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Die Plaka Teil 1

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Die Plaka Teil 1

Die Plaka war schon immer das Herz Athens. Sie liegt zwischen Anafiotika, dem weißgetünchten Dorf aus dem 19. Jh., das sich genau unterhalb der langen Felsen an den nordöstlichen Hang der Akropolis schmiegt, und der Kato Plaka, wo das Viertel in die City über geht und die Akropolis westlich zurückläßt. Die Ano (Obere) Plaka erstreckt sich bis zur Adrianou-Straße hinunter. Die Plaka ist das Viertel Athens, in dem das griechische Flair am ausgeprägtesten ist.

Da die Regierung nun ihre schützende und restaurierende Hand über den Stadtteil hält, erhält er rasch wieder die alte Farbenpracht und Eleganz des vorigen Jahrhunderts. Und obwohl vieles Restaurierte wohl mehr der modernen Vorstellung davon entspringt, wie es im 18. und 19. Jh. ausgesehen haben mag, ist die Plaka heute wesentlich anziehender als noch vor 20 Jahren, als sie von schäbigen 120-Dezibel-Bars und lauten Discos beherrscht wurde. Fußgängerzonen in der Adrianou- und Kidathineon-Straße haben die hektischen Durchfahrtsstraßen ersetzt, und heute sind die Fußgänger die beherrschenden Verkehrsteilnehmer. Zur Plaka gehören ein paar tausend Gebäude, von denen die meisten aus dem 19. Jh. stammen. Die wenigen Häuser aus der türkischen Besatzungszeit werden renoviert und stehen unter Denkmalschutz.

Der Ursprung des Namens Plaka ist unklar. Ganz allgemein ist der Bezirk als das Viertel um die Kirche der Verwandlung in der Kidathineon-Straße bekannt. (Diese Kirche bei der Nikis Straße ist das wichtigste Gotteshaus in der Plaka. Sie wurde von bekehrten Türken errichtet und 1834 von der russischen Gemeinde restauriert.) Neuerdings glaubt man, das der Name von plakas kommt, einem alten Wort für Lausbubenstreich, oder von einer großen Steinplatte, die man auf dem Grundstück der St.-Georg-von-Alexandrien-Kirche in der Nähe der Thespidos-Straße gefunden hat. Andere halten eine Abwandlung des albanischen Wortes pliaka (alt) für möglich, da albanische Bewohner dieses Viertel 'Pliaka Athena' nannten.

Das Gebäude in der Adrianou-Straße 96 wurde angeblich von der Familie Benizelos während der Türkenzeit er richtet und ist eines der ältesten noch erhaltenen Häuser in der Plaka. Viele Residenzen aus der Zeit vor der Revolution wurden 1827 bei den Kämpfen in der Stadt dem Erdboden gleichgemacht, aber dieses Haus mit seinem Innenhof, den anmutigen Bögen, dem klaren Brunnen und der Olivenpresse, überleb te. Einmal wurde es von zwei Erben einschließlich des Brunnens exakt halbiert. Die Wasserversorgung war schon immer ein großes Problem in Athen, und vor allem in der trockenen Plaka.

Das Haus von Richard Church, dem obersten Befehlshaber der griechischen Revolutionsbewegung, in der Scholiou-Straße 5 gelegen, stammt aus dem 18. Jh. und wurde einst von den Türken als Polizeihauptquartier benutzt. Der Historiker Finlay, der eben falls hier lebte, ließ das vornehme Wohngebäude restaurieren.
Griechen, Türken, Franken, Albaner und äthiopische Sklaven haben in früheren Zeiten in der Plaka gewohnt, die heute lange nicht mehr so exotisch ist. Hans Christian Andersen traf sich hier 1841 mit den Nachkommen äthiopischer Bewohner, den Vorgängern der heutigen Anafioten.

Monastiraki und die Plaka sind wahre Hochburgen der Improvisation. Wundern Sie sich also nicht, wenn bunte zweibeinige Wesen auf offener Straße auf Sie zustürzen und Ihnen ein Gedicht vortragen, das Ende der Welt ankündigen oder Ihnen auch einfach nur etwas vorsingen.
Es gibt noch viele merkwürdige "Typen", die hier ihr buntes Dasein pflegen und ihr Publikum unterhalten. Es kann sein, das Yiannis, der Troubadour, in Khaki gekleidet an Ihren Tisch tritt und Ihnen auf seiner Miniaturgitarre eine Ballade in einer merkwürdigen Tonart darbringt. Er singt hervorragend, aber seine Beherrschung des Instrumentes lässt zu wünschen übrig. Viele Teile dieses Viertels haben immer noch ihre eigenen Namen, die den Charakter der früheren Bewohner widerspiegeln. Ein Gebiet am Fuß der Akropolis - oder Kastro, wie die Ein heimischen sie nennen - heißt Yerladha. Dieses Wort kommt von Girlande - es passt sehr gut zum leicht verblichenen Glanz der Akropolis.

Als Athen 1834 zur Hauptstadt erklärt wurde, dehnte sich die City genau nach Plan in Richtung Syntagma und Omonia aus. Große öffentliche Gebäude zogen die Bevölkerung weg vom "Felsen", aber die Plaka blieb beharrlich der Mittelpunkt der Stadt. Viele der ersten Familien der jungen Hauptstadt hatten sich hier angesiedelt. Die in verschiedenen Pastelltönen gestrichenen Häuser zieren die Plaka noch immer. In der Adrianou-Straße entstand die erste Realschule Athens, 1837 wurde in der Tholos-Straße 5 die erste Universität der Stadt eröffnet. Das erste Polizeirevier Athens war sowieso schon immer hier gewesen.

Als Athen immer größer wurde, zogen die Reichen an den Stadtrand, und die Plaka fing an zu verfallen. Trotz der schmutzigen 60er und 70er Jahre behielt sie aber ihren griechischen Charakter, denn die 'modernen" Betonklötze waren ihr durch Bauerlasse erspart geblieben. Heute hat die Altstadt dank der Renovierungsmaßnahmen der Regierung wieder eine neoklassizistische Zukunft.

Exotische Leute:

Wer kleine Museen, ab und zu ein paar Antiquitäten, die gute griechische und exotische Küche schätzt, sollte hierher kommen. Nehmen Sie den Stadtplan mit, denn die Plaka ist ein Labyrinth und wird es hoffentlich immer bleiben. Für Streifzüge gelten zwei Faustregeln: Bergauf geht es zur Akropolis, bergab nach Monastiraki, zur Kathedrale und zum Syntagma-Platz.
Gehen Sie vom Turm der Winde bergauf zur Ecke Theonas-/Panos Straße, dann kommen Sie zu einem neoklassizistischen Herrenhaus, das mit "Akroteria" geschmückt ist, jenen kunstvollen Dachornamenten aus Keramik in Schneckenform, die den klassischen Marmorprototypen nachempfunden sind.

Hier ist das Paul-und-Alex andra-Canellopoulos-Museum untergebracht, das sich durch eine Auswahl an besonders schönen Ikonen auszeich net. Im ersten und zweiten Stock sind vorchristliche - prähistorische, neolithi sche, frühe kykladische, minoische, mykenische etc. Antiquitäten ausgestellt. Die Objekte kommen jedoch nicht nur aus Griechenland, sondern auch aus Luristan, Agypten und Mesopotamien.
Griechischer Schmuck, Helme und ein bemerkenswertes, schwarzfiguriges Trinkgefäß aus dem 6. Jh. v.Chr., die unvergleichlichen Ikonen aus der Schule von Konstantinopel und der mazedonischen Malerschule, koptische Stoffe und Statuetten runden diese außergewöhnliche Familiensammlung ab. Suchen Sie nach dem Porträt 'Frau aus Fayoum" aus dem 2. Jahrhundert, es lohnt unbedingt!

An der Ecke der Pritaniou-Straße bei der Akropolis steht die Basilika St. Nicholas Rangavas, deren ingwerfarbene Mauern Fragmente antiker Säulen auf weisen. Der Beiname des Heiligen ist ungewöhnlich: "Rangavas" kann entweder "ausschweifender, außerhalb der Gesellschaftsordnung stehender junger Mann" bedeuten oder "Ungetüm". Unser Nicholas könnte also ein verlorener Sohn gewesen sein, der auf den rechten Pfad zurückfand - oder ein Koloß von einem Mann!

Manolis

Unser Foto (© Griechenland Zeitung / Rebecca Hürter) zeigt das Thission in der Plaka. 

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