht entdecken konnte. Jannis plant sogar, einen Botanik-Führer herauszugeben. Vassilis und Jannis, die unter der Woche in Katerini als Sportlehrer und Busfahrer arbeiten, haben noch vor Eröffnung der Hütte die alten Wanderwege wieder hergerichtet und markiert. Zudem haben sie Mountain-Bike-Routen angelegt und einen neuen Wanderweg, der von der Hütte zum Papa Aloni auf 1080 m führt. Für ihr Engagement am Berg bekommen sie keinerlei Unterstützung.

Kletterer und Naturliebhaber

Die Hütte „Ta krewatia" gehört eigentlich zum Forstamt Katerini und ist als Unterschlupf für Feuerwehrleute und andere Hilfskräfte bei Notfällen gedacht. Jannis und Vassilis haben sie für vier Jahre gepachtet. Strom wird von einem Generator erzeugt, der jedoch erst ab dem späten Nachmittag arbeitet; gekocht wird also meistens auf Gas. Das Wasser holen die beiden von einer Quelle, die weit unterhalb der Hütte liegt. Alles muss heran- und wieder weggeschleppt werden. Die beiden Bergfreunde sehen ihre Hütte jedoch nicht als bloße Unterkunft oder als Tavernenbetrieb, sondern als Informationsstätte und Treffpunkt echter Naturliebhaber. So liegen auch verschiedene fachbezogene Zeitschriften oder Bildbände über den Olymp aus. Die Betreiber der Hütte verfügen über gute Bergführer-Kenntnisse, und sie sind Kletterlehrer. Denn Klettern lässt es sich in der Umgebung der Hütte ganz ausgezeichnet. Es gibt für jeden Schwierigkeitsgrad angemessene Kletterwände, die über die nötigen Vorrichtungen verfügen.

Lernen beim Wandern

Am ersten Tag wandern wir Richtung Papa Aloni. Der Weg schlängelt sich die Schlucht entlang. Die Landschaft ist wild. Es geht vorbei an schroffen Felsen, in denen man Gesichter und Figuren sehen kann. Mal geht es aufwärts, dann wieder hinab. Weit unten sieht man einen Bach. An den wetterfesten Schildern, die die Hüttenbetreiber an Sträuchern und Bäumen befestigt haben, lassen sich Namen und Wachstumsbedingungen ablesen. Der Weg ist gut zu beschreiten und durch Farbpunkte gekennzeichnet. Nach zirka zwei Stunden kommen wir  hinunter an den Bach, der sich an dieser Stelle in Becken ergießt. Ein wunderbarer Rastplatz, der während der Mittagszeit von der Sonne beschienen ist! Von hier aus ist es noch einmal eine Stunde bis zum Papa Aloni. Wir kehren jedoch um, weil noch Klettern in der Nähe der Hütte auf dem Programm steht.
Nach Rückkehr und einer kleinen wohlverdienten Pause verteilt unser Kletterlehrer Andreas Serafim Gurte und Helme. Der erste Blick hinunter auf die Wand lässt ein leichtes, aber eindeutiges Schwindelgefühl aufkommen. Das sei „nur" die Ausbildungswand, versucht uns Vassilis zu beruhigen. Der Blick geht weit hinunter in die Schlucht. Nur ein kleiner Absatz direkt unter der Wand dient als Basis für den Aufstieg. Die Kinder mit ihren kleinen Händen und Füssen und ihrem verminderten Angstgefühl klettern im Nu hinauf und lächeln dabei noch ganz professionell in die Kamera. Bei den Erwachsenen sieht es etwas anders aus. Aber einmal geschafft, ist es ein ungemein gutes Gefühl, die Wand erklommen zu haben.
Nach dem warmen Abendessen, das Jannis und Vassilis uns zubereitet haben – sie sind auch noch prima Köche –, sehen wir uns einen Diavor-trag an. Es sind außergewöhnliche Bilder vom Olymp-Gebirge: Schneebedeckte Gipfel, Bäche, Waldwege, Pflanzen ... Anschließend fallen wir in unsere „krewatia".

Vom Nebel in die Sonne

Am nächsten Tag herrscht dicker Nebel. Die Stimmung sinkt. Aber für heute ist eine Wanderung hinauf Richtung Barbalas (1850 m) geplant und das bedeutet, dass wir langsam aber stetig aus den Nebelschwaden hinein in den Sonnenschein wandern. Bald sind wir im kurzärmligen T-Shirt. Dieser Weg ist anspruchsvoll, denn es geht steil hinauf, ohne die geraden oder abschüssigen Strecken des Vortags. Aber wir sind abgelenkt durch die vielen Pilze, die wir entdecken und sammeln: Butterpilze und köstliche Parasol! Nach zwei Stunden und etlichen kleineren Pausen machen wir Rast und sehen vor uns den Barbalas und den Papa Raxi (1950 m). Auf diesem Weg ist gestern Ilias, der erprobte Bergsteiger, hinaufgestürmt, bis er die Giosou-Apostolidis-Hütte auf 2700 m erreicht haben muss. Für uns reicht es bis hierher, aber wir sind neugierig darauf geworden, wie es weiter geht hinauf auf die Spitzen des Olymps.
Anfahrt: Autobahn Thessaloniki-Athen, Ausfahrt Nea Efessos, Richtung Vrontou, ab Vrontou ist der Olymp und dann die Hütte „Ta krewatia" ausgeschildert. Die Straße bis zur Hütte ist gut befahrbar.

Nützliche Telefonnummern:
Vassilis Mamouris: 6978278548
Jannis Mavridis: 6979006208
Andreas Serafim: 2310-489810 oder

© Griechenland Zeitung

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