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Von Epikur, dem ersten Epikuräer

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Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel) Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel)

Nördlich von Athen gab es 300 v. Chr. einen kleinen Garten, in dem viel über die Suche nach dem Glück diskutiert wurde. Der Bewohner dieses Gartens hieß Epikur. Epikur lebte mit seinem Bruder, mit dessen Frau, mit anderen Ehepaaren, Junggesellen und einigen Mädchen bereits in einer Art Wohngemeinschaft. Über den Philosophen und seine Anhänger wurde viel getratscht. Epikuräer sind Leute, die das Glück verehren. Epikurs Motto: „Jedes lebende Wesen strebt, sobald es geboren ist, nach Lust und freut sich daran als dem höchsten Gut, während es den Schmerz als das höchste Übel vermeidet.“

Er war der Sohn eines Lehrers, wurde auf der Insel Samos geboren und zog mit 37 Jahren nach Athen. So manchen Athenern ging sein hingebungsvolles Philosophieren über das glückliche Leben auf die Nerven, böse Zungen sagten, er sei ein Wesen, das einem Schwein nur darin nachstehe, dass es nicht die gleiche animalische Unbekümmertheit erreichen könne. Ein empörter Stoiker meinte, die Lehre, die das Vergnügen als Ziel habe, sei eine Huren-Philosophie. Überhaupt warfen strenge Glaubensbrüder die Epikuräer mit Sittenlosigkeit und Unmoral in den gleichen Korb. Dabei ist die epikuräische Lehre nicht ausschließlich auf Lust und Vergnügen erpicht, Epikur warnte vor einem Zuviel, vor unglückstiftenden Trieben. Er betonte die Wichtigkeit des Verzichts, die Tugenden verglich er mit Steuerleuten, die den Menschen auf der Suche zum Glück sicher durch alle Klippen hindurch steuern. Auch lebte der als sittenloser Lüstling verschriene Philosoph ein eher bescheidenes Leben. Wohl weil es anrüchig war, fürs Glück zu sein, weil es zu seiner Zeit so stark verleumdet wurde, provozierte der liebenswürdige Mann, der niemandem was Böses tat, mit seinen Sätzen: „Der Anfang und die Wurzel alles Guten ist die Lust, die der Bauch zu geben hat.“ Der Philosoph hatte Anhänger in Asien und in Ӓgypten, man malte sein Bildnis an Wände und auf Teller. Der römische Dichter Lukrez pries die Lehre Epikurs in einem siebentausendzeiligen Gedicht. Übrigens ist dies der einzige Fall in der Geschichte der Philosophie, dass ein Eigenname zur Bezeichnung einer Lebenshaltung in den Sprachgebrauch überging. Mein Kumpel Makis ist ebenfalls ein Epikuräer, daher wundert es mich nicht, dass sein Kater, der mit hoch erhobenem Schwanz durch den Garten stolziert, Epikur heißt.

Linda Graf

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