In Griechenland spitzen sich die Bauernproteste zu: Straßenblockaden, Auseinandersetzungen mit der Bereitschaftspolizei und der Einsatz von Tränengas prägten das Wochenende. Die Landwirte werfen der Regierung vor, Hilfen zu kürzen und ihre Existenz zu gefährden. Nun breitet sich der Protest auch auf andere Landesteile aus.
„Straßenblockaden, Traktoren und Tränengas“. Mit diesen Nomen lässt sich der erste Tag von Bauernprotesten in Griechenland in etwa beschreiben. Am Sonntag (30.11.) haben Landwirte aus Mittelgriechenland an zwei Stellen die Nationalstraße E65, die die beiden größten Städte des Landes – Athen und Thessaloniki – verbindet, mit ihren Traktoren blockiert. Offiziell ist die Rede von mindestens 800 Traktoren; Beobachter gehen davon aus, dass es weit mehr als 1.000 sein dürften.
Zuvor war es zu Auseinandersetzungen mit der Bereitschaftspolizei MAT gekommen, die versucht hatte, die Straßenblockaden zu verhindern. Zwei Landwirte und ein Ordnungshüter wurden dabei verletzt. Drei weitere Landwirte müssen am Montag (1.12.) ihre Aussage vor dem Richter zu Protokoll geben. Die Demonstranten weisen darauf hin, dass auch Kinder unter den protestierenden Landwirten gewesen seien, die durch den Einsatz von Tränengas in Gefahr gebracht worden seien.
Verschärfung der Proteste?
Ziel der Gewerkschafter ist es, die Straßenblockaden vorerst bis zum 5. Dezember landesweit durchzusetzen. Inzwischen sind etwa auch die Landwirte aus Ioannina, Rodopi, Xanthi und Karditsa auf den Barrikaden. Weitere Entscheidungen sollen noch am Montag getroffen werden; insgesamt ist mit einer Verschärfung der Protestaktionen zu rechnen.
Damit wollen die Landwirte darauf hinweisen, dass sie weniger staatliche Subventionen erhalten als ihnen zustehen. Aufmerksam machen wollen sie zudem auf die hohen Produktionskosten vor allem im Vergleich zu den niedrigen Abnahmepreisen für ihre Produkte. Sie weisen darauf hin, dass sie aus der Natur ihrer Arbeit heraus hohe Schulden angehäuft hätten, jedoch keine oder nur geringfüge Einnahmen erzielen. Außerdem verdeutlichen sie, dass die Infrastruktur in Griechenland für ihre Zunft äußerst mangelhaft entwickelt sei.
„Unbezahlt und betrogen“
Der Opposition greift die Zwischenfälle und Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei auf. Die sozialistische PASOK, größte Oppositionspartei des Landes, fasst zusammen: „Polizeigewalt und Tränengas statt dringend benötigter Unterstützung.“ Weiterhin war die Rede von einer „bitteren Realität“ mit „reduzierten Zuschüssen und Konten im Minus“. Das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) stellte fest: „Die Landwirte lassen sich nicht terrorisieren, sie haben es verdient, dass sie von ihrer Arbeit leben können“; der gewaltsame Polizeieinsatz sei „unbegründet“ gewesen. „Unbezahlt und betrogen“ würden die Landwirte nun als ein „innerer Feind“ behandelt. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)