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Eine Reise nach Pieria: Auf der Suche nach den Göttern

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Immer wieder beeindruckend: Der Berg der Götter (Foto: © Eurokinissi) Immer wieder beeindruckend: Der Berg der Götter (Foto: © Eurokinissi)

Unsere Strecke führt die Hauptmagistrale der griechischen Eisenbahn entlang: Athen- Thessaloniki. Weite Landschaften mit Bergen, Feldern und dem Meer, mal zu erblicken von riesigen Brücken aus großer Höhe, mal aus ebenerdiger Perspektive. Der Zug fährt durch die schönsten Teile Griechenlands. Reiseziel ist die Provinz Pieria, um genau zu sein: das Städtchen Katerini und das kleinere Litochoro, das direkt am Fuße des Olymps liegt. Anders ausgedrückt: Zentralmakedonien mit seinen vielen Einflüssen aus der ganzen Balkanregion, ein richtiger Schmelztiegel.

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Ein hohes Fest der orthodoxen Kirche in der etwa 85.000 Einwohner zählenden Stadt Katerini. (Foto: © Eurokinissi)

Ein phantastischer Flecken Erde

Beeindruckend ist vieles hier: Man kann hier am Morgen in die Berge wandern oder ganz hoch hinauf steigen, um dann gegen Abend, vor der Einkehr in eine der malerischen Tavernen in der Umgebung, noch im Meer schwimmen zu gehen. Und das, so erzählte mir ein Einheimischer, geht wohlgemerkt sogar im Winter – vorausgesetzt, dass man nicht ganz so zimperlich ist. Jetzt herrschen im Meer hier so um die 15, 16 Grad. Im Sommer ist das natürlich noch etwas ganz anderes … Und übrigens: Die Region lockt mit malerischen bis zu zehn Kilometer langen Sandstränden. Es müssen also auch für einen Badeurlaub keineswegs immer nur die Inseln sein.
Begeisternd ist aber vor allem auch, dass man hier den griechischen Göttern so nahe kommen kann. Der allgegenwärtige Blick auf den Olymp, den sagenhaften Göttersitz, inspiriert tatsächlich: Hier liegt Schnee, und keine einzige Wolke ist am Himmel. Also: Auf geht’s! Auf halbem Weg Rast in Stavros’ kuschliger Berghütte, ehe es weiter zum Gipfel geht.

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Reizvoll auch für Skifahrer … (Foto: © Eurokinissi)

Verträumte Dörfer, keine Touristenscharen

Aber nicht nur Winterwanderer, die den Göttern des Olymps ein wenig näher sein wollen, auch historisch Interessierte kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Dass die Provinz erst seit Kurzem vermehrt Touristen anzieht, spürt man daran, dass vieles noch sehr verträumt und unberührt wirkt: Die Straßen der Dörfer sind leer, keine Touristenscharen, die so viel wie möglich an einem Wochenende erleben wollen, sind zu sehen … Hier scheint die Welt noch in Ordnung.
Schon mein Taxifahrer, der mich vom Bahnhof ins Hotel fuhr, hatte mich so richtig auf die Region eingestimmt. Er hörte nicht auf zu schwärmen. Ob ich denn wüsste, dass hier in der Gegend das Schlachtfeld von Pydna liege? Hier musste der letzte makedonische König Perseus 168 v. Chr. seine Niederlage gegen die Römer, die unter Lucius Aemilius Paullus Macedonicus kämpften, eingestehen. Damit war die Unabhängigkeit verloren. Das riesige Amphitheater in Litochoro ist Zeugnis dieser früheren Zeit.

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Blick in das Kloster Agia Triada Sparmos am Fuße des Olymps. (Foto: © Eurokinissi)

Katerini punktet mit prunkvollen Kirchen

Die kleine Stadt Katerini ist mutmaßlich benannt nach der heiligen Katherina von Alexandrien, eine der vier großen Jungfrauen, verehrt als Märtyrerin in der orthodoxen, aber auch in der katholischen Kirche. Vielleicht erklärt das die vielen großen, kleinen, einfachen und auch prunkvollen Kirchen in Katerini und den umliegenden Dörfern. Hierher siedelten auch sehr viele Pontos-Griechen, die im Zuge der Zwangsumsiedlungen in den 20er Jahren in die Stadt kamen.

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Die St. Georgs-Kirche in Kolindros am Olymp wirkt auf den ersten Blick fast unscheinbar. Doch in seinem Inneren zeigt sie sich in voller Pracht – und ist auch nach einigen Jahrhunderten noch der Austragungsort regelmäßiger Gottesdienste für Bewohner und Besucher der zentralmakedonischen Gemeinde Kolindros. Abgebildet ist Vater Elias. (Foto: © Griechenland Zeitung / Leoni Wartenberg)

Ein Abschied für nur kurze Zeit

Schnell, eigentlich viel zu schnell vergeht die Zeit, ein Wochenende ist einfach viel zu kurz. Bei der Abreise blicken wir einmal wehmütig hinauf zum Olymp. Der Schnee dort weit oben reflektiert die Sonnenstrahlen derart, dass sie in der Nase kitzeln. Abschied vom Berg der Musen. Das Meer versteckt sich bereits hinter den Bergen und dem Olympus Nationalpark, ein letztes Mal atmen wir die frische klare Luft Nordgriechenlands ein, bevor wir in den Zug steigen und die malerische Strecke nach Athen zurück fahren. Ein Abschied wahrscheinlich nicht für lange, spätestens im Frühling wird wieder eine Reise hierher geplant, um den Göttern vielleicht noch ein bisschen näher zu kommen.

Text: Luisa Bollweg und Leoni Wartenberg

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