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Griechenland gedenkt der Opfer des Holocausts Tagesthema

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Griechenland gedenkt der Opfer des Holocausts
Griechenland hat am Montag der Opfer des Holocausts gedacht. Allein in Thessaloniki lebten bis 1942 fast 50.000 Juden, es handelte sich um die größte jüdische Gemeinde auf dem Balkan. Fast alle Mitglieder dieser Gemeinde wurden während des II. Weltkrieges in deutsche Vernichtungslager deportiert, die meisten von ihnen kamen dort ums Leben.
ums Leben.

Am Montag wurde in Griechenland der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und der Opfer des Holocausts gedacht. In Athen haben Vertreter der Politik und griechischer Judengemeinden sowie zahlreiche Botschafter einen Kranz am Holocaustdenkmal im Stadtteil Thission nieder gelegt. Die Sängerin Maria Farantouri interpretierte dazu die Ballade „Mauthausen" von Mikis Theodorakis mit den Texten von Iakovos Kambanelis. Am Nachmittag hat im hauptstädtischen Pallas-Theater eine antirassistische Veranstaltung stattgefunden. Anwesend waren u. a. auch Überlebende aus Konzentrationslagern.

Deutscher Staatsminister in Thessaloniki
In Thessaloniki wurde am Denkmal der ermordeten griechischen Juden des Holocaust gedacht. Anwesend war hier auch der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, Michael Roth (siehe Foto). In seiner Rede sagte er u. a., dieser Tag sei ein Tag der Trauer für die jüdische Gemeinschaft in Thessaloniki. „Vor 71 Jahren wurden aus dieser Stadt tausende von Juden von den deutschen Besatzern in Vernichtungslager deportiert und dort bis auf wenige Überlebende grausam ermordet. Wir trauern heute um die 48.000 Opfer des Holocaust aus Thessaloniki – unschuldige Männer, Frauen und Kinder." Das Unrecht, das hier begangen wurde, so Roth, sei „unbegreifbar". Die Stadt habe 1943 nicht nur unzählige ihrer Bürgerinnen und Bürger verloren, auch ihr einzigartiges jüdisches Leben – sei es in der Kultur, Wissenschaft oder Wirtschaft. Er fügte hinzu, dass sich das heutige Deutschland zu den Verbrechen an der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung Griechenlands bekenne. Man müsse auch künftig achtsam bleiben. „Denn Antisemitismus, Fremdenhass und Homophobie sind mitnichten Probleme von gestern, sie machen sich auch heute noch in unseren Gesellschaften breit. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschen wegen ihrer Religion, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Und wir dürfen auch nicht zulassen, dass junge Menschen im Schatten der Krise in die Radikalität abdriften, weil sie für ihre Zukunft keine Perspektiven mehr sehen". Roth versprach weiterhin, dass die deutsche Bundesregierung Unterstützung leisten werde, um das jüdische Leben in Thessaloniki „zu stärken und weiter zu entwickeln".

Ausgrenzung neonazistischen Gedankenguts
In Auschwitz wurden während des II. Weltkrieges zwischen 60.000 bis 70.000 Juden aus ganz Griechenland getötet, wobei die meisten aus Thessaloniki kamen. Überlebt haben höchstens 10.000. Diese Ereignisse wurden am Montag von der gesamten politischen Führung Griechenlands verurteilt. Dabei kamen zum Teil auch rassistische Aktivitäten der neofaschistischen Chryssi Avgi zur Sprache, die u.a. den Holocaust leugnet. Ministerpräsident Antonis Samaras sagte in Brüssel: „Heute, 70 Jahre nach den Gewaltakten des Genozids und des Holocaust, haben wir es geschafft, diese schrecklichen Alpträume in eine helle Vision und diese Vision in die Realität zu verwandeln: die Europäische Union, Europa das sich als Meister des Respekts vor der Freiheit, der demokratischen Rechte und der Achtung der Menschen erwiesen hat." Vizeregierungschef Evangelos Venizelos zeigte sich überzeugt, dass die griechische Gesellschaft neonazistisches Gedankengut ausgrenzen werde.
(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi. Diese Aufnahme zeigt Roth während eines Treffens mit dem Staatssekretär im griechischen Außenministerium, Dimitris Kourkoulas, im Dezember 2013.)

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