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Der rettende Kanonenofen

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Der rettende Kanonenofen

Wenn man über Griechenland spricht, denkt man sofort an Sonne, Meer und Hitze. Doch von Dezember bis Ende März kann es auch bitterkalt sein.

Über Weihnachten 1990 fuhren mein Mann und ich in unser neu erbautes Ferienhaus in der Nähe von Pylos (südliche Peloponnes). Da wir zu dem Zeitpunkt weder einen Strom- noch einen Wasseranschluss hatten, wollten wir zunächst einmal mit einem Gasofen heizen. Dieser war aber noch mit einer Spedition auf dem Weg zu uns. Leider hatten wir einen besonders kalten Winter erwischt, der Taygetos, unser "Hausgebirge", war bis in die Niederungen schneebedeckt. Die Tagestemperaturen lagen zwischen 6 und 10 Grad und in der Nacht ging es sogar auf 0 Grad herunter. Wir hatten zwar einen Kamin im Haus, jedoch war dieser nicht mit dementsprechenden Heizklappen versehen, so dass die warme Luft des Feuers sofort durch den Schornstein abzog.

Kurz und gut: Wir froren entsetzlich! In einer Nacht war es so kalt, dass sich mein Mann entschloss, seinen Neopren- Surfanzug überzuziehen. Welch eine romantische Nacht! Am 1. Weihnachtsfeiertag waren wir bei unserem griechischen Freund und seiner großen Familie zum Mittagessen eingeladen. Wohlige Wärme schlug uns in seinem Haus entgegen und wir stellten uns sofort zum Aufwärmen vor den glühenden Kanonenofen. Unser Freund schaute uns erstaunt an und fragte uns, ob wir denn keine Heizung im Haus hätten. Kaum hatten wir von unserer Misere erzählt, begann die ganze Runde auf Griechisch wild durcheinander zu reden. Es wurde hektisch hin- und hertelefoniert bis ein Händler, trotz Weihnachtsfeiertag, in der näheren Umgebung gefunden war, der noch einen Kanonenofen auf Lager hatte. Bei den Temperaturen waren diese nämlich zu begehrten Objekten geworden.

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Wir fuhren also in das Nachbardorf und erstanden dort einen ziemlich marode aussehenden, gebrauchten Kanonenofen. Dieser wurde zunächst einmal in unserer Garage auf seine Funktionsfähigkeit hin überprüft und siehe da: er heizte einwandfrei. Unsere griechischen Freunde warteten denn auch so lange, bis die Heizfähigkeit des reichlich antiquierten Ofens erwiesen war. Schnell wurde der schwere Kanonenofen in unser Haus gebracht. Die Frage war nun: Wie sollte das Ofenrohr nach außen geführt werden? Jemand kam auf die tolle Idee, eine kleine Scheibe aus dem Fenster zu entfernen und durch diese Öffnung das Ofenrohr durchzulegen.

Gesagt, getan! Leider hatten wir überhaupt nicht berücksichtig, aus welcher Richtung der recht starke Wind wehte. Innerhalb weniger Minuten glich unser Wohnraum einer Räucherkammer und alle husteten vor sich hin. Dennoch war das Gelächter gross und schnell wurde ein anderer Standort gefunden. Es wurde rasch wohlig warm, alle Helfer erhielten einen (oder auch zwei...) Ouzo und eine der mitgekommenen Ehefrauen verteilte Spanakopita. So wurde es denn doch noch, dank der Hilfe unserer griechischen Freunde, ein schönes Weihnachtsfest. Der besagte Kanonenofen steht immer noch in unserer Garage, denn trotz Zentralheizung weiß man ja nie...

Christiane Dalbeck

Dieser Beitrag und die Fotos wurden uns im Rahmen unseres Leserwettbewerbes zum zehnjährigen Jubiläum der Griechenland Zeitung von Christiane Dalbeck zugeschickt. Wir möchten uns dafür ganz herzlich bedanken!

 

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