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Dezember 2025 - GRIECHENLAND.NET

Unterwegs im schönen Land der „Unerfassten“

Reisen in die Stille – Agrafa
 
Bis Agrafa drangen die Steuereintreiber des Sultans nie vor. Die Bewohner der Gebirgsregion im südlichen Pindos-Gebirge wurden in den Steuerlisten der Osmanen nie erfasst. Sie waren die „Agrafa“, die „Nicht Aufgeschriebenen“.
 
Erst in den letzten Jahren wurde in griechischen Blättern und Reisemagazinen viel über Agrafa geschrieben. Der alte Demos (Landkreis) Agrafa wurde zum Trendziel von Outdoor-Aktivisten und Naturliebhabern. Davon ist im Zeichen der Krise nur noch wenig zu spüren. Griechischen Kurzurlaubern fehlt das Geld hinzufahren, Ausländer waren ohnehin fast nie dort. Außerdem ist der 2011 neu geschaffene Landkreis um einige alte Demen erweitert worden, die auch zuvor kaum jemand besuchte
 
Griechenlands größter Stausee
 
Wir nähern uns Agrafa vom westgriechischen Städtchen Arta her auf wenig befahrenen, guten Asphaltstraßen. Kurz hinter Triklino blicken wir zum ersten Mal auf den Stausee Kremaston hinab, der sich schon seit 1969 wie ein breiter Fluss mit Dutzenden üppig grüner Inseln und unzähligen Halbinseln durch die Berge schlängelt. Er ist der größte ganz Griechenlands. Drunten am See, wo eine Brücke hinüber in den Demos Agrafa führt, stehen vor einem zur „Kantina“ umfunktionierten Lieferwagen Tische, Bänke und Stühle verschiedenster Herkunft. Lazaros aus Triklino entfacht gerade die Holzkohlenglut auf seinem improvisierten Grill. Seit zehn Jahren steht er tagein, tagaus an dieser Brücke und wartet auf Freunde und andere Gäste. Im Sommer lädt er einmal monatlich zu Konzerten am See, bei denen Klarino und Rembetiko mit griechischem Rock wechseln. „Es reicht zum Leben“, konstatiert er munter, „zum schönsten Leben, das ich mir vorstellen kann“.
Der vor allem vom Acheloos gespeiste See ist im Süden von Agrafa allgegenwärtig, obwohl an seinem Ufer kein einziges Dorf liegt. Nur ganz im Osten bei Psilovrachos haben sich ein paar Tavernen nahe dem Wasser angesiedelt. Da stehen Lachsforellen und Karpfen aus dem See auf der Karte, hängen Fotos an den Wänden, die von bis zu elf Kilo schwerem Anglerglück erzählen. Die Wirte unternehmen nach Voranmeldung Bootsfahrten mit ihren Gästen, an Wochenenden ist eine Kajakstation geöffnet. Ansonsten bleibt der gesamte See touristisch völlig ungenutzt, obwohl man sogar in ihm schwimmen könnte.
 
Tanzende Priester
 
Unsere erste Rundtour führt uns durch den alten Demos Aperandi. Ein überdimensionierter, von der EU durch eine Viertelmillion Euro finanzierter Parkplatz macht uns auf die enge, niedrige Schlucht Bouzonikou aufmerksam, in der glatte Felsschollen zum Sonnenbaden und Wildwasserbad einladen. Ein paar Kilometer weiter sitzen zwei Pareas in einer schmucken Taverne. Sie hatten ein Lamm bestellt, von dem für uns noch etwas übrig ist: Serviert wie zerhackt, mit zwei Nierchen als leckerer Dekoration. 
Wir fahren weiter in die alte Kreishauptstadt Granitsa hinauf. Alle drei Minuten wechselt die Landschaftskulisse. Erd- und Felsformationen spielen mit allen erdenklichen Grau- und Brauntönen, immer wieder andere Verwerfungen im Gestein erzählen von einer bewegten Erdgeschichte. Bäche strömen aus allen Himmelsrichtungen durch kleine, steile Schluchten, die mit Macchia überwuchert sind.
In Granitsa hören wir die Klänge von Klarino, Viola, Trommel und Keyboard. Wir steigen auf den Kirchplatz hinauf. Der junge Vorsitzende des örtlichen Kulturvereins lädt uns sogleich ein, an einem der langen Tische Platz zu nehmen, und holt den örtlichen Hotelier Kostas, der etwas Deutsch spricht, zu unserer Unterhaltung herbei. Wir sitzen kaum, da stehen für jeden von uns beiden zwei Flaschen Bier auf den Tisch. Die Musik erklingt und Papa Dimitris, der vorhin noch mit uns in der Taverne saß, führt zusammen mit einem zweiten Priester voller Vergnügen den Reigen der Tanzenden an.
 
Lebensfroher Mönch
 
Am nächsten Morgen sind wir wieder am See. Vergeblich suchen wir bei Fterolaka die gut ausgeschilderte historische Brücke des Manoli, Baujahr 1659. Ein Bauer klärt uns auf: „Die Brücke verschwindet im Winter im Wasser des Sees, kommt erst im späten Frühjahr langsam wieder zum Vorschein. Im September steht sie dann meistens ganz frei, von Schlamm umgeben. Mit den ersten Regenfällen im Herbst beginnt sie wieder, sich zu verstecken.“ 
Weiter geht’s durch ein Gewusel von kleinräumigen Tälern, über denen bizarre Kuppen, Knorpel und Zacken aufragen, untermalt von dschungelhaftem Grün. Bei Anatoliki Frangistra versteckt sich die byzantinische Kirche Moni Sotiros unter uralten Platanen; lange Bänke und Tische zeugen von gut besuchten Kirchweihfesten.
Zum Höhepunkt des Tages gerät ein Besuch im Kloster Tatarnis. „Dies ist ein Kloster und wird ein Kloster bleiben“, steht deutlich hervorgehoben am Eingang: „Halbnackte (imigymni) haben keinen Zutritt!“. Bruder Damaskinos öffnet uns gottgefällig Gekleideten die Klosterpforte, schließt uns die Klosterkirche auf. Dann lässt er uns mit den Heiligen allein. Als wir aus der Kirche treten, hat er ein kleines Büffet für uns aufgebaut: Wasser, gekochte Eier und Marzipan von seinem Lieblingskonditor aus Agrinio, der aus Agrafa stammt. Wir unterhalten uns über Werder Bremen, Beckenbauer und Müller, über Dora Bakojanni, die dem Kloster eine Ikone schenkte, und über ihren im Jahr 1989 einem Attentat zum Opfer gefallenen Mann Pavlos: „Ihm haben sie den Mund geschlossen“, interpretiert Damaskinos den Mord.
 
Der Jeep wird gebraucht
 
Nach einer ruhigen Nacht mit 360-Grad-Gebirgspanorama in Krendi, dem Nachbardorf der verschlafenen Kreishauptstadt Kerasochori, brechen wir am nächsten Morgen um 6 Uhr ins Herz von Agrafa, dem alten Dimos mit gleichnamigem Hauptort, auf. Die raue Piste – hier identisch mit dem Europäischen Fernwanderweg E 4 – verläuft durchs immer enger werdende Tal des rauschenden Gebirgsbaches Agrafiotis. Beim Fotostopp um 7 Uhr hält ein uralter Pick-Up neben uns. Neben dem Fahrer sitzt Bruder Damaskinos, gibt uns die Hand und verweist auf die geladenen Bienenstöcke, die er an den Gebirgshängen beim Dorf Agrafa aufstellen will. 
Wir unternehmen noch einen Abstecher ins 1050 Meter hoch gelegene Bergdorf Epiniana. Im Kafeneio bestellen wir einen heißen Nescafé. „Wir haben Nescafé“, betont der alte Wirt, „aber ich weiß nicht, wie man ihn macht. Ich hole lieber meine Tochter!“ Und dann erzählt der Wirt. Früher habe es in Agrafa 70.000 Schafe und Ziegen, 10 Ärzte, 5 Schulen und sogar Rechtsanwälte gegeben. Heute seien alle Menschen in Athen – in Agrafa würden keine 1.000 Menschen mehr ausharren.
Das Hauptdorf Agrafa sieht dennoch recht schmuck aus. Umrahmt von über 2000 Meter  hohen Gipfeln breitet es sich in einem sanften grünen Tal aus, die Landarztpraxis ist mit zwei Ärztinnen besetzt, Zimmer werden vermietet. Der Wirt im Kafeneio gleich neben der Arztpraxis war 1967 ein Jahr lang in Dortmund: „Es hat ein Jahr lang Tag und Nacht geregnet“, erinnert er sich. Kurz darauf sehen wir vor der Forellenzuchtstation am Dorfrand Bruder Damaskinos noch einmal wieder. Er hat in der angeschlossenen Taverne eine Forelle zum Frühstück verspeist.
Für uns ist die Zeit gekommen, noch weitere 26 Kilometer auf schmalen Pisten durchs Hochgebirge Richtung Plastiras-See und Karditsa zu fahren. Die Landschaft wird jetzt alpenähnlicher. Ausgedehnte Hochflächen jenseits der Baumgrenze erinnern an Almen. Frei weidende Kühe, Kälber und Bullen nutzen die Piste, zwingen immer wieder zum Anhalten und Abwarten. Dann ist die über 1700 Meter hohe Passhöhe erreicht – tief unten liegt die Thessalische Ebene vor uns. In Saikos-Petralona, dem letzten Dorf im Norden von Agrafa, verkosten wir noch eine Art Rumtopf: mit Tsipouro angesetzte Brombeeren. Dann überqueren wir den Aspropotamos und sind zurück auf Asphalt.
 
Infos:
Dimos Kalambakas: Der heutige Landkreis Agrafa im Regierungsbezirk Evrytania wurde 2011 aus den fünf Altkreisen Agrafa, Aperandia, Aspropotamos, Frangista und Viniani gebildet. Die Zufahrt auf Asphaltstraße erfolgt entweder von Arta, Agrinio oder Lamia-Karpenissi aus.
Unterkunft: Panorama in Granitsa, Tel. 22370 61258; Makkas in Krendis, Telk. 22370 31350, http://www.makkashotel.com/; Kyra Niki in Agrafa, Tel. 22370 93209, http://kyra-niki.gr/cms/
Kartenmaterial: Für den gesamten Demos „Evrytania 1:100 000“ (2012) aus dem Anavasi-Verlag (http://www.anavasi.gr/).
 
Klaus Bötig
 
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NGO übt Kritik an Bearbeitung von Asylanträgen in Griechenland

  • Freigegeben in Chronik

Flüchtlinge sind auf den griechischen Inseln mit langen Verzögerungen bei der Bearbeitung von Asylanträgen konfrontiert. Insgesamt seien die Umstände für die Antragstellung dort sowie auch auf dem Festland kompliziert. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der griechischen Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) „Aitinia“, der am Dienstag veröffentlicht wurde.

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Kaffee wird deutlich teurer

  • Freigegeben in Chronik

Die Griechen werden für ihr Lieblingsgetränk Kaffee ab heute deutlich mehr zahlen müssen. Der Grund ist eine im Mai im Zuge der laufenden Sparpolitik beschlossene neue Kaffeesteuer. Wie die Tageszeitung „Ta Nea“ unter Berufung auf den Handel vorrechnete, werden sich dadurch die Tasse „Ellinikos“ und das Glas „Frappé“ im Kaffeehaus um durchschnittlich zehn Cent verteuern. Im Ladenregal dürfte der Kaffee demnach bis zu 25 % teurer werden. Die neuen Importsteuern betragen für Rohkaffee zwei Euro pro Kilo, für gerösteten Kaffee drei Euro und für Instantkaffee und andere Fertigprodukte vier Euro. Trotzdem wird laut „Ta Nea“ kein großer Effekt auf die Staatsfinanzen erwartet. Vielmehr dürfte der Schwarzhandel aufblühen, heißt es unter Hinweis auf Erfahrungen aus dem Tabakhandel. So stieg die Tabaksteuer seit 2009 um fast 60 %, die Einnahmen seien aber um 6,5 % zurückgegangen. Besonders für die zahlreichen kleinen Kaffeeröstereien und die griechische Kaffeeindustrie werden erhebliche Negativfolgen erwartet, da die zwei Euro Steuern beim Rohkaffee einer Verdoppelung des Importpreises gleichkommen, schreibt das Blatt. In der Branche arbeiten demnach mehr als 200.000 Menschen, und der Kaffeekonsum in Griechenland liegt bei rund 42.000 Tonnen im Jahr.

(Griechenland Zeitung / ak; Foto: © Griechenland Zeitung / Jan Hübel)

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Wo der Gott der Gastfreundschaft heute noch lebt

Reisen in die Stille – Argithea 
 
Der Landkreis Argithea im südlichen Pindos-Gebirge zählt zu den entlegensten und dünnstbesiedelten Demen (Komunen) Griechenlands. Viele Dörfer sind nur über raue Jeep-Pisten zu erreichen und im Winter oft tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Im ganzen Landkreis gibt es nur vier Pensionen und eine Tankstelle. Zeus als Gott der Gastfreundschaft ist hier noch quicklebendig.
 
„Habt ihr euch verfahren?“ begrüßt uns Christos, Deutschlehrer aus Athen, in seinem Heimatdorf Frangiana. Da steht die einzige Tankstelle des Dimos Argitheas, in dem in 72 Dörfern nur noch 3450 Menschen leben. Sein Benzin muss sich der Tankstellenbesitzer einmal wöchentlich selbst mit seinem Klein-Tankwagen drunten in Trikala in der Thessalischen Ebene besorgen – für die schweren Tanklastzüge der Mineralölfirmen sind die Straßen hier oben viel zu schmal, kurvenreich und einsturzgefährdet.
Wir werden nach dem Auftanken erst einmal an die beiden Tische gebeten, die vor dem Kassenraum stehen. Die vier Gäste dort wollen wissen, woher wir kommen. Als sie „aus Deutschland“ hören, greift einer von ihnen sogleich zum Handy und ruft Christos an. Er solle kommen, zwei Deutsche seien da. Fünf Minuten später steht er vor uns und kann kaum glauben, dass wir mit voller Absicht in sein Dorf gekommen sind: „Ihr seid die ersten Deutschen hier, solange ich denken kann!“ 
 
Griechischer Tavernenwirt aus Bielefeld
 
Ähnliches erleben wir überall im Landkreis Argithea. Am Dorfeingang von Leontito halten wir für ein Foto: Schneebedeckte Hänge steigen gleich von der Baumgrenze zu den über 2000 Meter hohen Gipfel auf. Im Garten eines Hauses stehen zwei große Tische. Wir glauben, das Dorf-Kafenio gefunden zu haben und öffnen die Gartenpforte. Eine junge Frau kommt uns entgegen: „Wollt ihr Kaffee?“ Wir bestellen zwei Nes(café). Sie fragt noch, woher wir kommen und verschwindet in der Küche. Dann begrüßt uns die im Garten Hühnerköpfe putzende Mama in ihrem Haus: Wir sind im Familiengarten gelandet! Die junge Frau bringt uns den Kaffee, spricht ein wenig Deutsch mit uns. Und schon ist Christos – dieser hier ein griechischer Tavernenwirt aus Bielefeld – bei uns am Tisch. Die junge Frau hatte ihn aus der Küche heraus angerufen und ihn gebeten, zu kommen: Deutsche seien da. Er fragte sie am Telefon erst einmal, ob sie ihn verarschen wolle …
 
Nun sitzen wir mit Christos, der eigentlich aus Igoumenitsa stammt und dort noch eine Granatapfel-Plantage besitzt, seiner Frau und seinem alten Schwiegervater Kostas Kaffee trinkend am Tisch. Kostas war in jungen Jahren sieben Jahre lang als Religionslehrer für griechische Kinder in Ost-Westfalen gewesen, stammt aber aus Liontito. Zum Studium war er in seiner Jugend noch zu Fuß bis zur nächsten Bushaltestelle gegangen – im 40 Kilometer entfernten Dorf Mouzaki drunten am Rand der Thessalischen Ebene. Damals lebten in seinem Dorf noch 80 Familien – heute sind es im Winter gerade noch drei Alte. Sie bleiben der Schafe und Ziegen wegen. Um Hühner zu halten, ist es hier oben auf fast 1500 Meter Höhe zu kalt – 2012 hat es sogar am 18. Mai noch 20 Zentimeter Neuschnee gegeben. Im Januar liegt der Schnee manchmal bis zu sechs Meter hoch, tagelang ist das Dorf eingeschneit, ohne Strom und Telefon, erzählt man uns.
 
Spaß am Wagemut in der Einsamkeit
 
Heute aber ist Osterdienstag; es sind noch ein paar Weggezogene da, die über die Feiertage heraufgekommen waren. Christos nimmt uns mit auf die Platía, wo dann wirklich das Dorf-Kafenio unter einer 700 Jahre alten Platane steht. Zwei Tische sind besetzt, an einem gehört auch der Dorfpriester zur trinkfreudigen Parea. Er ist nur von Ostern bis Weihnachten hier oben, danach wird es ihm zu kalt. Jeder einzelne schüttelt uns die Hand. Dann erklärt man uns, warum im ganzen Landkreis Argithea nur noch 9,25 Einwohner pro Quadratkilometer leben. Wegen der extremen Armut hier oben hätten die Großeltern schon in der Nachkriegszeit größten Wert darauf gelegt, dass ihre Kinder lange zur Schule gehen und studieren, damit sie es einmal besser haben. Nun sind die meisten Dorfkinder Akademiker geworden – und finden in dieser Bergwelt keine angemessene Arbeit mehr.
Mitten in die Gespräche hinein klingelt Christos Handy. Wo wir denn blieben, das Mittagessen sei auf dem Tisch! Uns erwartet frisch gebratene Hochrippe, köstlicher Salat und die üppigen Reste vom Ostermahl: kaltes Lamm, kaltes Schwein und kaltes Kokoretsi. Im Dorf-Kafenio hatten wir schon einige Tsipouro trinken müssen, zur Mahlzeit gibt es Bier – und gleich unterhalb der Platia eine kleine Pension. Da warten wir vor der Tür, bis die alten Wirtsleute ihren Mittagsschlaf beendet haben und uns zwei Zimmer fertig machen. Sie haben die Pension einst für ihre Kinder gebaut. Doch die haben jetzt gute Jobs in Deutschland gefunden – für die Pension wird ein Käufer gesucht.
Insgesamt gab es im gesamten Landkreis 2012 fünf Pensionen. Die Wirtin der einen ist gestorben, der Wirt der anderen ist zwangsabwesend. Die Pension in Leontito wird vielleicht schon bald verkauft – dann bleiben nur noch die Pension am Wallfahrtskloster Spiliá und die Pension Alkiviadis in Kali Komi im Nordosten von Argithea. Deren Wirt Thomas ist 42 Jahre alt, war 20 Jahre lang Barmann in guten Hotels auf der Insel Skiathos, ist mit einer Britin verheiratet und hat Spaß an seinem Wagemut in der Einsamkeit. Zusammen mit seinem Vater arbeitet er als Bauunternehmer im Umkreis. Seine Mutter hat 50 Schafe und Ziegen (von denen meist zwei im Winter von Wölfen gerissen werden), die Familie baut auf winzigen Feldern Kartoffeln, Mais, grüne Bohnen und Tomaten an. Für größere Felder sind die Hänge von Argithea viel zu steil, da sind bestenfalls ein paar Apfel-, Maronen-, Walnuss- und Granatapfelbäume abzuernten. Mit ausländischen Gästen rechnet auch er nicht. Noch am häufigsten kommen Jäger, die es auf die vielen Wildschweine und das Damwild im Landkreis abgesehen haben. Braunbären und Luchse gibt es zwar ebenfalls, aber die stehen ja unter Schutz.
 
Ikonenreihe aus Naturstein aufgemauert
 
Thomas nimmt uns in seinem Jeep mit ins höher gelegene Nachbardorf Ellinika. Er zeigt uns die Kirche, deren Hof er und sein Vater gerade kürzlich neu gepflastert haben. Der Dorfpriester, der lange in Schweden lebte, ist ein guter Freund von ihnen, hat auch das Kirchendach von ihnen decken lassen. Das Dorf war früher eine wichtige Karawanenstation am Weg vom Epirus nach Süden, hatte einst sogar zwei Schulen. Eine ist heute geschlossen, die andere dient jetzt als Dorf-Kafenio. Heute Abend herrscht viel Betrieb, denn alle Männer namens Jorgos feiern heute ihren Namenstag und schauen im „Zentralcafé“ vorbei. Wir werden jedem vorgestellt und natürlich mit Handschlag begrüßt. Nach 20 Minuten stehen 8 Flaschen Amstel auf unserem Tisch – von jedem Georg eine. 
Bevor wir am nächsten Morgen weiter fahren, zeigt uns Thomas noch stolz die Dorfkirche von Kali Komi, die wie alle Kirchen im Landkreis unverschlossen ist. Die hohe Ikonostase mit zweistöckiger Ikonenreihe ist – einzigartig im ganzen Land – aus Naturstein aufgemauert und unverputzt. Wir sehen an diesem Tag noch andere Sakralbauwerke, allen voran das Kloster Spilia als bedeutendstes Pilgerziel der Region. Es steht weltabgeschieden, aber nicht gottverlassen auf einem Fels. Eine raue Piste führt hinauf. Als wir ankommen, schiebt gerade ein Ehepaar aus Trikala ihren erwachsenen, schwer behinderten Sohn im Rollstuhl in die freskengeschmückte Klosterkirche. Sie ist „Maria als Leben spendendem Quell“ geweiht. Schon in byzantinischer Zeit vollbrachte ihre Ikone in Konstantinopel Wunderheilungen – hoffentlich hilft sie auch diesem jungen Mann!
 
Für Tourismuswerbung fehlt jegliches Geld
 
Dem Landkreis Argithea aber ist wohl nicht mehr zu helfen. In keinem anderen Landkreis Griechenlands sind so wenige Straßen asphaltiert, sind die Winter so hart und die Landwirtschaftsflächen so klein. Linienbusse hinunter in die Städte in den Ebenen gibt es nicht, im ganzen Landkreis verkehrt nur ein einziges Taxi.
Griechische Wochenendurlauber kommen kaum noch, für Tourismuswerbung fehlt jegliches Geld. Auch die letzten Grundschulen werden wohl bald schließen, wenn nicht mehr junge Priester wie der im Dorf Mesovouni herauf ziehen: Seine sechs schulpflichtigen Kinder halten als einzige die Dorfschule am Leben … 
 
Infos: 
Dimos Argitheas: Der heutige Landkreis Argithea im Regierungsbezirk Karditsa wurde 2011 aus den Altkreisen Argithea, Acheloos und Athamanos gebildet Kreishauptstadt ist Anthiro. Die Zufahrt auf Asphaltstraße erfolgt entweder von Karditsa aus über Mouzaki oder von Arta aus über Astrochori.
Website der Gemeinde: http://www.dimosargitheas.gr/el/ (nur Griechisch, schöne Fotos)
Pensionen: Alkiviadis in Kali Komi, http://www.hotell-alkiviadis.no/eng/; Delidimi in Leontito, Tel. 6979482267; Ta Ragazia am Kloster Spilia, Tel. 6979728262.
Kartenmaterial: Für den nördlichen Teil des Dimos „South Pindos 1:50 000“ (2013), für den gesamten Dimos „Central Greece 1:250 000“ (2012), beide aus dem Anavasi-Verlag (www.anavasi.gr).
Buchtipp: Argithea Acheloos von Angelos Sinanis, Verlag Elati Trikala, ISBN 978-960-92872-0-3 (nur auf Griechisch)
 
Klaus Bötig
 
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Chef der Konservativen will neuen Politik-Mix und fordert Wahlen TT

  • Freigegeben in Politik

Mit einer neuen Finanzpolitik, mit der Wiederherstellung der Liquidität der Banken sowie mit einer Reformagenda will Kyriakos Mitsotakis von der konservativen Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) das Land aus der Krise führen. Diesen Drei-Punkte-Plan präsentierte der ND-Chef bei einer Rede in der Griechisch-Amerikanischen Handelskammer am Dienstagabend.

Eine Rückkehr zum Wachstum soll seiner Ansicht nach durch eine schrittweise Herabsetzung der Steuersätze zusammen mit einer gezielten Reduzierung der Staatsausgaben erreicht werden. Im Zentrum der angepeilten Reformen wiederum sollten die Verbesserung der Bedingungen für das Unternehmertum sowie die Anlockung von Investitionen stehen.

Seiner Ansicht nach könne man nur mit vorverlegten Parlamentswahlen den Weg aus der Sackgasse finden, in die das Land die Links-Rechts-Regierung aus dem Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) und der „Unabhängigen Griechen“ (ANEL) geführt habe, so der ND-Chef. Mit Blick auf seine Partei stellte Mitsotakis in diesem Zusammenhang fest, dass es jetzt „im Gegensatz zum Jahr 2015 eine starke Reformkraft gibt“. 

Abschließend konstatierte der konservative Politiker, dass die griechische Gesellschaft in den Jahren der Krise seit 2009 „gewaltsam gereift“ sei. Man habe mit dem Populismus experimentiert, doch der Populismus sei in der Praxis gescheitert.

 

(Griechenland Zeitung / rs; Foto: © Eurokinissi)

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Jachtcharter in Nordgriechenland

Segeltörn rund um Thassos
 
Die letzten Einkäufe sind erledigt: Frisches Obst und Gemüse, Trinkwasser und ein paar Dinge für das erste Mittagessen. Wir nähern uns dem Hafen von Iraklitsa bei Kavala, wo die „Carpe Diem“, eine knapp 14 Meter lange Bavaria 44, auf uns wartet. Einladend leuchtet sie im Sonnenschein. Ein langes Segelwochenende liegt vor uns. Unser Ziel ist Thassos, die grüne Insel in der nordgriechischen Ägäis.
 
Der Skipper Anthimos Andreadis, seine deutsche Frau Daniela Haug und die beiden Kinder Konstantin und Emilios sind schon an Bord und treffen die letzten Vorbereitungen: Lebensmittel und alles Gepäck werden verstaut. Es darf nichts im Weg liegen, was stören könnte. Dann gibt es eine kleine Einführung in die Sicherheitsregeln, die Handhabung der technischen Geräte und der Wassersysteme. Für die segelbegeisterte deutsch-griechische Familie ist es die erste Saison auf der „Carpe Diem“. Erst vor kurzem gründete sie ihr Unternehmen „Phiona Sailing“. Bis zu zehn Personen finden Platz an Bord der voll  ausgestatteten Yacht, die über das Wochenende und auch länger mit oder ohne Skipper gemietet werden kann. Für Tagestörns hat die „Carpe Diem“ sogar eine Lizenz für 12 Personen, was selten ist bei Schiffen in dieser Größenordnung. „Uns liegt sehr am Herzen, dass die Region Nordgriechenland bekannter wird. Auch als Segelrevier hat sie viel zu bieten“, meint Daniela. Gemeinsam mit ihrem Mann kennt sie die Inseln Thassos und Samothraki wie ihre Westentasche. Anthimos arbeitet als Schiffsmechaniker- und elektriker und reist bis nach Lefkada, um dort Boote zu reparieren. Jemanden mit seinem Sachverstand in Griechenland zu finden, ist nicht einfach. Wir sind also in guten Händen.
 
Ein Dutzend Delfine als Begleitung
 
Unser erstes Ziel ist Limenas, die Inselhauptstadt. Wir haben Windstärke 3 bis 4 aus südwestlicher Richtung und natürlich jede Menge Sonne. Es geht mit 7 Knoten voran, wir haben das Großsegel und die Genua gehisst. Auf halber Strecke bekommen wir Besuch! Ein Dutzend Delfine nimmt den Wettkampf mit unserem Boot auf. Wir sind begeistert! 
Kurz vor Limenas fahren wir an herrlichen Stränden vorbei. Da wir nun unbedingt baden wollen, werfen wir in einer Bucht den Anker aus und springen ins kühle Wasser.
In Limenas kommen wir vollends in Urlaubsstimmung. Nach unserem ersten Anlegemanöver schlendern wir durch die quirlige Fußgängerzone bis zum Alten Hafen. Hier befindet sich auch das vor nicht langer Zeit neu eröffnete archäologische Museum der Insel. Aber die Kinder interessieren sich mehr für den bunten Autoscooter! Anschließend essen wir in der hübschen Taverne „Simi“. Müde fallen wir am ersten Tag unseres Törns in die Kojen.
 
Grillen des selbst gefangenen Fisches 
 
Am nächsten Tag versorgen wir uns mit allerlei Leckereien beim Bäcker direkt am Hafen. In der Pantry kochen wir Kaffee und frühstücken an Deck in der Morgensonne. Nachdem wir alles wieder verstaut haben, verlassen wir den Hafen von Limenas und setzen Segel. Unser Ziel zum Baden ist Vathi, eine kleine Traumbucht an der Ostseite der Insel, wo das Wasser kristallklar und der Strand weiß ist. Baden und Schnorcheln ist hier ein Genuss. 
Das Boot hat alles, was man dazu braucht: Flossen, Tauchermasken,  Schnorchel und große Kissen, um sich im Schatten auszuruhen. 
Als Ankerplatz für die nächste Nacht  haben wir uns die kleine Bucht von Alikes ausgesucht. In Alikes befinden sich die berühmten antiken Steinbrüche, die wir vom Boot aus bewundern. Als wir in die gut geschützte Bucht einlaufen, ist der Strand noch rappelvoll, aber nach und nach leert er sich. Irgendwann sind nur noch wir und ein paar andere Boote in der Bucht und wir genießen die Ruhe und den Sonnenuntergang. Am Strand gibt es eine Auswahl an Tavernen und Richtung Straße ist ein kleiner Supermarkt zum Aufstocken unseres Proviants. Wir grillen abends den unterwegs geangelten Fisch. 
Dann liegen wir an Deck und schauen noch lange in den Sternenhimmel. 
Nach dem Aufwachen springen wir sofort in das  türkisfarbene Wasser und fühlen uns wie im Paradies. 
 
Schwimmen durch den natürlichen Felstunnel
 
Am dritten Tag haben wir eine ganze Strecke zurückzulegen bis zu unserem nächsten geplanten Ankerplatz, der kleinen Bucht Salonikios. Leider ist Flaute angesagt und wir müssen den Motor anwerfen. Vorbei geht es am eindrucksvoll gelegenen Frauenkloster Archangelos an der südlichen Steilküste der Insel, bis die Landschaft wieder flacher und auch karger wird. In Richtung Westen sieht man den majestätischen Berg Athos.
Wir kommen zur Salonikios-Bucht, haben jedoch plötzlich so schönen Wind von Achtern, dass wir beschließen, bis nach Tripiti weiterzusegeln. Vorbei geht es an Potos und Limenaria, den beiden größeren Städten der Insel. Am Tripiti-Strand legen wir vor der Heimfahrt noch einmal eine ausgiebige Bade- und Essenspause ein. Wir ankern im glasklaren Wasser, holen Flossen, Masken und Schnorchel heraus und wollen durch den natürlichen Felsentunnel schwimmen, von dem der Strand seinen Namen hat. Den Kindern ist dies jedoch zu unheimlich, sie rudern lieber auf dem Schlauchboot durch den Tunnel. Also wird es noch zu Wasser gelassen. Nach ausgiebigem Baden und Schnorcheln machen wir es uns im Schatten im Cockpit  gemütlich und essen  Salate, Brote, verschiedene „Mezedes“ und trinken dazu Ouzo. Danach ruhen wir uns aus. Am frühen Nachmittag verlassen wir unter Motor die Ankerstelle. Bei Südwind um 3 bis 4 Windstärken können wir schnell Segel setzen. Mit 6,5 Knoten rauschen wir bis Kap Maries, um von dort mit achterlichem Wind nach Iraklitsa zurück zu segeln. Die leicht kabbelige See ist für die „Carpe Diem“ ein Kinderspiel, und auch wir haben inzwischen feste Seemannsbeine bekommen. Das wird sicherlich nicht unser letzter Törn mit der familienfreundlichen Crew und dem seetüchtigen Schiff gewesen sein. Das nächste Mal geht es nach Samothraki!
 
 
Andrea Dimitriadis
 
 
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Ausgehtipp: Athens State Orchestra Christmas Concert

Am 17. und 18. Dezember  um 20.30 Uhr  findet ein weihnachtliches Konzert in Zusammenarbeit mit dem Staatsorchester im Megaron Musikis statt. Im Programm beeinhaltet sind Werke von Hans Pfitzner (1869–1949), Johann Sebastian Bach (1685–1750),  Georg Friedrich Händel (1685–1759) und Henrik Albrecht (geb. 1969). Die musikalische Leitung hat Nikos Chaliasas, erzählt wird von Gerasimos Gennatas. 
 
Preise: Studenten  5 Euro , Zone C 10 Euro , Zone B 10 Euro , Zone A 15 Euro
Ort: Christos Lambrakis Hall
 
(Griechenland Zeitung/lb, Foto:megaron.gr )
 
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Griechenlands Staatspräsident Pavlopoulos wirbt in Paris für Solidarität TT

  • Freigegeben in Politik

Griechenlands Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos stattet am Montag und Dienstag dieser Woche Paris einen offiziellen Besuch ab. Dort hat er sich u. a. mit seinem französischen Amtskollegen Francois Hollande getroffen. Besprochen wurde die Finanz- und Wirtschaftskrise in Griechenland. Anlass dafür waren die heute in Athen begonnenen Verhandlungen in Bezug auf die zweite Beurteilung der von Griechenland erzielten Spar- und Reformfortschritte durch die internationalen Geldgeber. Pavlopoulos appellierte in der französischen Hauptstadt an die Werte Europas: „Humanismus, Demokratie und Kultur“ sowie an den „sozialen Zusammenhalt“. Des Weiteren erinnerte er an die Flüchtlingskrise und rief zu deren Lösung auf. Voraussetzung dafür sei jedoch vorerst die Beendigung des Krieges in Syrien. Angesichts der Tatsache, dass ein großer Teil der Flüchtlinge von der türkischen Küste aus erstmals in Griechenland europäisches Territorium betritt, erinnerte der Gast aus Athen daran, dass es sich „nicht nur um die griechische Grenzen, sondern um die Grenze Europas“ handle.

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