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Königin Amalie und Pastorsgattin Christiane: Zwei Frauen in einer erwachenden Residenzstadt

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Königin Amalie und Pastorsgattin Christiane: Zwei Frauen in einer erwachenden Residenzstadt

In der Mitte des 19. Jahrhunderts reisen zwei junge Frauen – die eine aus Deutschland, die andere aus Dänemark – nach Athen. Sie kommen in die Hauptstadt eines Landes, das nach einem langjährigen Befreiungskrieg seinen Weg in Europa erst suchen muss. Die beiden „Immigrantinnen“ haben dasselbe Alter, stammten aber aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten.

Sie leben viele Jahre in Athen und müssen sich mit der fremden Umgebung auseinandersetzen. Anhand der vorhandenen Quellen hat Autorin Geneviève Lüscher den Versuch gewagt, den Werdegang der beiden Frauen gegenüberzustellen, begleitet sie durch ihre Jahre in Griechenland und beobachtet, wie sie ihren Alltag in der für sie neuen Welt gestalten. Beide Frauen sind typische Vertreterinnen ihres sozialen Standes. Das Leben von Königin Amalie ist, als Vertreterin des Hochadels, seit ihrer Geburt gut dokumentiert – auch dank ihrer eigenen Korrespondenz, welche die Zeit überdauert hat. Lüscher konnte auf einen Fundus von sage und schreibe 570 Briefen zurückgreifen. Anders gestaltet sich die Lage bei Christiane Lüth: Als Oberförsterstochter und Pastorsgattin gehört sie dem Bürgertum an. Hätte sie ihre Erlebnisse in Athen nicht in einem Tagebuch und in Reiseberichten festgehalten, wüsste man heute nichts mehr von ihr. Sie wäre als namenlose Frau im Ozean der Geschichte untergegangen.Anschaulich lässt die Autorin die beiden „Heldinnen“ anhand ihrer Zeugnisse lebendig werden, umreißt pointiert deren Gefühlswelt und lässt sie die Merkwürdigkeiten ebenso wie die Schönheiten ihrer neuen Heimat benennen. Amalie schreibt einmal an ihren Vater „... bin hier so glücklich, wie ich es nie zu werden glaubte.“ Christiane sieht den Athener Hausberg Hymettos vor sich und meint: „Was für ein hoffnungsloser Anblick!“ Wenig später mokiert sie sich bei einem Ausflug auf den Pentelikon über die „Stadtgriechen“, die „jeden Tag (…) diese herrliche Landschaft vor Augen“ haben könnten. Autorin Geneviéve Lüscher will, so schreibt sie in ihrem Vorwort, mit ihrem Buch auch „einen Beitrag zur Frauengeschichte (…) leisten und gleichzeitig einen Einblick in das Leben eines Landes (…) geben, das – zerstört durch die griechischen Freiheitskämpfe – seinen Weg ins 19. Jahrhundert noch suchte.“ Ihr ist aber auch an einer objektiven Bewertung der beiden Persönlichkeiten und ihrer Nachwirkungen gelegen. Als Beispiel nennt Lüscher den Königlichen Garten, heute Nationalgarten, der von Amalie initiiert wurde. „Warum nicht für etwas Geld ausgeben, das noch Jahrhunderte die Menschen erfreuen wird“, wird die Königin zitiert. Die grüne Oase Athens, der Nationalpark, birgt aber heute, „bis auf eine unscheinbare und gut verborgene Tafel, nicht den geringsten Hinweis auf seine Schöpferin.“ (GZrs)

Lüscher, Geneviève: Neue Heimat Griechenland. Königin Amalie und Pastorsgattin Christiane in Athen. 204 Seiten, 41 Abbildungen, festgebunden, 24 x 17 cm. Verlag der Griechenland Zeitung, Athen 2024. ISBN: 978-3-99021-052-9. Preis: 24,80 Euro.

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