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Licht und Schatten in den Kalithea-Thermen

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Licht und Schatten in den Kalithea-Thermen

Die Kalithea-Thermen sind ein beinahe magischer Ort: in der 1920er Jahren erbauten Italiener in einer wunderschönen Felsbucht im Nordosten von Rhodos Badehäuser und Arkadengänge an einer Stelle, an der es in der Antike schwefelhaltige Thermen gab. Noch heute ist die Anlage im orientalischen Stil dank aufwändiger Restaurierungsarbeiten ein wunderschöner Ort inmitten grüner Natur, der viele Reisende anzieht und auch für Hochzeitsfeiern gerne genutzt wird.


Eines schönen Tages im Jahr 2015 besuchten wir die Thermen und beobachteten, wie große Tische für ein Hochzeitsessen eingedeckt wurden: sie waren auf einer Terrasse direkt am Wasser aufgestellt und sehr festlich mit weißen Tischdecken, Servietten, Kerzen und Blumenschmuck dekoriert. Wie wir noch den Fortgang der Vorbereitungen beobachteten, kamen ein paar junge Männer von der Meerseite her über eine Felswand geklettert. An dieser Stelle konnten wir das Meer nicht sehen und dachten daher, dass sie vielleicht vom Angeln zurückkämen. Aber statt Angeln hatten sie Rucksäcke bei sich und nach ihnen kamen immer mehr Menschen über den Berg. Zunächst noch mehr junge Männer, dann auch Frauen mit kleinen Kindern auf dem Arm, Kinder, Jugendliche und ältere Männer. Alle waren sauber gekleidet, hatten Taschen oder Rucksäcke bei sich. Sie kamen einer nach dem anderen über den Felsrücken und trotz der vielen Menschen – es mögen etwa 50 gewesen sein – herrschte eine Stille, die die Szene surreal wirken ließ. Keiner der Angekommenen sprach, während sie auf einige Polizisten zuliefen, die wir vorher nicht gesehen hatten. Da erst wurde uns bewusst, was wir da gerade sahen: hinter den Felsen war ein Flüchtlingsboot am Strand angekommen und die Menschen darauf kamen nun an Land und wurden von dort mit Bussen in die Inselhauptstadt gebracht. Noch bis heute wirkt der beklemmende Eindruck in uns nach, wie nah sich ganz unvermittelt vermeintliches Paradies und menschliche Notlage kommen können.

Text und Foto: Gesine Koetzing

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