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„Die Klimakrise ist bereits hier“: Waldbrandbekämpfung rückt auf die Tagesordnung Tagesthema

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Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt ein Mitglied der griechischen Feuerwehr im Einsatz. Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt ein Mitglied der griechischen Feuerwehr im Einsatz.

„Die Feuerwehr ist in der vorigen Woche bei hunderten von Wald- und Buschbränden im Einsatz gewesen, und das mitten im Frühling.“ Mit diesen Worten hat Regierungssprecher Pavlos Marinakis die Situation in Griechenland nach einem regenarmen Winter und für den Monat März überdurchschnittlich hohen Temperaturen umrissen. Es sei offenkundig, dass „die Klimakrise bereits hier ist“, so Marinakis.

Er ergänzte, dass allein zwischen dem 8. und 14. April insgesamt 472 Wald- und Buschbrände ausgebrochen seien, 428 davon konnten bereits im Anfangsstadion bekämpft werden, ehe sie sich weiter ausbreiten konnten. In diesem Zusammenhang wurden 24 Personen wegen Brandstiftung verhaftet. Bei den anderen Wald- und Buschbränden müssten die Ursachen noch geklärt werden, so der Regierungssprecher.  

700 zusätzliche Feuerwehrleute

Zuvor hatte Premierminister Kyriakos Mitsotakis festgestellt, dass sich die Gemeinden von Anfang an über das System „engage“ an der Brandbekämpfung beteiligen würden. Zudem würden Löschflugzeuge und Hubschrauber der Feuerwehr eher als bisher zum Einsatz kommen, so Mitsotakis. Er fügte hinzu, dass zusätzlich 700 Feuerwehrleute für die Bekämpfung von Waldbränden im Sommer eingestellt worden seien. Mit dem Programm „Antinero“ sollen außerdem Schneisen in den Wäldern entstehen, die die Brandbekämpfung erleichtern sollen. Über eine digitale Plattform sollen Bürger zudem melden, ob und wann sie ihre Grundstücke von vertrockneten Gräsern und Gestrüpp gesäubert haben. Mitsotakis erläuterte auch, dass Brandstiftungen, die Todesfälle nach sich ziehen, mit lebenslänglichen Haftstrafen geahndet werden. Auch für den Fall, dass es zu ökologischen Katastrophen komme, würden schwere Strafen verhängt: Dann drohen 20 Jahre Haft und Geldstrafen in Höhe von 200.000 Euro. Es handle sich um eine „nationale Bemühung, Menschenleben, unseren Besitz, die Umwelt, aber auch unsere Heimat zu schützen“, so der Regierungschef.

„Fahrlässigkeit kann kriminell sein“

Wie kritisch die Lage bereits Anfang April war, unterstreicht auch die Tatsache, dass am 6. des Monats innerhalb von nur zwölf Stunden 71 Wald- und Buschbrände landesweit ausgebrochen waren. Auf der Peloponnes, in Attika, in der Ägäis sowie in Mittelgriechenland herrschte Alarmstufe vier – von insgesamt fünf möglichen Alarmstufen.
Grund dafür sind nicht nur die für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Temperaturen, sondern auch sehr starke Winde gewesen. In der Nähe von Ierapetra in Lassithi auf Kreta wurden bei einem Brand etwa 200 Hektar Busch- und Waldlandschaft vernichtet. Drei Personen wurden verletzt, darunter ein Feuerwehrmann sowie ein 74-Jähriger, der versucht hatte, sein Haus vor den Flammen zu schützen. Letzter musste mit schweren Brandwunden in einem Krankenhaus behandelt werden. Mehrere Ortschaften mussten evakuiert werden. Mehr als 180 Feuerwehrleute sind im Einsatz gewesen. Ein 35-jähriger Mann wurde wegen fahrlässiger Brandstiftung verhaftet.
„Alle müssen verstehen, dass man nicht mit dem Feuer spielt.“ Dieses Statement stammt vom Minister für Klimakrise und Bürgerschutz Vassilis Kikilias. Ob die Brandstiftung durch Fahrlässigkeit verursacht wurde oder vorsätzlich gewesen sei, spiele dabei keine Rolle, so Kikilias. Entscheidend sei, dass durch die Flammen erhebliche Sachschäden verursacht würden und Menschen dabei sterben könnten. In diesen Fällen könne auch Fahrlässigkeit kriminell sein.

Die Stimmen der Opposition

Oppositionschef Stefanos Kasselakis rief dazu auf, dass der Bürgerschutz eine „nationale Notwendigkeit“ werden müsse. Er hatte nach dem Waldbrand Lassithi einen offiziellen Besuch abgestattet und sich u. a. mit Feuerwehrleuten getroffen, die während des Waldbrandes im Einsatz gewesen sind. Dabei stellte er fest, dass für die Brandbekämpfung ein Plan, Ressourcen, Infrastruktur und Koordination nötig seien. Aus den Reihen der Neuen Linken hieß es: „Die Klimakrise ist hier, und sie wird jedes Jahr katastrophaler.“ Hier erinnerte man daran, dass Ende März während eines verheerenden Waldbrandes in den mittelgriechischen Pieria-Bergen etwa 250 Hektar zu Schutt und Asche verbrannten.

(Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

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