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Beschämt und nachdenklich

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Foto © gz Archiv/ Denkmal in Distomo Foto © gz Archiv/ Denkmal in Distomo

Während ich in der GZ Nr. 619 (14.3.2018) den Leserbrief meines Lehrerkollegen Dieter Dresen las, entstand bei mir das Bedürfnis, darauf zu reagieren. Vor vielen Jahren hatte ich nämlich oben in Kalavryta eine rührende Begegnung, wo mich – beschämt und nachdenklich auf dem Hang sitzend – ein paar alte Frauen in Schwarz, offenbar  Witwen vom Dezember 1943, ohne Schuldzuweisungen ansprachen und trösteten, als sie erfuhren, dass ich aus Deutschland kam. Auch in Distomo und in Anogia auf Kreta begegnete ich betroffenen Menschen, die ähnlich reagierten! 

Ich bin seit nunmehr über 55 Jahren Griechenland-„Tourist“, liebe dieses Land und weiß seit langer Zeit, u. a. aus der Biographie und den Liedertexten von Mikis Theodorakis einiges aus den Gräuelzeiten der deutschen Besatzung Griechenlands und auch während des Bürgerkrieges und der Juntazeit. – Daher freut es mich, dass Herr Dresen –  trotz der „Gnade seiner späten Geburt“ – geschichtsbewusst aktiv geworden ist, im Gegensatz zu vielen Politikern und auch Journalisten, die in den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg bzgl. Griechenland vieles an Zuwendung und Wiedergutmachung haben vermissen lassen! Erst Johannes Rau (2000) und Joachim Gauck (2014) sind  als deutsche Staatsoberhäupter mit ihren Besuchen in Kalavryta bzw. Lyngiades/Epirus ihrem historischen Gewissen gerecht geworden! – Übrigens bin ich auch schon mit meinen Kindern vor langer Zeit – mit der Bergbahn durch eine wunderschöne Landschaft – nach Kalavryta gefahren. Im Bewusstsein dieser für Griechen erlebten Vergangenheit, trotz offensichtlich einiger politischer Fehlentwicklungen dort, steht es uns Deutschen nicht zu, den Griechen mit Hohn zu begegnen, wie das leider häufig geschieht! „Die Griechen“ sind liebenswürdige Menschen, nicht nachtragend!

Horst Plümpe, Münster u. Porto Cheli

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