Login RSS

Griechenland vor den Präfektur- und Kommunalwahlen Tagesthema

  • geschrieben von 
Griechenland vor den Präfektur- und Kommunalwahlen
Griechenland / Athen. Am Sonntag werden in ganz Griechenland die Präfektur- und Kommunalwahlen stattfinden. Erstmals können auch Bürger aus Nicht-EU-Staaten an den Wahlurnen ihre Stimme abgeben. Landesweit sind rund 9,8 Millionen Bürger dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Es ist der erste Urnengang nach dem Wahlsieg der PASOK im Oktober 2009.
09. Der Wahlkampf läuft derzeit auf vollen Touren, daran beteiligen sich vor allem auch die Vorsitzenden der Parlamentsparteien. Als Höhepunkt wird die Rede von Premierminister und PASOK-Chef Jorgos Papandreou am heutigen Freitag gewertet.
Premier Jorgos Papandreou rief die Wähler bereits in den letzten Tagen immer wieder zu einem „Vertrauensvotum“ auf. Indirekt hat er bereits vorverlegte Parlamentswahlen angekündigt, falls die Kandidaten seiner Partei schlecht abschneiden sollten. Er begründete dies mit der extrem schwierigen Finanz- und Wirtschaftslage. Diese sei ohne eine breite Zustimmung des Volkes nicht zu meistern. Der Vorsitzende der größten Oppositionspartei Nea Dimokratia, Antonis Samaras, forderte seine rund 800.000 Parteimitglieder unterdessen in einem Rundschreiben dazu auf, gegen die Kandidaten der PASOK zu stimmen. Nur wenn die Regierung eine deutliche Wahlniederlage erleiden werde, „wird sie zum zurückweichen gezwungen.“ Nur auf diese Weise, so Samaras, würden sich „die Dinge schnell ändern“.

Endspurt für die Regional- und Kommunalwahlen

Obwohl es sich nur um Regional- und Kommunalwahlen handelt, mobilisieren die griechischen Parlamentsparteien wenige Stunden vor den am kommenden Sonntag stattfindenden Urnengang noch einmal alle Kräfte und verleihen dem Wahlkampf eine immer stärkere „nationale“ Dimensionen. Das griechische Volk muss sich zwischen Stabilität und Abenteuer entscheiden, betonte etwa Premierminister Jorgos Papandreou von der sozialistischen PASOK in einer Rede in Patras. Seine Absicht sei es, den bisher eingeschlagenen Weg mit derselben Leidenschaft weiter zu gehen, und nicht, vorgezogene Neuwahlen auszurufen. In den Medien wird dieses Szenario aber nicht ausgeschlossen. In einer Sitzung mit Ministern soll Papandreou festgestellt haben: „Wenn beim Wahlergebnis am Sonntag ein  Zurückweichen der Kräfte des Fortschritts konstatiert werden muss, habe ich persönlich keine andere Wahl, als vom Volk selbst eine Entscheidung darüber zu verlangen, ob es eine Fortsetzung unserer Bemühungen zur Rettung des Landes wünscht oder eine Rückkehr zu den katastrophalen Jahren davor.“ Als möglichen  Termin für vorverlegte Neuwahlen nennen journalistische Quellen den 12. Dezember.
Der Vorsitzende der konservativen Oppositionspartie Nea Dimokratia (ND) Antonis Samaras kritisierte unterdessen am Donnerstagabend im Rahmen einer Veranstaltung des „Instituts für Demokratie – Konstantinos Karamanlis“ die Wirtschaftspolitik der Regierung. Er betonte die Notwendigkeit für eine soziale  Marktwirtschaft als ideologische Grundlage für den Weg aus der Krise. Man brauche den Staat weder als bloßen „Nachtwächter“, wie es extrem neoliberale Positionen fordern, noch als Produzent, wie es der Staatssozialismus fordert. Man brauche den Staat als Regulator sowohl für den freien Markt als auch für den sozialen Zusammenhalt. Im Hinblick auf das Konsolidierungsprogramm der Regierung meinte der ND-Vorsitzende, dass die Haushaltssanierung alleine ohne begleitende Maßnahmen die wirtschaftlichen Aktivitäten gelähmt habe. Die griechische Wirtschaft sei derzeit traumatisiert. Das sei „keine Wirtschaft, das ist Dürre“, so Samaras.
Auch bei den anderen Parteien standen eher die Wirtschafts- und Reformpolitik der Regierung stärker im Mittelpunkt als kommunale oder regionale Probleme. Die Generalsekretärin der kommunistischen KKE, Aleka Papariga stellte in Athen fest:  „Die Arbeitnehmer haben eine Waffe. Entweder sie setzen sie an die eigene Stirn oder sie richten sie gegen die PASOK und die ND.“ Wer für eine dieser beiden Parteien stimme, begehen politischen Selbstmord.
Der Vorsitzende des Linksbündnisses SYRIZA Alexis Tsipras vertrat in Ioannina die Ansicht, dass der Milliardenkredit der EU, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank nicht gewährt wurde, um die griechische Wirtschaft vor dem Bankrott zu retten. Ziel sei es gewesen, die Strukturreformen durchzudrücken. Vor dem „Rettungsschirm“ habe die Staatsverschuldung 110 % des BIP betragen, danach werde es 150 % betragen. „Wo ist also die Rettung des Landes“, fragte Tsipras.
Der Chef der orthodoxen Volkssammlung LAOS, Jorgos Karatzaferis forderte eine ökumenische Herangehensweise, damit das Land aus der Krise geführt werden könne und rief Staatspräsident Karolos Papoulias dazu auf, entsprechend initiativ zu werden. (Griechenland Zeitung / eh/as/sh; Foto: Eurokinissi. Das Bild zeigt den Minister für Inneres, Dezentralisierung und E-Government, Jannis Ragoussis, bei der Generalprobe für Auszählung und Bekanntgabe der Wahlergebnisse am Sonntag.)


Nach oben

 Warenkorb