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Vom halbseitigen Schädelschmerz

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Vom halbseitigen Schädelschmerz

Sie können ohne Vorurteil und äußere Beeinflussung an sich selbst den Test machen: Bei Migräne ist nur die eine Hälfte Ihres Kopfs betroffen. Welche der beiden Hälften, scheint egal zu sein. Das ist auffällig und könnte mit der Etymologie des Worts zusammenhängen.

Der Begriff Migräne kam hierzulande erst im 18. Jahrhundert auf in der Bedeutung „starke Kopfschmerzen“. Und zwar entlehnt aus gleichbedeutendem französischen migraine. Zunächst steht womöglich eine Verbindung zu émigrecque im Raum. Dies ist aber eine Zusammensetzung aus émigrant und grecque. Die richtige Spur wäre vielmehr, hinter migraine das lateinische hemicrania zu sehen. Und dahinter verbergen sich natürlich zwei griechische Worthälften, einmal das hemi (ημι), das wir heute im Neugriechischen als Adjektiv misos (misi merida – halbe Portion) und als imisi (kata to imisi – zur Hälfte oder to eteron imisi (ήμισυ) – die bessere Hälfte in Gebrauch haben, und zum anderen das kranion. Bei ihm sprechen wir wohl deshalb weniger vom Kopf als vom Schädel, weil die ältesten Belege, etwa schon bei Homer, sich auf Pferdeschädel beziehen. Und wenn wir auf die Migräne zurückkommen, erkennen wir, dass vom Schmerz gar nicht die Rede ist, sondern nur vom Ort, wo es im Kopf wehtut, links oder rechts. Obwohl dieser Halbkopf keine Halbkugel ist, sei daran erinnert, dass wir für die (Erd)halbkugel meist das Wort Hemisphäre gebrauchen. Und wenn wir die Sphärenmusik in der Atmosphäre einmal außen vor lassen wollen, so wäre es doch ein Versäumnis, nicht das „Podosphärische“ zu erwähnen. Handelt es sich dabei ja doch um die allseits bekannte „Fußkugel“, gewöhnlich Fußball genannt, to podosphairo (το ποδόσφαιρο).

Hans Eideneier

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