Für den kommenden Donnerstag (12.5.) haben Griechenlands Journalisten zu einem weiteren 24-stündigen Streik aufgerufen. Bereits gestern (5.6.) waren zahlreiche Medienarbeiter im ganzen Land auf die Barrikaden gegangen.
Gefordert werden die Unterzeichnungen von Rahmentarifverträgen und die Gewährleistung angemessener Arbeitsbedingungen. Während einer Kundgebung vor den Büros der Journalistengewerkschaft ESIEA in Athen hieß es auf einem Transparent: „Die Veröffentlichung ist die Seele der Demokratie“. Verurteilt wurde vor allem eine „unnachgiebige Haltung“ der Verlegerverbände. Dort würde man das Phänomen der Teuerung und die Tatsache, dass der reale Wert der Gehälter permanent dahinschmelze, schlicht ignorieren. Außerdem hätten die Medienbesitzer des Landes ein Verfahren zur Verabschiedung von Rahmentarifverträgen boykottiert. Vertreter der Journalisten machen darauf aufmerksam, dass die Rahmenverträge seit 17 Jahren eingefroren seien; dies führe u. a. zu enormen Gehaltsunterschieden in der Branche. Gefordert werden seitens der Arbeitnehmer Einstiegsgehälter von 1.250 Euro bei allen Medien, Zuschläge für geleistete Arbeit an Wochenenden und eine tägliche Entschädigungspauschale von 350 Euro, wenn Medienarbeiter in Kriegsgebiete entsandt werden. Auf dem Forderungskatalog steht außerdem eine Unterstützung von Medienbetrieben – vor allem in Printbereich – damit keine weiteren Arbeitsplätze verloren gehen. Erst vor wenigen Tagen war mehr oder weniger über Nacht der Fernsehsender Attica TV geschlossen worden, der zur Wide Media Group gehörte. Dutzende Mitarbeiter wurden entlassen. In der offiziellen Begründung hieß es, dass Verhandlungen über die Kosten für die Sendefrequenz gescheitert seien. – Die entsprechende Frequenz gehört der Gemeinde Aspropyrgos, etwa 15 Kilometer Luftlinie nordwestlich von Athen. ESIEA äußerte den Verdacht, dass es sich „um politische und geschäftliche Spielchen“ handle. Der TV-Sender hatte relativ kritisch berichtet. Man machte darauf aufmerksam, dass das Senderecht erst am 30. September ausgelaufen wäre. Bei der erfolgten Schließung seien aber auch die Rechte der Arbeitnehmer missachtet worden. Viele der Mitarbeiter seien zu einem freiwilligen Ausscheiden überredet worden – mit geringeren Abfindungen als gesetzlich vorgesehen. Dadurch hätten die Arbeitgeber obendrein auch noch Kosten gespart. Die Wide Media Group betreibt noch weitere Massenmedien in Griechenland, darunter der TV-Sender Action 24 und Internetportale. Besitzer sind drei griechische Unternehmer, die ihr Geld vor allem in anderen Branchen verdienen: Schifffahrt, Bau und Energie. Dass hinter journalistischen Medien betuchte Finanziers aus anderen Wirtschaftsbereichen stehen, ist in Griechenland eine Realität – ausgenommen der staatlichen Medien, die wiederum unter dem Einfluss der jeweiligen Regierungen stehen. (Griechenland Zeitung / Jan Hübel)