Login RSS

Das Mädchen aus Piräus

  • geschrieben von 
Das Mädchen aus Piräus

„Hört was er sagt“ krähte das Kleinkind, bevor es vom Papas kurzerhand in das Taufbecken getaucht und auf den Namen Eleni, die Griechin, getauft wurde. Das vorlaute Kleinkind, das schon sprechen konnte, weil es für griechische Verhältnisse ungewöhnlich spät mit erst zwei Jahren getauft wurde, war unsere
Mama. Ihr Vater, Panagiotis, hatte sich als griechischer Marineoffizier in eine Bayerin verliebt, Großmutter Warwara, die als deutsche Gouvernantin nach Athen gekommen war. Es dauerte eine Weile, bis er die Sondergenehmigung zur Eheschließung mit der Deutschen bekommen hatte und so hatte sich die Liebe in Form unserer Mutter vorzeitig ins Leben gedrängt.

IMG 1353.JPGsmall

Zweisprachig aufgewachsen war unsere Mutter „Lela“ 17 Jahre alt, als sie das Abitur absolviert hatte. Und in dem von den Deutschen besetzten Griechenland herrschten Not und Hunger. Eleni wollte etwas Geld verdienen und bot in der Hafenkommandatur von Piräus erfolgreich ihre Dienste als Dolmetscherin an.
So geschah es, dass sie – wie die Protagonistin in dem berühmten Lied von Melina Merkouri „ Ein Schiff wird kommen und das bringt mir den Einen, den ich so liebe wie keinen...“ - den deutschen Marineleutnant Heinz, unseren Vater kennenlernte. Der hielt nach dem Krieg um ihre Hand an und holte sie nach Deutschland. Und wie in dem Lied „Ein Schiff wird kommen...“ bekam das Mädchen aus Piräus, unsere Mama Lela, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier Kinder, meine Schwestern und mich.

20 Terrassenblumn und Dorfansicht-kl 3.jpgsmall

 

Jeden Sommer flogen wir nach Athen, und verbrachten die Sommerferien bei unserer Oma Warwara in Piräus, in Cap Sounion, in Vouliagmeni und auf Ägina. Später las ich Henry Millers „Der Koloss von Maroussi“ und so wuchs in mir mit den Jahren der Wunsch nach einem eigenen Haus auf einer griechischen Insel, in dem ich im Sommer schreiben, arbeiten, auf einer Terrasse unter dem Sternenhimmel mit wachen Menschen philosophieren und das Leben besingen würde. Heute habe ich
dieses Haus, in einem Bergdorf auf Samos mit Blick über das Meer auf die türkische Küste. Dort gebe ich im Sommer Seminare und philosophiere mit bewussten Menschen über das Leben und genieße die Schönheit der Insel, die mich immer wieder tief berührt. Dieses Land, dieses Meer, diese Natur, dieses
Licht, diese Menschen. So schlägt mein Herz für Griechenland.

Friederike Matheis

Dieser Beitrag und die Fotos wurden uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Friederike Matheis zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken.

Nach oben

 Warenkorb