Unruhen in griechischen Hotspots – Migrationsminister angegriffen TT
Am Dienstag ist es im Zentrum für die Registrierung und Identifizierung von Flüchtlingen (Hot Spot) auf der Ägäis-Insel Lesbos zu Unruhen gekommen. Anlass war ein offizieller Besuch des für Migration zuständigen Ministers Jannis Mouzalas und seines niederländischen Amtskollegen Klaas Dijkhoff. Es wurde mitgeteilt, dass vor allem Minderjährige aus diesem Anlass wegen abgelehnter Asylanträge und den Bedingungen im Hot Spot protestiert hätten. Dabei seien auch Wasserflaschen und kleinere Steine auf die Minister geworfen worden. Daraufhin schritt die Polizei ein. Es wurde Tränengas zum Einsatz gebracht. Mindestens zehn Jugendliche und vier Polizisten wurden bei anschließenden Auseinandersetzungen leicht verletzt.
Mouzalas erklärte gegenüber den Medien, dass der Zwischenfall nicht so schlimm gewesen sei, wie zum Teil berichtet worden sei. Er räumte aber ein, dass es in den Aufnahmezentren, wo viele Immigranten untergebracht werden, Spannung gebe. Ähnliche Zwischenfälle könnten sich nach Meinung von Mouzalas wiederholen. Dies sei u. a. auf die geschlossene Grenze zur ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (UNO-Kurzbezeichnung: FYROM) zurückzuführen. Dadurch wüssten viele der Flüchtlinge nicht, wie es für sie weitergehen wird. Mouzalas stellte fest: „Die Regierung versucht, die Rechte der Flüchtlinge, sowie die Rechte unseres Volkes auf Basis der bestehenden Gesetzes und der EU zu wahren.“
Buchmesse Thessaloniki im Zeichen der Flüchtlinge
Am 12. Mai eröffnet auf dem Messegelände in Thessaloniki die 13. Internationale Buchmesse. Sie steht unter dem Motto „Flüchtlinge damals und heute“ und dauert bis zum 15. Mai. Im Rahmen dieser Thematik sollen die historischen Dimensionen der gewaltsamen Bewegungen von Bevölkerungen behandelt werden. Es gibt eine themenbezogene Buchausstellung, Podiumsdiskussionen, Buchvorstellungen, eine Fotoausstellung und Filmvorführungen in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Filmfestival Thessaloniki.
In Idomeni von Polizeiwagen verletzter Flüchtling gestorben – Polizei befürchtet neue Spannungen TT
Ein syrischer Flüchtling, der am Montag im improvisierten Flüchtlingslager von Idomeni an der griechischen Nordgrenze von einem Kastenwagen der Polizei angefahren und schwer verletzt worden war, ist am Donnerstag gestorben. Der 40-jährige erlag im Papageorgiou-Krankenhaus in Thessaloniki einer schweren Kopfverletzung.
Ärzte warnen vor Epidemien in Flüchtlingscamps
Das griechische Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (Keelpno) sowie der Ärzteverband Athens warnen vor der Gefahr von Infektionskrankheiten in Camps, wo Flüchtlinge und Immigranten untergebracht werden. Die Rede ist von „gefährlichen Lebensbedingungen“. Besonderen Grund zur Sorge bestünde es vor allem aufgrund der steigenden Temperaturen. Die Gefahr bestehe nicht nur für die Flüchtlinge und Immigranten an sich, sondern auch für die Bewohner der angrenzenden Orte.
Ausschlaggebend für die Warnungen ist nicht zuletzt der Tod eines 17-jährigen Mädchens auf Afghanistan in dieser Woche. Das Mädchen hätte Schwindelanfälle und Herzprobleme aufgewiesen. Sie ist nach einem fünftägigen Aufenthalt im Krankenhaus verstorben. Mit ihren Eltern und Geschwistern hatte sie in der letzten Zeit in einem Zelt auf dem Gelände des ehemaligen Athener Flughafens „Elliniko“ campiert.
Schönes, armes Griechenland
Griechenland wird zu einem einzigen großen Hotspot. Zum Auffangbecken für zehntausende Flüchtlinge auf dem Weg nach Norden. Gestrandet in einem Land, das sich in einer tiefen Rezession befindet, in dem jeder vierte Bürger arbeitslos ist.
Was passiert mit den Menschen, die nicht weiterreisen dürfen? Was bedeutet es für Griechenland, wenn Europa hier eine "zweite Verteidigungslinie" zieht? Wie soll das Land mit dem Rückstau an Migranten zurechtkommen? Zehntausende Flüchtlinge vor allem aus Afghanistan und afrikanischen Ländern sitzen dann fest. Viele Griechen haben Angst, die Flüchtlinge könnten die finanzielle Katastrophe zusätzlich verschärfen. Und das zu einer Zeit, wo die Gewerkschaften zu Streiks aufrufen und Bauern die Fernstraßen blockieren.
Mittwoch, 27. April – 22.55 Uhr WDR Fernsehen