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Griechenland gratuliert dem neuen US-Präsidenten – und wartet ansonsten ab Tagesthema

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Griechenland gratuliert dem neuen US-Präsidenten – und wartet ansonsten ab

Nachdem Trump am Dienstag zum neuen US-Präsidenten gewählt worden ist, hat ihm die politische Führung Griechenlands zu einem Wahlsieg gratuliert. Für Hellas, so die Hoffnung vieler Politiker in Athen, dürfte sich nach diesem Regierungswechsel nicht viel ändern.

Eher neutral wurde die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten in Athen kommentiert. Von Beirut aus, wo sich Außenminister Nikos Kotzias derzeit aufhält, übermittelte dieser seine Glückwünsche. Er erklärte, dass die griechische Regierung mit den USA, dem amerikanischen Volk sowie mit den Demokraten und den Republikanern in diesem Land gute Beziehungen unterhalte. Bereits im September hatte der griechische Außenminister eine Begegnung mit Mitgliedern des Stabes von Trump gehabt.

„Respektierte Entscheidung“
Auffallend zügig reagierte der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos auf den Wahlsieg Trumps. Per Twitter hob er noch am Vormittag die Rolle von Georg Papadopoulos hervor. Der griechischstämmige US-Amerikaner war außenpolitischer Berater des neuen Präsidenten im Wahlkampf. Kammenos ist mit seiner rechtspopulistischen Partei „Unabhängige Griechen“ Juniorpartner im Kabinett von Alexis Tsipras. Einige Äußerungen Trumps aus dessen Wahlkampf dürften durchaus auf offene Ohren bei Griechenlands Rechtspopulisten gestoßen sein.
Aus den Reihen der konservativen Nea Dimokratia kommentierte der Parteisprecher Jorgos Koumoutsakos recht neutral, dass das amerikanische Volk eine demokratische Entscheidung getroffen habe. Dieses Ergebnis werde von allen Seiten respektiert. Die griechisch-amerikanischen Beziehungen seien „robust“ und würden das auch bleiben.
Der Vorsitzende der liberalen „To Potami“ Stavros Theodorakis bemühte ein Sprichwort der Indianer: „Wir alle haben in uns einen guten und einen bösen Wolf. Und es gewinnt derjenige, den wir am meisten füttern.“ Vor den Wahlen hatte sich Theodorakis deutlich für einen Wahlsieg der Gegenkandidatin Trumps Hillary Clinton ausgesprochen.
Der Parteichef der Demokratischen Linken Thanasis Theodoropoulos bezeichnete das Ergebnis der US-Wahlen als einen „Schock“. Aus dem rechtsradikalen politischen Spektrum Griechenlands gratulierte Failos Kranidiotis von der „Nea Dexia“ Trump zu dessen Sieg und resümierte nicht eben unerfreut: „Die Zeiten gaben sich geändert!“

Auswirkungen auf Hellas
Was Trumps Einzug ins Weiße Haus für Griechenland letztlich im Einzelnen bedeutet, wird sich in der Praxis zeigen. Die wichtigsten Fragen, die sich für das Land stellen, sind der Ausweg aus der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie auch eine Lösung in der Flüchtlingskrise. Auch der Einfluss der USA auf die türkisch-griechischen Beziehungen sowie auf die Lösung der Zypernfrage ist nicht zu unterschätzen. Generell hat sich Trump in der Vergangenheit nur wenig über Griechenland geäußert. Beobachter gehen aber davon aus, dass sich die Positionen der USA in wichtigen Fragen nicht grundsätzlich verändert werden.

Obamas Besuch rückt in den Hintergrund
In der kommenden Woche wird der scheidende US-Präsident Barack Obama im Rahmen seiner letzten offiziellen Europareise auch Athen einen offiziellen – immerhin fast zweitägigen – Besuch abstatten. Er wird in der Sternwarte der Hauptstadt eine Rede halten; im Hintergrund wird die Akropolis zu sehen sein.
Voraussichtlich wird sich Obama nochmals verbal für Schuldenerleichterungen für Griechenland einsetzen. Allerdings, und auch darüber ist man sich in Griechenland im Klaren: nach dem Wahlsieg Trumps über Clinton werden derartige Statements politisch eher geringen Wert haben. Und ob der neue Mann im Weißen Haus in Washington wie sein Vorgänger eine Lanze für Athen bricht, damit das Land aus der Krise findet, ist fraglich.

Elisa Hübel

Unser Archivaufnahme (© Eurokinissi) entstand vor ziemlich genau neun Jahren am 8. November 2007; es ist die einzige Aufnahme, die uns vom neuen US-Präsidenten Donald Trump (l.) zur Verfügung steht. Der Mann rechts im Bild ist der damalige griechische Finanzminister Jorgos Alogoskoufis (Nea Dimokratia). Begleitet wurde der Minister aus Athen damals von zahlreichen Unternehmern und Börsenexperten. Anlass für das Treffen war der „Greek Day at NYSE“, der zu Ehren Griechenlands in New York stattfand.

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