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Ruhm und Strafe für Baumeister Daidalos

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Foto (© Eurokinissi) Foto (© Eurokinissi)

Walt Disneys Enterich Daniel Düsentrieb erinnert an den brillanten Erfinder aus der griechischen Mythologie. Daidalos stammte aus Athen, war Handwerker, Ingenieur und genialer Baumeister. Seine Werke waren weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Doch hatte jemand bessere Einfälle als er selbst, wurde Daidalos eifersüchtig und hinterhältig.

Als der Sohn seiner Schwester Perdix bei ihm in die Lehre ging, erfand er, von den Gräten eines Fischskeletts inspiriert, die Säge, dann die Töpferscheibe und den Zirkel. Fortan zeigten die Athener bei ihren Spaziergängen nicht mehr auf Daidalos, sondern auf den Lehrling an seiner Seite. Aus Eifersucht stieß Daidalos seinen Neffen von der Akropolis in die Tiefe. Die Stadtgöttin Athene aber fing ihn auf, und um ihn zu retten, verwandelte sie Perdix in ein Rebhuhn. Aus Schmerz über ihren Verlust flehte die Schwester von Daidalos Athene an, über ihren Bruder das gleiche Leid zu bringen. Daidalos wurde bald aus Athen verbannt. Aufnahme fand er und sein Sohn Ikarus beim mächtigen König Minos auf der Insel Kreta. Dort schuf der „Exilant“ sein bis heute sprichwörtliche Meisterwerk: das große Labyrinth, in dem der Minotaurus eingesperrt wurde. Fortan konnte das Ungeheuer nicht mehr frei auf Kreta herumlaufen und Unheil anrichten. Doch Daidalos zeigte sich erneut von seiner hinterhältigen Seite. Obwohl Minos ihm Asyl gewährt, ihm Sklaven und ein Haus zur Verfügung gestellt hatte und er auf der Insel seine Ideen verwirklichen konnte, missbrauchte er die Gastfreundschaft des Königs. Als der athenische Prinz Theseus nach Kreta kam und den Minotaurus tötete, soll ihm Daidalos nämlich mit der Idee des am Eingang befestigten Fadens geholfen haben, wieder aus dem Labyrinth hinauszukommen. Als Minos’ Tochter Ariadne mit Theseus nach Athen flüchtete, verdächtigte der König Daidalus der Beihilfe. Die Lage für den Baumeister wurde also prekär, und so beschloss er zu fliehen. Da jedoch der Schiffsverkehr von und nach Kreta vom König akribisch kontrolliert wurde, musste er nach einer alternativen Lösung Ausschau halten: So kam Daidalus auf die Idee, Flügel zu konstruieren, um Kreta auf dem Luftweg zu verlassen. Er fertigte sie heimlich an und riet Ikaros vor dem Abflug, nicht zu nahe an die Sonne zu fliegen, um das die Federn zusammenhaltende Wachs nicht zum Schmelzen zu bringen. Doch sein Sohn wurde beim Fliegen vom Übermut gepackt. Zu nah wagte er sich an die Sonne heran, das Wachs schmolz, und Ikaros stürzte in die Tiefe. Dort bestattete Daidalos den Unglücklichen und nannte die dort gelegene Insel Ikaria nach seinem Sprössling. In seinen letzten Lebensjahren ließ sich Daidalus in Sizilien nieder – wohl wissend, dass Athene ihn mit Ikaros’ Tod für das bestrafte, was er einst Perdix und seiner Schwester angetan hatte. (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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