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Eine archäologische Odyssee

„Dort lag der Hund Argos voller Ungeziefer. Doch als er Odysseus bei sich stehen sah, wedelte er mit dem Schwanz und legte beide Ohren an.“ Die Ankunft auf Ithaka in Gesellschaft eines Ziegen- und eines Sauhirten zeigt Odysseus am Ende und am Tiefpunkt seiner Abenteuer. Noch gilt es den letzten Kampf zu kämpfen. Dass ihn sein sterbender Hund Argos nach zwanzig Jahren wiedererkennt, muss ihm als Willkommensgruß reichen. Kaum verwunderlich, dass ein solch schwer erkämpftes Ende einer Lebensreise auch die Nachgeborenen ergreift, die sich auf die Spuren des homerischen Helden begeben. Wilhelm Dörpfeld war einer von ihnen.

Expertise und ein analytisches Auge

Demnächst, am 26. Dezember, wird er 170 Jahre alt. Ihn in einem Atemzug mit den anderen großen Namen der klassischen Archäologie, Heinrich Schliemann (1822-1890) und Arthur Milchhoefer (1852-1903), zu nennen, ist einerseits geboten, andererseits übersieht man dabei leicht seine enormen Verdienste um so gut wie alle Ausgrabungserfolge in Kleinasien und im Griechenland des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Wilhelm Dörpfeld, 30 Jahre jünger als Schliemann, war der eigentliche Fachmann vor Ort, ob in Olympia, Troia, Pergamon, Tiryns, Mykene oder auf der Akropolis, wo er 1887 den von den Persern zerstörten Athena-Tempel entdeckte, Vorgänger des Parthenon. Von Beruf Architekt und spezialisiert auf die griechische Baukunst des Altertums war er als akademischer „Erzieher“ des genialischen Ex-Kaufmanns und Millionärs Schliemann nicht wegzudenken. Wie auch Milchhoefer, der studierte Kunsthistoriker, brachte er Expertise und ein analytisches Auge in das Ausgrabungsgeschehen. Er setzte die methodische Schichtgrabung durch, um die chronologische Datierung anhand systematischer Stratigraphie zu ermöglichen. So ließen sich auf dem kleinasiatischen Burghügel Hisarlik Tepe in neun Grabungsschichten neun Siedlungslagen identifizieren, von denen Dörpfeld das bronzezeitliche „Troia VI“ und später zusammen mit dem US-Amerikaner Carl Blegen das früheisenzeitliche „Troia VII“ (heute VIIb) als das Ilion Homers vorschlug.

Schliemanns Favorisierung der monumentalsten Strukturen des Palasthügels als Troia-Reste aus der Zeit um 2000 v. Chr. war damit endgültig widerlegt. Die einstige Königsstadt wurde vielmehr zum Zeugen der „dunklen Jahrhunderte“, die, so der amerikanische Historiker Eric H. Cline, mit dem „Untergang der ersten Zivilisation“ am Ende der Bronzezeit im gesamten Mittelmeerraum begann und nicht vor dem 800 v. Chr. endete.

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Dörpfeld-Grab, Elloménos, Geni. Blick auf Nidri. Foto: Heike Oberlin

Ein Segen für die junge Archäologie

Dörpfeld, der Bautechniker, Zeichner und Kartograph, war nicht nur ein Segen für die junge Archäologie, die sich als Wissenschaft erst noch etablieren musste; er war auch ein Sturkopf, der etwa an der Historizität des Troianischen Kriegs keinerlei Zweifel zuließ. Ebenfalls zweifelsfrei schien ihm die Ebene um Nidri an der Ostküste von Lefkas (Lefkada) mit dem homerischen Ithaka identisch. Nicht nur wurde dieser Ort zu seiner eigenen Heimat bis zu seinem Lebensende (s. Foto), sondern er erschien ihm auch zweifelsfrei als die Heimat des legendären Odysseus, den er für alles andere als legendär hielt.

Umfangreiche Grabungen zwischen 1903 und 1913 sollten beweisen, dass die Insel Ithaka, wie wir sie kennen und die erst seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. diesen Namen trug, gar nicht Homers „Ithaki“ sein konnte, da es nicht den topographischen Angaben der „Ilias“ entsprach, welche eher auf das kleine Arkoudi und Leukas als antike Schauplätze der Odyssee schließen ließen. Damit widersprach er Schliemann, der trotz fehlender Grabungsbeweise das heutige Ithaka für Homers Vorbild hielt, obwohl die Angaben zur Lage der Inseln im Reich des Odysseus widersprüchlich waren.

Text: Gerhard Oberlin

Der volle Beitrag ist in der aktuellen Ausgabe Nr. 903 vom 20.12.2023 erschienen.

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