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„Hotspot Hellas“: Es brodelt unter Flüchtlingen und in Gemeinden Tagesthema

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„Hotspot Hellas“: Es brodelt unter Flüchtlingen und in Gemeinden

Die geschlossene Nordgrenze und die seit Montag laufenden Rückführungen von Migranten, die nach dem 20. März in Griechenland eingetroffen sind, sorgen unter den Flüchtlingen für wachsenden Unmut. Sowohl im provisorischen Lager an der Grenze zur FYROM in Idomeni als auch auf den Inseln kam es am Freitagmorgen und auch bereits am Donnerstag zu Protesten und Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und griechischen Bürgern.


In Idomeni, wo laut Regierungsangaben immer noch 11.269 Menschen im provisorischen Camp ausharren, versuchte am Freitagmorgen eine Gruppe von Migranten die Polizeisperre auf der griechischen Seite zu durchbrechen und zur Grenze zu gelangen. Griechische Medien berichteten, dass sich Frauen und Kinder an die Spitze des Protestzuges setzten. Als die Polizei die Protestierenden nicht durchließ, hätten Frauen und Kinder an anderen Stellen den Zaun an den Bahngleisen überwunden und hätten sich auf die Schienen gesetzt. Die Migranten hätten sich am Grenzzaun versammelt und von den Polizisten der FYROM die Öffnung der Grenze verlangt.
Unter Protesten wurden derweil auf der Insel Lesbos die Rückführungen in die Türkei fortgesetzt. Am Freitagmorgen sprangen Aktivisten im Hafen der Inselhauptstadt Mytilini ins Meer, um ein Schiff, das mit 45 Pakistanern in Richtung Türkei ablegen sollte, am Auslaufen zu hindern. Sie wurden von Männern des Hafenamtes wegen Verkehrsbehinderung festgenommen. Insgesamt sollen am heutigen Freitag 145 Migranten wieder von Lesbos aus zurückgeschickt werden.
Am Vorabend war es auf Chios zu Spannungen zwischen Einwohnern der Insel und Migranten gekommen, die vor einer Woche den Hotspot der Insel verlassen und im Hafen kampiert hatten. Die aufgebrachte Menschenmenge versuchte die Migranten aus dem Wartebereich für die Passaagiere zu vertreiben, während Polizei und Hafenamt sich bemühten, die Ordnung wieder herzustellen. Schließlich wurden starke Polizeikräfte im Hafen zusammengezogen, es kam zu Festnahmen der mutmaßlichen Rädelsführer unter den Migranten. Kurz nach Mitternacht wurde der Hafen dann geräumt und die Migranten in andere Einrichtungen gebracht.
Bürgerproteste gab es auch auf der Insel Leros, als dort am Donnerstagabend ein Schiff mit 240 Flüchtlingen und Migranten aus Chios eintraf, um den dortigen Hotspot zu entlasten. Im Hafen hatten sich Bürger versammelt, die das Schiff am Anlegen hindern wollten. Zuvor war ein entsprechender Beschluss des Stadtrates ergangen. Der Bürgermeister von Leros, Michalis Kollias, protestierte gegenüber den Medien über die Verlegung der Migranten auf seine Insel.
Früher am Donnerstag war es zu Spannungen zwischen den 560 Insassen des Hotspots auf der Insel Samos und der Polizei gekommen. Die Migranten forderten, das Lager verlassen zu dürfen, und einige kletterten über den ungesicherten Zaun. Da die Spannung gefährlich anzusteigen begann, wurden sie nach zwei Stunden hinausgelassen, berichtete die lokale Nachrichten-Website i-samos. Nach längeren Verhandlungen mit Polizei und Küstenwache kehrten sie gegen Abend wieder in den Hotspot zurück.
Nahe der nordwestgriechischen Stadt Ioannina weigerten sich außerdem 178 syrische Flüchtlinge, in das Lager von Katsikas zu gehen. Sie bezeichneten die Unterbringungsbedingungen als nicht akzeptabel, worin sie von ihren bereits dort befindlichen Landsleuten bestärkt wurden. Die Syrer übernachteten in den Reisebussen, mit denen sie gekommen waren, oder auf freiem Feld. Über die Zustände im Lager Katsikas hatte es schon letzte Woche Beschwerden gegeben.
Szenenwechsel: Piräus. Im größten Hafen des Landes, wo am Freitagmorgen immer noch 4.668 Menschen in zweckentfremdeten Passagierterminals und Zelten hausten, wurden am Donnerstag rund 700 Migranten von Pier E3 nach Pier E1 verlegt, was kaum zur Entspannung der Lage beitragen dürfte. Lediglich 40 Menschen erklärten sich bereit, in einen der Busse zu steigen und in ein reguläres Aufnahmezentrum zu gehen.
Die griechische Regierung will das wilde Camp im Hafen bis zum Beginn der Osterferien in zwei Wochen möglichst auflösen. Allerdings scheitert dies am Widerstand der dort anwesenden, die Piräus nur in eine Richtung verlassen wollen: nach Norden, vorzugsweise Deutschland. (Griechenland Zeitung / ak)


Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Flüchtlinge im Hafen von Piräus, die von Pier E3 nach Pier E1 verlegt werden.

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