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Griechenlands Nabel im Zentrum der Metropole

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Griechenlands Nabel im Zentrum der Metropole

Die Platia Omonias (Platz der Eintracht), kurz Omσnia, gilt als der Nabel Athens und ganz Griechenlands. Es ist der wohl wichtigste Verkehrsknoten der Hauptstadt, ein buntes Treiben im nie abreißenden Verkehrsstrom.

Nirgendwo sieht man so viele unterschiedliche Typen wie hier: Athener und Griechen aus der Provinz, die zu Geschäften in die Hauptstadt gekommen sind, Immigranten aus aller Herren Ländern, Touristen, elegante Damen, Nepper, Schlepper, Obdachlose, Junkies, alles trifft hier aufeinander. Es ist auch der "volkstümliche" Platz der Stadt, im Gegensatz zu seinem eleganten, weltstädtischen Pendant Syntagma (Verfassungs-Platz) mit den Luxushotels, den Ministerien, den ausländischen Vertretungen und dem Parlament.

Vergleichbar mit Berlins Alexanderplatz der Vorkriegszeit

In gewisser Weise lässt sich der Omoniα-Platz mit dem Berliner Alexanderplatz der Vorkriegszeit vergleichen: In unmittelbarer Nähe liegen der Zentralmarkt und die "verrufenen" Viertel der Stadt, auch die Börse ist nicht weit entfernt, ebenso das Rathaus. Hier finden sich vor allem die einfachen Leute ein. Früher die binnenländischen Landflüchtigen, heute die Armutsflüchtlinge vor allem aus Albanien, damals wie heute in Erwartung auf einen Tagesjob, denn am Omσnia befindet sich auch der "Sklavenmarkt", wo ungelernte Arbeitskräfte gegen geringes Salör für einen oder mehrere Tage angeworben werden. Der Omσnia-Platz ist ein Platz im Wandel. Nach Jahren der Vernachlässigung werden die Fassaden, ob klassizistisch oder modern, von der schwarz-grauen Staub- und Abgasschicht gereinigt und von den unzähligen Reklametafeln befreit. Außerdem soll der Kreisverkehr bis zu den Olympischen Spielen 2004 abgeschafft und ein Teil des Platzes verkehrsberuhigt werden.

Architekt aus Sachsen baute, was das Zeug hielt

Auf den Platz - der ursprünglich nach dem ersten griechischen König, einem Wittelsbacher, Otto-Platz (Platνa Σthonos) hieß - münden fünf zentrale Straßenachsen: Die Panepistimiou-, die Stadiou-, die Tritis-Septemvriou-, die Agiou-Konstantinou- und die Athinαs-Straße, die zu Athens Flohmarktviertel Monastirαki führt. Sie und ihr Umfeld lohnen durchaus einen Streifzug. Die Athinαs-Straße weist von den alten Athener Straßenachsen noch mit die meisten Altbauten aus dem 19. Jahrhundert auf, was vielleicht daran liegt, dass hier der Baugrund aufgrund seines geringeren Wertes in den 50er und 60er Jahren weniger Anreize zur Kahlschlagsanierung bot. An der Einmündung in den Omσnia-Platz sieht man zwei gleichartige klassizistische Bauten, die ehemaligen Hotels, "Alexander der Große" und "Bangion". Sie wurden von dem aus Sachsen stammenden Wahlgriechen Ernst Ziller (1837-1923) errichtet, der in Athen rege Tätigkeit entfaltete (u.a. baute er das Wohnhaus und das Grabmal des Archäologie-Pioniers Heinrich Schliemann sowie das ehemalige Kronprinzenpalais - später Königsschloss und heute Präsidialpalais - und leitete den Wiederaufbau des antiken Stadions für die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896).

Das alte Rathaus am Früheren "Ludwigsplatz"

Weiter in Richtung Monastirαki stößt man auf eine schmucke Platzanlage, die Platia Kotziα, ehemals Loudovνkou (Ludwigsplatz, nach dem Philhellenen und Vater des ersten Königs von Griechenland, Ludwig I. von Bayern). Rechterhand liegt dort an der Athinαs das alte Rathaus, welches seit Mitte der 90er Jahre wieder genutzt wird. Am Platz selbst fällt vor allem ein großes Bürgerpalais an der südöstlichen Platzecke auf. Es handelt sich um das frühere Haus Melαs, das lange Zeit als Hauptpostamt genutzt wurde und heute der Nationalbank gehört. Es wurde ebenfalls von Ziller errichtet. Nebenan und dem Rathaus gegenüber befindet sich ein weiterer repräsentativer Bau aus dem 19. Jahrhundert, der Stammsitz der Nationalbank, der auch deren Logo ziert. Es liegt an der Δσlou-Straße, die unmittelbar darauf zur zentralen Fußgängerzone des Athener Geschäftsviertels wird. An ihrem südlichen Ende steht der "Turm der Winde", eine antike Wasseruhr (daher der Name der Straße, nach dem Windgott Aiolos). Dort befindet man sich bereits im Altstadtviertel Plαka.

Der "Bauch von Athen": Geruch von Blut und Fisch

Schon die Nase verrät beim Weitergehen auf der Athinαs-Straße, dass man sich Athens Zentralmarkthalle nähert. Wer den Geruch von Blut und Fisch nicht abschreckend findet, sollte sich hier unbedingt umsehen. Die zentrale große Halle aus dem 19. Jahrhundert, die gerade saniert wird, beherbergt den Fischmarkt. Hier findet man alles, was Poseidons Reich zu bieten hat: alle erdenklichen Sorten Fische, Mollusken und Krustentiere, in der Regel erste Qualität, lautstark angepriesen von den Marktschreiern und Standbesitzern. Sie stammen wegen der Überfischung allerdings nicht unbedingt aus griechischen Gewässern, die Herkunft wird aber angegeben. In den gedeckten Gassen, welche die Halle säumen, befindet sich der Fleischmarkt, eine wahrhaft blutige Angelegenheit. An der Hauptfassade der Markthalle werden Nüsse und Trockenfrüchte feilgeboten. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt am Varvαkio-Platz der zentrale Gemüsemarkt, außerdem gibt es dort ebenfalls Nüsse und Trockenfrüchte sowie Würste, Geräuchertes, Oliven und Eingelegtes. Dort ist auch der "Russenmarkt" mit zahlreichen Kleinhändlern. Auch illegale Zigaretten werden hier gehandelt, zumeist von griechischstämmigen Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion.

Kuttelsuppe "Patsα"nach durchzechter Nacht

In der südlichen Gasse des Fleischmarktes (Aristogitonos) befinden sich außerdem drei Garküchen, deren Hauptspezialität die Kuttelsuppe Patsα ist, die unter Nachtschwärmern als unfehlbares Katermittel gilt. Wer sich frühmorgens hier einfindet, trifft auf ein buntes Gemisch aus Nachtschwärmern, kleinen Ganoven, Prostituierten, Zuhältern und Arbeitern, welche die Lastwagen der Markthalle entladen und sich hier vor Arbeitsbeginn stδrken. In den letzten Jahren hat sich das Bild allerdings verbürgerlicht, indem die meisten Gäste der Lokale schicke Besucher des anliegenden neuen Vergnügungsviertels Psyrri sind. Natürlich gibt es dort nicht nur Kutteln, sondern zahlreiche fertige Fleisch- und Fischgerichte (man sollte direkt in die Töpfe schauen und im Zweifelsfall fragen, was es ist). Man kann dort sehr gut essen, da die Zutaten, die alle direkt vom Markt stammen, ausgewählt und frisch sind. Dazu bekommt man Retsina vom Fass. Wer es bürgerlicher liebt, dem sei das Restaurant "Maritsa" in der nördlich des Marktes verlaufenden Armodνou-Straße empfohlen. Hier ist das Ambiente gediegen modern, das Essen hat einen internationalen Touch auf griechischer Grundlage und man erhält Flaschenweine der gehobenen Qualitäten bis hin zu Spitzenweinen. Direkt nebenan befindet sich in der zur Fischmarkthalle führenden Passage auch eines der bekanntesten Rembιtika-Lokale Athens, das "Stoα ton Athanαton" (Passage der Unsterblichen).

Griechenland Zeitung

Unser Foto (© Griechenland Zeitung / Eleni Kougionis) zeigt eine Katze, die es sich vor der Akropolis in der Sonne bequem gemacht hat. 

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