Für große Erleichterung sorgte in Griechenland die Klarstellung Ägyptens, dass man das griechisch-orthodoxe Kloster der Heiligen Katharina im Süden der Halbinsel Sinai nicht antasten und dass dessen autonomer Status weiterhin geschützt und gewahrt werden soll.
Zuvor hatte ein Urteil der ägyptischen Justiz für große Beunruhigung gesorgt; erste Interpretationen waren davon ausgegangen, dass das Kloster enteignet bzw. beschlagnahmt werden könnte. Seitens der ägyptischen Regierung wurden diese Gerüchte noch am Donnerstagabend dementiert. Ein Sprecher aus Kairo stellte klar, dass der religiöse und historische Charakter des Katharinenklosters beibehalten werden. Das diesbezügliche Gerichtsurteil habe sich vielmehr auf „entlegene Gebiete“ bezogen, „die in geschützten Naturreservaten“ liegen: unbewohnt und weit vom Kloster entfernt. Für diese Gebiete gebe es keine Besitztitel und würden deshalb als Eigentum des ägyptischen Staates betrachtet. Allgemeines Ziel der Regierung in Kairo sei es, die „historischen, freundschaftlichen und brüderlichen Beziehungen“ mit Griechenland zu pflegen. Die Präsidentschaft der Republik Ägypten versichere, den Status des Klosters der Heiligen Katharina zu wahren und diesem nicht zu schaden. Vor Bekanntwerden dieser besänftigenden Erklärungen hatte sich u. a. der Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Ieronymos, zu Wort gemeldet. Er sprach in Interpretation des ägyptischen Gerichtsurteils von der „Abschaffung eines jeden Rechtsbegriffs“, wodurch abermals „die historische Wahrheit verzerrt“ werde. Eine Beschlagnahmung oder Konfiszierung der Immobilie könne man auf keinen Fall hinnehmen, so das Kirchenoberhaupt. Zu Wort gemeldet hatte sich auch der frühere Ministerpräsident Antonis Samaras (2012-2015). Er kritisierte eine „unvorstellbare Entscheidung Ägyptens, den geistlichen Leuchtturm der Orthodoxie und des Hellenismus“ enteignen zu wollen. Bei diesem Kloster mit dem offiziellen und etwas sperrigen Titel „Heiliges Autonomes Königliches Kloster der Heiligen Aikaterini des Heiligen, von Gott betretenen Berges Sinai“ handelt es sich um eines der ältesten christlichen Klöster der Welt. – Durch seine abgelegene Lage auf der Halbinsel Sinai in knapp 1.600 Metern über dem Meer war es keinen Zerstörungen, etwa durch kriegerische Auseinandersetzungen, ausgesetzt. An dieser Stelle soll Gott Mose die zehn Gebote vermittelt haben. Das Kloster ist seit der Spätantike ständig bewirtschaftet und u. a. für seine einmalige Bibliothek bekannt, zu der auch viele Handschriften zählen, die historisch sehr wertvoll sind. Ebenfalls bemerkenswert ist eine Sammlung frühbyzantinischer Ikonen sowie die byzantinische Architektur des Klosters. (Griechenland Zeitung / Jan Hübel)