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Über die VW-Käfer-Pandemie und das Ionische VolksFest in Kefalonia

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Foto (© vwclubkefalonia) Foto (© vwclubkefalonia)

Die Idee, ein Käfertreffen ins Leben zu rufen, wird geboren, als eine Kundin in Charis Amourgisʼ Computer-Shop auf Kefalonia ihn auf seine Mouse verweist, die genau den VW Käfer darstellt, den sie in Lebensgröße besitzt.
Um die gleiche Zeit teilt ein Insulaner Charis auf Facebook mit, dass er ebenfalls einen Käfer sein eigen nennt. Da waren es schon drei. Drei Jahre später – am 13. Oktober 2013 präzisiert Charis – findet somit das erste VW Aircooled Meeting auf der Ionischen Insel Kefalonia statt.

Mit der zusätzlichen Organisation ihres ersten Ionischen VolksFests geht die Überzeugung einher, dass die Gründung eines eigenen Käfer Clubs unerlässlich ist. Besonders, da zu diesem Zeitpunkt bereits um die 20 kefalonische Käferbesitzer einander gefunden haben.

VW-Fans feiern im August

Im Mai 2017 wird der VW Aircooled Club Kefalonia mit seinem Clubhaus in Kefalonias Hauptstadt Argostoli gegründet. Charis, die treibende Kraft, wird von den nunmehr 43 Clubteilnehmern einstimmig zum Präsidenten gewählt. Den demokratischen Regeln des Clubs zufolge finden alle vier Jahre Neuwahlen statt. Im letzten Mai wird Charis erneut einstimmig zum Präsidenten erkoren. Wohl, meint er bescheiden, weil die Gründung des Ionischen VolksFests seine Idee, und weil er zudem für die Facebook Seite, die Webseite, die Fotos und für die Videoaufnahmen verantwortlich sei.
Das bereits siebte Ionische VolksFest findet in diesem Jahr vom 20. bis zum 22. August in Sami statt. Auf dem Programm stehen stehen die Besichtigung der Inseln Kefalonia, Ithaka und Zakynthos, das Eintauchen ins Insellleben, Partys, Live Music, das Schnabulieren der lokalen Produkte und vor allem die Kommunikation unter Gleichgesinnten. „Eine unvergessliche Zeit“, verspricht Charis bereits im Vorfeld, „hier werden Freundschaften fürs Leben geschlossen. Wir sind eine internationale Bruderschaft!“.
Der Club organisiert auch Events wie den World Wide VW Beetle Day, den Geburtstag des Clubhauses, den Love Bug Day, den Christmas Charity Roll, dessen Einkünfte an Griechinnen und Griechen in Notlagen gehen und vieles mehr. Am ebenfalls bevorstehenden Roadtrip mit Käfern, Kübelwagen, Buggys, VW Typ 181 und VW Camper Vans nehmen Gleichgesinnte aus aller Welt teil: Holländer, Deutsche, Italiener, Polen, Nordmazedonier, Serben, Bulgaren und Griechen.

Inspiriert von Herbie und Dudu

Der in Athen geborene Charis zieht als Achtjähriger mit seinen Eltern auf die Ionische Insel Kefalonia. Nach seinen im walisischen Cardiff absolvierten Studien und einem insgesamt achtjährigem Aufenthalt im Vereinigten Königreich – wo er kefalonische Kiesel aus Myrtos hortet und Pinienzapfen, deren Geruch ihm seine Heimatinsel ins Gedächtnis rufen – zieht es Charis zurück nach Griechenland. Seine Liebe zum VW Käfer entdeckt er bereits als Kind. 1970 kauft sein Großvater sein erstes und einziges Auto, einen Käfer, den er sein Leben lang fahren wird. Mit seinen Cousins pflegt Charis, sich auf dem Hintersitz zu verstecken. Auch wird er in seiner Käferliebe vom Disneyfilm Herbie und dem deutschen Spielfilm Dudu geprägt.
„Ich werde niemals den Tag vergessen“, erzählt Charis, „als mein Großvater mich im Sommer 2009 anruft und mir mitteilt, dass er ein Geschenk für mich hat, damit ich ihn niemals vergessen werde.“ Sein Großvater bestellt ihn nach Athen und überschreibt den Käfer dort auf den Namen von Charis. „Es ist das beste Geschenk meines Lebens“, lacht er. „Als ich zum ersten Mal den Schlüssel ins Zündschloss stecke und den Motor starte, durchläuft mich ein Schauer, und prompt bin ich in Großvaters Käfer verliebt! Damals, 2009, fuhr ich zum ersten Mal in meinem Leben Käfer. Es war ein Erlebnis, das mir Pforten öffnete und mein weiteres Leben bestimmen würde!“

Großvater und das Traumauto

Der arme Käfer war aber arg rostzerfressen und am Auseinanderfallen. Als sich Charis dann auf Facebook nach einem kundigen Mechaniker umsah, wurde ihm bewusst, dass es weltweit Kommunen von VW luftgekühlten Wagen gibt. Plötzlich war er nicht mehr allein mit seiner Leidenschaft! Es gibt viele von seiner Sorte: ein weltweites Netzwerk von leidenschaftlichen Käferfahrern!
„Mein Großvater lebt nicht mehr“, sinniert Charis, „doch immer, wenn ich seinen Käfer fahre, kann ich seine Gegenwart spüren. Großvater ist auf all unseren Roadtrips mit dabei!“
Auf einer Busfahrt nach Patras erblickte Charis eines Tages im Hafen von Killini seinen Traumkäfer, einen 1960er Cabrio in exzellentem Zustand. Er konnte nicht raus aus dem Bus, um auf den Besitzer einzureden. Stattdessen sah er sich fortan in seienr Fantasie als Besitzer dieses Cabrios, und fand es schließlich nur wenige Jahre später zum Kauf angeboten auf einer Webseite. „Endlich kam ich in den Besitz meines Traumkäfers“, erinnert sich Charis, „endlich konnte ich mir meinen eigenen Herbie erschaffen, wie im Film von Walt Disney.“

Ansteckendes Fieber

Die Frage, ob er ein Sammler sei, verneint Charis. Er müsse viel Zeit darauf verwenden, seine beiden Käfer instand zu halten, zudem würden die für die Reparaturen benötigten Ersatzteile zunehmend teurer. Um den Ӧlwechsel, das Polieren und um die Roststellen kümmert er sich selbst, für sonstige Reparaturen stünde den Mitgliedern ein Clubfreund zur Verfügung, der mit Leidenschaft an luftgekühlten VWs arbeitee.
„Ich schätze, dass es um die 1.000 Käfer in gut erhaltenem Zustand in Griechenland gibt, die meisten davon in Athen. Zuerst waren wir drei Käferfahrer auf Kefalonia, doch Käferfahren ist wie ein ansteckendes Fieber, andere Käferfahrer haben sich zu uns gesellt, manche haben extra einen Käfer gekauft, um an unserem Clubleben und an unserer Leidenschaft teilhaben zu können. Na ja, Käferfahren ist halt magisch. Es ist Psychotherapie.“

Kinder lachen und winken

Seinen Käfer fahre er immer mit einem Lächeln im Gesicht“, sagt der 51-Jährige, vom Love Bug schwärmende Computersystem-Ingenieur – „Ich vergesse dabei alle Sorgen und komme mir wie in einer anderen Welt vor. Ich liebe den Sound des Boxer Motors. Ich liebe es, wenn die Leute auf der Straße mich beim Vorbeifahren grüßen, die Kinder mit dem Finger auf meinen Käfer zeigen und lachen und winken.“ Anderen Käferfahrern begegne man wie vertrauten Freunden. Man sei eine Familie von Gleichgesinnten, in der ein Jeder seine eigene Geschichte über das Familienmitglied Käfer erzählen könne. Denn, sagt Charis: „Der VW Käfer ist eine Persönlichkeit, nicht bloß ein Auto. Auch steht er für eine positive Lebenseinstellung, er verbindet Menschen untereinander, unabhängig von jeder Gesinnung oder Herkunft. Er schafft Freundschaften fürs Leben.“

Infos: www.facebook.com/vwclubkefalonia

(Griechenland Zeitung / Lind Graf)

 

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