Finikounda liegt unweit eines kilometerlangen Sandstrands. Die ersten Touristen verirrten sich Ende der 1960er hierher. Jetzt kann der Ort samt Umgebung mit etwa 2.000 Betten aufwarten und hängt größtenteils vom Tourismus ab. Für Urlaubshöhepunkte a la grecque ist das kein Hinderungsgrund – ob landschaftlich, menschlich oder kulinarisch.
„Sie müssen unbedingt Monemvassia besuchen!“, hatte es schon die ganze Zeit auf meiner Tour durch den Peloponnes geraunt. „Monemvassia ist unglaublich, einmalig, atemraubend!“
Wir stehen, eine Besuchergruppe aus Athen, auf der Veranda des „Umweltmuseums Stymfalia“ und blicken auf den See, den man nicht sieht.
Der Fels von Akrokorinth erhebt sich imponierend in unmittelbarer Nähe des berühmten Kanals sowie der antiken Stadt von Korinth. Schon vor tausenden Jahren wurde sein natürlich wehrhafter Charakter genutzt. Heute bietet sich vom Gipfel aus ein unbegrenzter Blick auf Land und Meer.
Einen beträchtlichen Schritt in eine ungewisse Zukunft wagten Angeliki Papadatou und ihr Mann Nikos Antoniou 2016: Das Paar zog von Baden Württemberg ins arkadische Dorf Sapounakaíika, oberhalb des Badeorts Paralia Tirou auf der östlichen Peloponnes.
Ein engagiertes Paar hat es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, ein verschlafenes Dorf in der Argolis aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht.
Auf seiner Reise durch Messenien im Südwesten der Peloponnes macht unser Autor auch halt im Ort Methoni mit seinen imposanten Festungsanlagen. Von dort geht es weiter zum malerischen Koroni, in das antike Messene und in die „Äußere Mani“, wo sich auch das Kohlebergwerk des Romanhelden „Alexis Sorbas befindet.
Messenien im Südwesten der Peloponnes zählt ganz ohne Zweifel zu den reizvollsten Landschaften Griechenlands. In ihrer Vielfalt ist die Region ein ideales Reiseziel, das für seine Besucher so manchen Höhepunkt bereithält.
Die Peloponnes, Griechenlands Festlandssüden, ist immer eine Reise wert. Aber dieses Mal war es für mich ein Jubiläum. Exakt 40 Jahre zuvor hatte ich zum ersten Mal das Land der Hellenen besucht.
Als ich mich vor vier Jahrzehnten nach Hellas aufmachte, behauptete ein befreundeter Lehrer, der mich damals begleitete, mit fast prophetischer Weitsicht: „Griechenland ist dein Land!“ Damals habe ich sie zum ersten Male gesehen, meine Traumorte Mistras und Monemvasia – das alte kulturelle Zentrum von Byzanz und jener Felsen vor der Südostküste, der als uneinnehmbar galt. Ich war auch zwischendurch in diesen Orten, aber immer nur kurz. Dieses Mal sollten es jeweils ein paar Tage mehr werden und damit Zeit, auf alten Pfaden zu wandeln. Natürlich hat sich Vieles verändert. Früher gab es in Mistras nur ein einziges Hotel, das „Byzantion“. Es existiert noch, jetzt mit kleinem Pool im Garten, immer noch mit Ausblick auf das Dorfzentrum – von jedem Zimmer und der riesigen Lobby mit den Aufenthaltsräumen. Damals gab es auch nur eine Taverne, in der ich den 70. Geburtstag des Besitzers mitgefeiert hatte. Sie steht noch immer, ist erweitert worden, vermietet jetzt im Nebenhaus Zimmer und hat als Taverne Konkurrenz bekommen. Verschwunden ist das Büro des Dorfpolizisten, der immer neben der Taverne vor der Tür saß. Polizei müsste bei Bedarf aus Sparta anrücken, das nur ein paar Kilometer entfernt ist. Auch das Kafenion gegenüber vom Hotel besteht noch, um Außengastronomie mit Speisen vergrößert. Auch hier Erinnerungen. Vor 35 Jahren hatte das damals junge Pächter-Ehepaar den ersten Sohn bekommen, und aus diesem Anlass gab es die Getränke umsonst. Zwölf Jahre später fragte der Junge als Hilfe in den Ferien, was es sein darf.
Kongresszentrum im Despotenpalast
Natürlich kommt man nach Mistras, um die Ruinenstadt unterhalb der Frankenburg von 1249 zu erkunden. 40 Klöster und Kirchen gab es hier in der Blütezeit. Gleich zwei Paläste sind zu besuchen. Am Despotenpalast, einst Sitz des kaiserlichen Statthalters aus Konstantinopel, wird seit einem Jahrzehnt gebaut. Ein modernes Kongresszentrum soll entstehen. Die Hauptkirche, die Mitropolis, und das in Nebengebäuden untergebrachte Archäologische Museum werden fast täglich von Reisegruppen besucht. Und natürlich das noch immer bewohnte Pantanassakloster. Die im Hof sitzende Nonne sprach Griechisch mit Akzent. Sie stamme aus Bulgarien, erzählt sie, lebe seit 20 Jahren hier: „Es ist Heimat geworden!“ Die Ruinenstadt am Hang kann man durch zwei Tore betreten, das obere und das untere. Ich war auf dem Weg zum Eingang in die untere Stadt. Ein Jeep bremst. „Soll ich dich nach oben fahren?“ fragt Jannis und erklärt: „Du hast doch gestern bei uns gegessen.“ Es war der Tavernenbesitzer, der noch eine Familie aus Frankreich aufsammelte. Die zum Teil gut restaurierten, zumindest gesicherten Kirchen haben Namensschilder. Man würde sich sonst verlieren. Neben der Mitropolis, dem Soldatenheiligen Dimitrios geweiht, ist die Stelle markiert, an der nach der Vertreibung der Venezianer durch die Türken anno 1670 der Bischof aufgehängt wurde.
Der Despotenpalast von Mystras soll Kongresszentrum werden.
Zimmer in alten Palästen
Von Mistras nach Monemvasia: Mit öffentlichen Bussen braucht man heute mehr Zeit als vor 40 Jahren. Die Busse sind zwar moderner geworden. Aber sie fahren nicht mehr direkt, sondern nehmen viele kleine Dörfer am Wegesrand mit, die früher mit eigenen Linien bedient wurden. Also immer wieder runter von der Hauptstraße, hinein in die Berge, oft mühsames Wenden auf den engen Gassen der Dörfer. Mehr als einmal ist ein Pkw so geparkt, dass der Bus nicht um die Ecke kann. Dann muss mit lautem Hupen der Besitzer des Hindernisses gesucht werden. Nach etwa drei Stunden kommt er in Sicht, der bis 300 Meter hohe, 1.800 Meter lange Felsbuckel Monemvasia. Der inzwischen groß gewordene Ort an Land, von dem ein Damm zur einstigen Festung führt, heißt offiziell zwar Gefira, Brücke. Die meisten Bewohner aber übertragen den Namen des Felsens auch auf die neue Siedlung. Vor 40 Jahren gab es nur hier an Land Übernachtungsmöglichkeiten. In der alten Festungsstadt Monemvasia wohnten nur noch wenige Leute. Aber die Zahl der Tagesbesucher stieg stetig. Inzwischen gibt es ein halbes Dutzend kleiner Hotels und Pensionen auf dem Felsen, oft verschwenderisch schön in alten Palästen eingerichtet.
S
chon von weitem beeindruckt der Felsbuckel Monemvasia
Mit Shuttlebus fährt zum Eingangstor
Natürlich hat auch die Zahl der Tavernen und Kafenia zugenommen. Man braucht nicht mehr zu Fuß zum Felsen zu gehen. Ein Shuttlebus fährt zum wuchtigen Eingangstor. Die Hauptkirche der Oberstadt, die der heiligen Sophia, ist restauriert, täglich geöffnet zwischen 8 und 15 Uhr. Allerdings haben die Götter vor deren Besichtigung den steilen Aufstieg gesetzt. Vier ältere Herren quälen sich von Kurve zu Kurve nach oben. Ihr Führer hält zwischendurch kleine landeskundliche Vorträge. Sie stammen aus Deutschland. Der Chef hat vor 35 Jahren auf der Peloponnes ein Häuschen erworben. Zunächst als Feriendomizil, jetzt als Alterssitz. Er lädt gelegentlich Freunde ein, um im Kleinbus Ziele der Peloponnes anzusteuern. Es ist 17 Uhr, als wir oben ankommen, die restaurierte Agia Sophia-Kirche schon geschlossen. Am nächsten Tag ist also ein erneuter Aufstieg fällig. Jede Reisegruppe, die mit Führung nach Monemvasia kommt, besucht am kleinen Dorfplatz die Kirche des gebundenen Christus. Das war eine berühmte Ikone, die vor langer Zeit abhanden gekommen ist. An etlichen Ruinen steht der Hinweis „Unknown Church“. Will sagen, man weiß nicht mehr, welche oder welcher Heilige hier verehrt wurde.
Die Agia Sophia in der Oberstadt von Monemvasia ist restauriert worden
Wildschweine und Hirtenhunde
Vor dem Kafenion bekommt man leicht Kontakt. Da besprechen zwei Griechen aus Molai, dem größten Ort der Umgebung, was sie in den vier Jahren zu tun gedenken, die sie bis zum Rentenantrag noch haben. Der Eine betreibt ein kleines Fuhrgeschäft, der Andere einen Obst- und Gemüseladen. Sollen sie wirklich aufhören? Ein junges Paar sitzt am Nebentisch. Wo kommt ihr her? Aus Holland. Die junge Holländerin spricht perfekt Griechisch. Das Geheimnis ist schnell gelüftet. Sie ist Griechin, hat nach Holland geheiratet. Als sie bei der Beschreibung ihrer Reise sind, fehlt ihnen der Name einer Tropfsteinhöhle. Den kenne ich, und schon sind wir zu Fünft eine Parea, eine Gruppe, die ein paar nette Stunden gemeinsam verlebt. Schön war auch die Begegnung mit einem jungen Deutschen, der per Handy am Busbahnhof von Sparta ein Zimmer buchte. An seinem Englisch konnte ich den Deutschen erkennen und fragte: „Darf ich raten, wohin sie fahren wollen?“ Ich kannte den Namen des Hotels. Natürlich wollte er auch nach Monemvasia. Er arbeitet in der Konsularabteilung der deutschen Botschaft in Tel Aviv. Wir verabreden uns zum Abendessen. Er hatte ganz allein Teile des Europawanderweges im Taygetosgebirge zurückgelegt, berichtete von Begegnungen mit Wildschweinen und Hirtenhunden.
In der Unterstadt Monembasias findet man gute Unterkünfte.
Zeitverschwendung – Zeitgewinn
Der Rückweg von Monemvasia nach Athen gestaltete sich wieder sehr zeitaufwändig. Die Dame im Büro der Busgesellschaft empfahl ein Taxi bis Molai, von wo mittags ein Bus nach Sparta führe. In Molai schüttelte ihre Kollegin den Kopf: „Den Bus gibt es seit zwei Jahren nicht mehr!“ Also warten. Aber was hatte vor 40 Jahren ein alter Grieche den ungeduldigen Nordeuropäern gesagt? „Warum redet ihr von, weil es auch hier genug zu sehen gibt!“ Recht hatte er.
Text und Fotos: Konrad Dittrich
Diese Reportage erschien in der Griechenland Zeitung Nr. 692 am 18. September 2019.
Die Insel des Pelops ist so vielfältig wie ganz Griechenland selbst – ob es sich um das spartanische Lakonien oder die mystischen Orte Mistra und Monemvassia handelt oder um die „karibischen“ Strände vor Neapoli.
Kaum eine antike Kommune hat eine so wechselvolle und grausame Geschichte durchlebt wie Korinth – Ein Besuch
Hat die Stadt Korinth von den Korinthen ihren Namen bezogen oder umgekehrt die Korinthen von der Stadt? Dieses Problem mögen Altphilologen lösen. Tatsache ist in jedem Fall, dass das antike Korinth auch aus dieser kleinsten Rosinenart, die aus der Rebsorte Korinthiaki hergestellt wird, einen Teil seines legendären Reichtums bezog. Die Stadt auf der Landenge (Isthmus) zwischen der Peloponnes und dem griechischen Festland war in seinen Blütezeiten eine kosmopolitische und multikulturelle Metropole, die im Luxus schwelgte. Sie war so reich, dass schon in der Antike das Sprichwort aufkam: „Nicht jede Sache ist eine Reise nach Korinth wert!“ Was heißen soll, die Preise waren dort so hoch, dass man es sich überlegen sollte, dorthin zu reisen.
Die Landschaft Arkadien auf der Peloponnes wartet mit einer ganzen Reihe von Klöstern auf. In Anlehnung an den Heiligen Berg Athos wird sie deshalb bisweilen sogar als„Heiliger Berg (Άγιον Όρος / ÁjionÓros) der Peloponnes“ bezeichnet. Eine der schönsten und bedeutendsten dieser Anlagen liegt nur wenige Kilometer westlich von Astros an der Straße Richtung Tripoli. Oberhalb des Flusses Tanos schmiegt sich das Kloster Loukous in geschichtsträchtiger Umgebung an die Ausläufer der dortigen Höhenzüge.
Wer heute über die Krise in Griechenland spricht, meint zunächst überwiegend die ökonomischen Konsequenzen, die den einzelnen Bürger dieses Landes hart getroffen haben. Dabei behaupten viele, dass das nur in den großen und mittleren Städten sichtbar werde. Der Tourist, der auf einer Insel lande, würde so gut wie nichts davon mitbekommen. In Wirklichkeit verkennt man, dass der Virus des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Niedergangs schon seit Generationen die kleinen Gemeinden in der Provinz erfasst hat. Unser Autor versucht anhand einer dörflichen Gemeinde auf der Halbinsel Methana dieses Phänomen zu beschreiben.
Als wir zum ersten Mal in die südarkadischen Hügel fuhren, auf der Suche nach Lykosoura, strömte der Regen. Überfallartig hatte er uns überrascht und hing nun in den waldigen Höhen fest als sei es für immer. Die Landstraße neben einem tobenden Flüsschen wurde ebenfalls zum Fluss, die baumbestandenen Weiden und Wiesen versanken im Wasserdunst. An der Stelle, wo ein rostendes Schild einen zerborstenen Steinblock als eine antike Zisterne auswies, kehrten wir um. Doch wir gaben die Suche nicht auf und kamen ein paar Frühlingswochen später wieder in diese bereits von Pausanias beschriebene Abgeschiedenheit.
Im Unterschied zum nördlichen Arkadien mit seinen malerischen Gebirgsstädtchen ist der flachere Süden vielen Peloponnesreisenden unbekannt. Die Meisten durchfahren es ganz am Rand auf der Strecke Tripolis-Kalamata oder unterwegs nach Sparta.
Auf dem Weg von Korinth nach Epidauros stößt man kurz hinter der so genannten Selonda-Bucht mit ihren ausgedehnten Aquakulturen auf ein wahres Kleinod unter den Klöstern der Peloponnes: das Kloster Agnoundos (Ιερά Μονή Αγνούντος).
Wer auf die Peloponnes reist, reist abseits der pauschalen Routen. Raue Gebirge und fruchtbare Täler prägen den Südwesten Griechenlands, jenseits des Golfs von Korinth. In der zweiten Folge besucht die Autorin mit ihrer griechischen Partnerin Katerina Katsatou die Mani, Mystras und Monemvassia und nimmt schließlich Abschied – im antiken Theater von Epidaurus.
Wer auf die Peloponnes reist, reist abseits der pauschalen Routen. Raue Gebirge und fruchtbare Täler prägen den Südwesten Griechenlands, jenseits des Golfs von Korinth. Sämtliche Epochen hinterließen ihre Spuren auf der Halbinsel, die aussieht wie eine Hand. Ihr Ballen liegt am Golf, der Handteller in Arkadien, der Daumen in der Saronischen Bucht, die drei Finger strecken sich in die Ägäis Richtung Süden. Wir reisen durch den Ostteil der Peloponnes, meine griechische Partnerin Katerina Katsatou und ich.
Im Herbst oder Frühjahr ist Kythera bzw. Kythira eine von der Welt vergessene Insel. Doch im Sommer ist sie fest in australischer Hand. Kein Wunder, zirka 60.000 Australier stammen von hier. Erinnerungen an den letzten Sommer.
Auf den Spuren von Patrick Leigh Fermor durch das bitterschöne Land der Manioten, Teil 2
Auf den Spuren von Patrick Leigh Fermor durch das bitterschöne Land der Manioten, Teil 1
Gleich nach dem Isthmos von Korinth spreizt die mehrfingrige Landmasse der Peloponnes mit einer langen nach Osten sich erstreckenden Halbinsel gleichsam den „Daumen“ ab. Eine gut ausgebaute, hoch gelegene Küstenstraße führt dort durch ausgedehnte Kiefernwälder in den nördlichen Teil der Argolis.
Messenien erlebt dank neuer Flugverbindungen und endlich fertig gestellter Autobahn nach Kalamata gerade einen touristischen Aufschwung. Eine Vielfalt von Küsten, Burgen, Ausgrabungen und Wandermöglichkeiten sowie ein ganz besonders mildes Klima erwarten den neugierigen Gast.
Mit guten Stränden ist Messenien reich gesegnet. Ganz im Südwesten der historischen Landschaft, die in der Antike lange von Sparta unterworfen war, sind sie eher nur Beiwerk. Die messenische Mani, auch „Äußere Mani“ genannt, ist zu charaktervoll, um die Zeit mit Baden zu vertändeln. Die Dörfer mit ihren hohen Wohntürmen und wehrhaften Gehöften sind stille Zeugen einer noch gar nicht so lange vergangenen Zeit, in der das Gesetz der Blutrache Nachbarn zu Feinden werden ließ.
Alt-Kardamyli ist das schönste Beispiel für solch einen Ort. Mehrfach ziehen sich Schluchten vom schmalen Küstenstreifen dem über 2000 Meter hohen Taygetos-Gebirge entgegen. Eine Vielzahl von Wanderwegen ist insbesondere in der Gegend um Stoupa und Agios Nikolaos erstaunlich gut markiert, eine gute Wanderkarte erhältlich. Und auch mit dem Auto oder Mountainbike lässt sich eine Vielzahl mittelalterlicher, noch nicht ständig verschlossener Kirchen ansteuern, die dem Kunstfreund Erhebliches zu bieten vermögen. Die Metamorphosis-Kirche aus dem 13. Jahrhundert zum Beispiel direkt am Straßenrand in Thalames. Wie die meisten Gotteshäuser in der Mani besitzt sie keine hölzerne, sondern eine gemauerte Ikonostase. Sie ist nicht mit Ikonen behängt, sondern bemalt. Einzigartig sind hier die Kämpferkapitelle der vier zierlichen Säulen. Sie sind auf Augenhöhe mit Reliefs verziert, wie man sie sonst am ehesten in der Romanik Westeuropas findet. Da trägt ein Greif einen Hasen im Schnabel, schlägt ein nicht näher zu identifizierendes Raubtier einen Hirsch, picken zwei Vögel an Trauben. Zwei Hähne kämpfen miteinander, zwei Tiere ziehen einen Pflug, der von einem Vogel als Bauern geführt wird.
Die wenigen Küstenorte der messenischen Mani haben ihren ganz eigenen Reiz. Das zwischen steinigen Felsen versteckte Trachila erinnert Weitgereiste an Walfängerdörfer auf den Azoren, am winzigen Fischerhafen von Agios Nikolaos lässt sich von den Tavernen aus bestens das morgendliche Einlaufen der Fischer beobachten, die ihre Fänge gleich am Hafen verkaufen. Stoupa ist der Badehit der Region, weil es zwei gute Sandstrände besitzt. Kardamyli hat zwar nur einen langen Kieselsteinstrand aufzuweisen, verwöhnt aber mit besonders vielen Tavernen und einem Café mit Kultcharakter.
Von Kalamata bis nach Pylos
Heutige Hauptstadt Messeniens ist Kalamata, das sich vom schweren Erdbeben im September 1986 längst völlig erholt hat. Hier baden die Einheimischen direkt vor der langen Uferstraße mit ihren vielen jungen Cafeterias und einigen alteingesessenen Fischlokalen. Wer mehr Sand sucht, fährt preiswert mit dem Linienbus an den östlichen Stadtrand oder nach Verga. Zwischen Altstadt und Messenischem Golf lässt es sich auf breiten Boulevards herrlich flanieren. Auch am historischen Bahnhof, den leider kein Zug mehr ansteuert, lässt es sich gut sitzen. Wirklich Sehenswertes gibt es nur wenig: Vor allem das Archäologische Museum in der ehemaligen Markthalle, das modern und äußerst ästhetisch gestaltet wurde.
Weitaus geschichtsträchtiger sind allerdings einige Küstenorte auf dem westlichsten Finger der Peloponnes. Dafür haben vor allem die Venezianer gesorgt, die ihren Schifffahrtsweg aus der Ägäis in die Adria hier mit stattlichen Burgen sicherten. In Koroni steht die Burg auf einem Hügel zwischen dem Fischerstädtchen und einem kilometerlangen Sandstrand. Ein kleines Nonnenkloster neben den Ruinen einer frühchristlichen Basilika belebt die Burg, auf einem Friedhof innerhalb der Mauern werden die Toten Koronis bestattet. In Methoni haben die Venezianer eine lange, felsige Landzunge befestigt, über Pylos wiederum eine weitläufige Burg erbaut, von der aus die ganze Bucht von Navarinou zu überblicken ist. Ganz im Norden der Bucht ragt schließlich noch das Paliokastro genau dort auf, wo wahrscheinlich schon die Mykener zu König Nestors Zeiten eine kleine Festung angelegt hatten. Zwischen all diesen burgenbewehrten Küstenorten liegen einige der schönsten Strände der Peloponnes – die hohen Dünen an der Voidokoilia-Bucht nördlich von Pylos oder der insbesondere bei Windsurfern beliebte Finikounda Beach zwischen Koroni und Methoni.
Am Wegesrand
Das Binnenland Messeniens ist immer für Neuentdeckungen gut. Wir nähern uns den Ausgrabungen des antiken Messene diesmal über die gerade vollendete Autobahn Athen-Kalamata und steuern zunächst das große Dorf Meligalas an, dessen Namen „Honigmilch“ bedeutet. Sein Name steht für eins der dunkelsten Kapitel der neugriechischen Geschichte und für die Unfähigkeit, Vergangenheit kritisch zu bewältigen. Der Passant wird darauf durch ein großes weißes Kreuz aufmerksam gemacht.
Das weiße Kreuz steht unübersehbar gleich nach dem Ortsende Richtung Alt-Messene links der Landstraße. Wofür es steht, wird vor Ort nirgends erläutert. Rechts der Straße entdeckt der Stoppende dann einen weiten Platz und an einer hohen Mauer 802 Namen von Männern, gegliedert nach ihren jeweiligen Herkunftsdörfern in Messenien und mit jeweiliger Altersangabe. Der jüngste von ihnen war 16 Jahre alt. Und wieder fehlt jede Erklärung. Unterhalb des Platzes stößt der Neugierige auch noch auf eine Reihe von Gräbern. Was ist hier geschehen?
Die Leute vor Ort zucken mit den Achseln. Nur die Internet-Recherche führt weiter. Die Anlage stammt aus der Junta-Zeit (1967-1974). Sie soll daran erinnern, dass linke Partisanen hier nach dem Abzug der Deutschen aus der Region im September 1944 weit über 1.000 Griechen zusammen trieben, die sie der Kollaboration mit den Nazis bezichtigten. Sie wurden von ihnen alle erschossen. Nach dem Ende der Militärdiktatur entfernte man alle Gedenktafeln. Man wollte die Linke und die Kommunisten nicht verärgern, die jede Verantwortung für die Tat ablehnten …
Schon 300 Meter weiter lohnt erneut ein Halt. Die Mavrozoumena-Brücke überquert hier den im Winter oft reißenden Fluss Pamidos. Sie ist in Teilen über 2300 Jahre alt. Die großen, regelmäßig behauenen Blöcke stammen aus hellenistischer Zeit, die neun Bögen wurden in osmanischer Zeit konstruiert. Die Brücke ist dreiarmig, denn sie wurde direkt über dem Zusammenfluss mehrerer Verzweigungen des Baches errichtet.
100 Meter weiter überrascht ein Straßenschild mit der Aufschrift: „Welcome to Neohori Ithomis – Homevillage of Maria Kalegeropoulou (Kallas)“. Hier also soll die berühmte Operndiva und Onassis-Geliebte Maria Callas am 2. Dezember 1923 geboren worden sein? Wikipedia berichtigt die Aussage. Die Sopranistin erblickte an jenem Tag in New York das Licht der Welt, nach Griechenland kam sie zum ersten Mal 1937 nach der Scheidung ihrer Eltern. Aber immerhin stammte ihr Vater, der 1929 eine Apotheke in Manhattan eröffnete, aus diesem Dorf. Ein wenig Wahrheit haftet dem Schild also an …
Vier Kilometer hinter jenem Callas-Schild steht ein kleiner brauner Wegweiser mit der Aufschrift „Church of Agios Georgios“. Nach 600 Metern schmaler Waldstraße ist es erreicht. Eine einheimische Familie hat die weitläufige Anlage gestiftet und völlig nach eigenem Geschmack gestaltet. Kirche, Pilgerherbergen und diverse andere Räume sind terrassenförmig angelegt, die Decken der Arkadengänge mit Mosaiken geschmückt, alles wirkt äußerst verspielt und phantasievoll. Hier hat jemand seinem Heiligen ein Vermögen geopfert …
Ein archäologisches Highlight
Vom heiligen Georg bis zu einer der schönsten, bisher noch weitgehend unbekannten Ausgrabungsstätten ganz Griechenlands sind es nur zehn Fahrminuten. Beim besterhaltenen Tor einer antiken Stadtmauer, dem Arkadischen Tor, ist das Stadtgebiet Alt-Messenes erreicht. Erst nachdem Messenien 371 v. Chr. seine Unabhängigkeit von Lakonien erlangte, entstand sie als neue Hauptstadt des befreiten Gebiets. Erste Ausgrabungen fanden zwar schon 1895 statt, aber gründlich und umfassend erforscht wird das weitläufige Areal erst seit 1987. Hier wurde vorbildliche Arbeit geleistet, vieles so aufbereitet, dass es auch den Laien beeindruckt und verständlich wird. Optischer Höhepunkt ist das Stadion. Auf seiner Nordseite sind18 steinerne Sitzreihen bestens erhalten. Teile der 110 Meter langen Säulenhallen, die den Stadionbesuchern in den Pausen Schatten spenden konnten, wurden rekonstruiert, ebenso ein tempelartiges Heroon. Spaß macht auch eine Wanderung entlang der größtenteils bis zu den Zinnen erhaltenen Stadtmauern, die sich kilometerlang samt Türmen durch die hügelige Landschaft ziehen. Und fast immer hat der Besucher dabei den Messenischen Golf mit seinen vielen guten Stränden vor Augen.
Text und Fotos: Klaus Bötig
Arkadien gilt seit altersher als Land der Hirten und Herden. Weite Ebenen und unendlich viele Hügel gelten als Markenzeichen der historischen Landschaft. Doch Arkadien grenzt auch ans Meer. Seine Küste zwischen Astros und Leonidio gehört zu den unbekanntesten Urlaubsregionen Griechenlands.
Die große Volkszählung von 2011 brachte ans Licht, welche der 325 „dimoi“ genannten, deutschen Landkreisen ähnlichen Verwaltungsbezirke Griechenlands am dünnsten besiedelt sind. Zwei der 25 Spitzenreiter in punkto Einsamkeit liegen auf der Peloponnes: die Demen Kalavryta und Gortynia, beide abseits der Küsten in den Bergen. Im Kreis Kalavryta, der zur Achaia mit der Hauptstadt Patras gehört, leben immerhin noch 10,44 Einwohner auf dem Quadratkilometer. Der arkadische Kreis Gortynia bringt es gerade einmal auf 9,62 Einw./km2. Zum Vergleich: In Deutschland drängen sich 229 Menschen auf 1x1 km, im gesamten Griechenland immerhin noch 86.
Ein ausgezeichneter Winzer, von dem auch die GZ ihre Weine bezieht
An der Region Egialia auf der Nordpeloponnes fahren fast alle Touristen einfach vorbei. Sie bietet aber den Besuchern Einiges und ist mit ihrem Zentrum, der Stadt Egio, idealer Ausgangspunkt für Ausflüge zum Meer und in die Berge. Viele Gebäude von Egio tragen übrigens die Handschrift des sächsischen Architekten Ernst Ziller (1837-1923).
Die Straße von Korinth nach Patras gilt gemeinhin nicht als sonderlich reizvoll. Touristen sehen zu, die seit Jahren von permanenten Baustellen übersäte und noch dazu gefährlichste Straße Griechenlands – an der seit Jahren gebaut wird, und die eventuell bis Ende 2015 fertig gestellt sein soll – so schnell wie möglich unfallfrei hinter sich zu bringen.