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Deutsch-Griechische Wirtschaftsgespräche in Athen mit breiter Themenpalette

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Belebte Diskussionen bei den Deutsch-Griechischen Wirtschaftsgesprächen im Panel zum Thema KI im Verteidigungssektor, Foto ( © Griechenland Zeitung / Tristan Lenk). Belebte Diskussionen bei den Deutsch-Griechischen Wirtschaftsgesprächen im Panel zum Thema KI im Verteidigungssektor, Foto ( © Griechenland Zeitung / Tristan Lenk).

Die Deutsch-Griechischen Wirtschaftsgespräche am vorigen Freitag (21.11.) boten Unternehmerinnen und Unternehmern aus Deutschland und Griechenland die Möglichkeit zur Vernetzung und zum Wissensaustausch.

Auf dem Programm stand ein breites Themenspektrum der deutsch-griechischen Wirtschaftsbeziehungen: insbesondere die Themen Migration, Nahrungsmittelexportzertifizierungen und Künstliche Intelligenz.

„Möglichkeiten zum Brückenbau“

Die Veranstaltung, die im Melina-Kulturzentrum in Athen stattfand, war gut besucht; organisiert worden war sie von der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung (DHW). Der seit 1993 bestehende Verein setzt sich für die bilateralen deutsch-griechischen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen ein, und will den Austausch und die Verständigung zwischen beiden Ländern fördern.
Eröffnet wurde die Veranstaltung vom DHW-Präsidenten Phedon Codjambopoulo. Er stellte fest, dass dieser eingeschriebene Verein „mit vielen Mitgliedern aus der griechischen Diaspora“ mit dieser Veranstaltung in Athen Akteure aus Verwaltung, Wirtschaft und Medien zusammenbringen wolle, um zu diskutieren und „Möglichkeiten zum Brückenbau auszuloten“. Die griechische Diaspora habe sich mittlerweile „verändert“ und „emanzipiert“, so die Einschätzung von Codjambopoulo. Sie leiste mit ihrer wirtschaftlichen Stärke einen aktiven Beitrag zum deutschen Wohlstand und bringe ihre Loyalität Deutschland gegenüber zum Ausdruck. Es sei daher „wichtig, ihren Beitrag sichtbar zu machen“.

Eine „traditionelle Partnerschaft“

Der stellvertretende griechische Außenminister, Charis Theocharis, betonte, dass Deutschland und Griechenland ihre Herangehensweise verändern müssten, um besser auf globale Herausforderungen reagieren zu können. Man müsse „europäischer“ und „weniger national beschränkt“ denken. Die deutsch-griechischen Beziehungen entwickelten sich aus seiner Sicht von einer „traditionellen Partnerschaft“ hin zu einer „immer stärkeren, robusteren Zusammenarbeit“. Über die wirtschaftlichen Beziehungen hinaus sieht Theocharis eine „tiefe kulturelle und gesellschaftliche Verbundenheit“. So habe kein anderes Volk die griechische Sprache so intensiv gepflegt und studiert wie die Deutschen.
Andreas Kindl, deutscher Botschafter in Griechenland, bezeichnete die DHW als einen „wichtigen Partner zur Förderung von Partnerschaften“. Zudem stellte er fest: „Wenn Deutsche und Griechen gemeinsame Interessen vertreten, dann sind das neben deutschen und griechischen Interessen immer auch europäische Interessen.“ – Bei einem Festessen am Abend wurde Botschafter Kindl zum Mitglied des DHW-Ehrensenats ernannt. 

Die erste Paneldiskussion hatte die politische und ökonomische Dimension der deutsch-griechischen Beziehungen zum Gegenstand. Dr. Ronald Meinardus, Senior Research Fellow und Koordinator für Forschungsprojekte zu den deutsch-griechischen Beziehungen bei der Hellenischen Stiftung für Europäische und Auswärtige Politik (ELIAMEP) in Athen, verwies darauf, dass man durch Umfrageerhebungen sehr gut wisse, was Deutsche über Griechenland denken und umgekehrt. Das Griechenlandbild der Deutschen sei sehr positiv. Besonders die Gastfreundschaft, Geschichte und Schönheit Griechenlands würden positiv gesehen.

„Revival einer alten Freundschaft“

Nadia Giannakopoulou von der sozialdemokratischen PASOK sah „großes Potential“ für eine noch tiefere Zusammenarbeit in Wirtschaft und Wissenschaft. Griechische Produkte seien „sehr präsent“ auf dem deutschen Markt. Besonders bei Nachhaltigkeit und Bio-Produkten habe Griechenland viel zu bieten. Man arbeite daran, die Produktqualität weiter zu verbessern und KI könne hier Wachstum beschleunigen. Der Zugang zum deutschen Lebensmittelmarkt sei aber noch durch aufwendigere Zertifizierungen erschwert.
Ilja Nothnagel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer konstatierte, dass nach einer „schwierigen Phase in den deutsch-griechischen Wirtschaftsbeziehungen“ nun ein „Revival einer alten Freundschaft“ festzustellen sei. Nicht zuletzt hätten beide Länder in zahlreichen Bereichen, so etwa bei der demographischen Situation, mit denselben Problemen zu kämpfen.
Das Thema KI wurde mit einem Fokus auf die deutschen und griechischen Interessen diskutiert. Aus den Sektoren Technik, Abfallmanagement, Verteidigung, Schifffahrt und Recht waren Unternehmer und Experten zu Gast, die von den Potentialen und Gefahren für die Anwendung von KI in ihren Bereichen berichteten. Aus erster Hand wurde von den bereits in Anwendung oder in Entwicklung befindlichen Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz berichtet. Wiederholt kam die Befürchtung einer zu weitgehenden Regulierung von KI durch die EU zur Sprache. Durchweg wurden in einer tieferen deutsch-griechischen Zusammenarbeit große Potentiale gesehen, da beide Länder trotz ihrer Unterschiedlichkeit mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben.

(Griechenland Zeitung / Tristan Lenk)

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