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In einem kretischen Bergdorf über der Messara-Ebene

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In einem kretischen Bergdorf über der Messara-Ebene

Wo Quellwasser eine grüne Oase wachsen ließ. Die Sonne scheint erbarmungslos. Erschöpft sitzen wir in einem Cafe mitten in Rethymnon zwischen den alten, engen Gassen im ehemaligen türkischen Viertel.


Griechenland/Rethymnon. Auch der original kretische Bergtee mit allerhand geheimnisvollen, getrockneten Kräutern baut uns nach der Wanderung durch die Samaria-Schlucht nicht wieder auf. Die Verheißung der Schluchtführerin, daί nach einem alten kretischen Sprichwort derjenige, der die Schlucht durchquert hat, neue jugendliche Kräfte gewinnt, geht nicht in Erfüllung. Wohin nun? Eine kurze Notiz im Reiseführer bringt uns auf die Idee, nach Zaros zu flüchten. Wasserreichtum und Forellenzucht ist dort zu lesen - eine willkommene Abwechslung also auch in kulinarischer Hinsicht.
Auf der Schnellstraίe geht es bis kurz vor Iraklion. Dort fahren wir auf einer gut ausgebauten, sich durch Weinanbaugebiete schlängelnde Landstraίe Richtung Dafnes weiter. Im Dorf Agia Varvara biegen wir rechter Hand auf die Straίe ab, die uns über Gergeri zu dem Bergdorf Zaros führt. Nach insgesamt 40 Minuten, von Iraklion aus, sind wir am Ziel.

Am Fuß des Berges Idi liegt ein kleiner verschlafener Ort, dem man die 3.500 Einwohner gar nicht anmerkt. Die Jüngeren sind wahrscheinlich zu ihrer Arbeit nach Iraklion gefahren. Neugierig betrachten die Kafenionbesucher die Ankömmlinge. Hier hat sich auch ein griechischer Musikinstrumentebauer niedergelassen, der sich gerne über die Schulter schauen lässt.
Oberhalb des Dorfzentrums entdecken wir im Grünen ein gemütliches und geflegtes Hotel mit deutschsprachigen Besitzern und zwei Forellentavernen. Groίe Platanen spenden den ersehnten Schatten und vom Berg weht ein erfrischender Wind. Die Quelle ist durch einen kleinen See eingefaίt. Das wertvolle Wasser wird über Kanäle zu den Forellenbecken direkt bei der Taverne geleitet. Der ständige Wasserfluί garantiert den notwendigen Sauerstoffgehalt. Vor rund sieben Jahren hatte ein Landwirt die Idee, Forellen in Zaros anzusiedeln. Zu diesem Zweck importierte er kanadische Forelleneier. Inzwischen kommt der Fischnachwuchs aber mit groίen Wassertank-Lastwagen aus Ioannina, Nordgriechenland. Besonders gut sind die zart geräucherten Forellen. Unweit der Taverne wird seit vielen Jahren in einer Wassermühle Getreide gemahlen. Im Mühlenraum hat sich der 85jährige Besitzer ein kleines Wohnzimmer eingerichtet. Interessiert fragt er nach dem Herkunftsort der Reisenden und freut sich darüber, mit Deutschen zu reden.

Schon bald sind wir wieder gestärkt und unternehmungslustig. Archäologische Sehenswürdigkeiten wie der minoische Palast Festos, die Ausgrabungsstätten Agia Triada und die Ruinen der römischen Hauptstadt Gortis, aber auch die Südküste sind von Zaros aus schnell zu erreichen.
Im Nachbarort Gergeri ist kürzlich erst ein sehenswertes Naturkundemuseum auf dem Gelände des Gymnasiums eröffnet worden. Im gleichen Ort lebt auch der Schäfer Georgios Kapsali, der geschickt Figuren aus Holz schnitzt und Gesichter in Stein meiίelt. Stolz weist er darauf hin, daί im deutschen Fernsehen bereits ein Bericht über ihn gezeigt wurde.
Und eines Morgens beschließen wir, sogar wieder zu wandern und zwar in der Rouwas-Schlucht oberhalb des Quellsees von Zaros. über Stege und Treppen windet sich der rund 5 km lange Weg von 430 auf 980 Höhenmeter nach oben. Alte Steineichen sind zu sehen. Während der Rast blicken wir über die fruchtbare Messara-Ebene, die die Menschen schon vor rund 3500 Jahren ernährte und so die Entstehung der minoischen Kultur ermöglichte.

Griechenland Zeitung

Foto: © Griechenland Zeitung / Melanie Schümer, Kreta

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