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Der Traum des Lebens

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Der Traum des Lebens

... und sie träumen den Traum des Lebens immer noch am Schönsten

Es ist ja nicht so, dass in Griechenland das Meer blauer ist als anderswo auf dieser Welt.
Auch die Sandburgen halten im Sand der griechischen Strände nicht besser als irgendwo anders.
Und selbst die kulinarischen Highlights kommen vermutlich anderorts heißer,
wenn auch nicht besser, auf den Teller, der auf einer Papiertischdecke platziert wurde.

Also was macht den Reiz dieser Kultur aus; den oft beschriebenen Virus dieses Kosmos im Süden Europas?

Wir fahren nicht in ein Urlaubsland, an einen Traumstrand oder gar in ein 5-Sterne-Hotel.
Nein! Wir besuchen Eleni mit ihrem Kosta, der zuviel raucht; Georgios mit seinen fünf Kindern oder gar den inzwischen
in die Jahre gekommenen Michalis, der jedes Jahr auf`s Neue so laut mit seinen Kellnern redet, dass man glaubt, sie haben Krach.

Und genau für diese paar Tage oder Wochen nehmen wir um so intensiver teil an dem Leben eines Griechen. Wir werden Teil seines Universums,
weil er uns teilhaben lassen will.
Völlig losgelöst von Politik und Wirtschaft, von Krisen und Problemen.
Sprachprobleme löst man eh mit Händen und Füssen und etwas Ouzo oder Raki.

Es fasziniert uns, wie leicht das Leben sein kann. Wie einfach Probleme des Alltags sich in Luft auflösen können, wenn man den Mut dazu hat.
Busse halten am Straßenrand, um das alte Mütterchen mitzunehmen. Na und, dann kommt der Bus eben fünf Minuten später.
Straßen werden ohne großes Tamtam abgesperrt, weil eine Hochzeitsgesellschaft Platz zum Tanzen benötigt. Wen stört das? Niemanden!

Wir möchten einfach nur ein Stück dieser Lebensfreude, dieser unsagbaren Leichtigkeit des Seins aufsaugen.
Ja, wir möchten sie eigentlich stückchenweise in den Koffer packen, um sie mitzunehmen nach Hause.
Aber das gelingt uns nicht, wird es auch nie.
Daher reisen wir Jahr für Jahr erneut zu unserer "Familie".

Dorthin, wo stolze Väter uns von der Schönheit der Tochter erzählen, aber auch von der Landschaft und den Bergen um ihr Dorf herum,
welches sie nie verlassen wollen, komme was da wolle.
Ein Grieche lebt und liebt seine Heimat, seine Kultur mit seiner Sprache, seine Musik und seinen Tanz. Nirgendwo auf dieser Welt wird es ihm gelingen,
so sehr im Einklang mit der Natur zu leben wie zuhause.

Wir lieben ihn für seine fast kindliche Schwärmerei, ja manchmal beneiden wir ihn auch um so viel Gefühl, um so viel Pathos.

Immer wieder wurde er gebeutelt vom Schicksal, so viele unzählige Besatzer suchten seine Küsten heim. Der Grieche kämpfte,
trotzte und bewies immer wieder Mut, Mut er selbst zu bleiben. Kein Besatzer schaffte es, ihm seine griechische Seele zu rauben oder gar seinen Geist aufzulösen.

Freiheit oder Tod!

Wenn wir den Geschichten aus alten Zeiten lauschen, so theatralisch wie sie dargebracht werden, haben wir oft den Eindruck, Odysseus höchstpersönlich sitzt vor uns.
Schlitzohrig, lächelnd und immer etwas im Schilde führend. Märchen für Erwachsene, deren Charme wir uns nicht entziehen wollen.

Allgegenwärtig ist die Vergangenheit, ein Grieche kann sie nicht abschütteln.
Und so ist er im Geiste immer auch ein Stück Kolokotronis, Bouboulina, Achill oder gar Odysseus.

Und wir? Ja, wir hätten in solchen Momenten auch gern ein Stück dieser Vergangenheit,
ein wenig dieses Auf-etwas-stolz-sein.
So werden wir in diesen kleinen Augenblicken ein wenig zum Griechen oder glauben, früher einmal einer gewesen zu sein.

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Maria Laftsidis-Krüger

 

Dieser Beitrag und die Fotos wurden uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Frau Maria Laftsidis-Krüger zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken.

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