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Schwierige Tage für die Regierung Samaras in Athen Tagesthema

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Schwierige Tage für die Regierung Samaras in Athen
Nach wie vor schwierig gestalten sich die Verhandlungen zwischen der griechischen Regierung und der Troika aus Internationalem Währungsfonds, Europäische Kommission und Europäischer Zentralbank. Nicht einig wurde man sich bisher vor allem bei den Forderungen der Troika nach Entlassungen im öffentlichen Dienst, nach weiteren Veränderungen bei den Arbeitsbeziehungen und bei der Öffnung geschlossener Berufe. Unter Dach und Fach sind hingegen weitgehend die Sparmaßnahmen für die Haushaltsjahre 2013 und 2014. Es handelt sich um ein Kürzungspaket in Höhe von 13,8 Mrd. Euro.
ro. Ministerpräsident Antonis Samaras wird am Donnerstag beim EU-Gipfeltreffen in Brüssel das Sparpaket vorstellen. Das Maßnahmepaket ist die Voraussetzung für die Auszahlung einer weiteren Kreditrate in Höhe von 31,5 Mrd. Euro. Eine zwingende Bedingung dafür ist allerdings ein positiver Abschlussbericht der Troika. Außerdem muss das Paket noch vom Parlament verabschiedet werden.

Einer Zerreißprobe unterzogen
Die Verabschiedung des mit der Troika vereinbarten Spar- und Maßnahmepaketes durch das griechische Parlament steht voraussichtlich erst im November ins Haus. Zwar hatte Ministerpräsident Antonis Samaras am Montag auf einem Kongress erklärt, dass das Schlimmste überwunden sei. Dennoch könnten die Forderungen der Troika zu einer Zerreißprobe für die Regierung werden. Die PASOK und die Demokratische Linke (DIMAR), die die Regierung Samaras (Nea Demokratia) unterstützen, melden vor allem Vorbehalte gegen Entlassungen im öffentlichen Sektor und Veränderungen bei den Arbeitsbeziehungen an, was weitere Einschnitte bei den Rechten der Arbeitnehmer bedeuten würde.
Der PASOK-Vorsitzende Evangelos Venizelos stellte am Montag klar, das Griechenland „kein Drittweltland“ sei. Vielmehr sei man ein Land der Europäischen Union, in dem der europäische Besitzstand gelte. Er verwies darauf, dass bereits große Veränderungen bei den Arbeitsbeziehungen umgesetzt worden seien. Die Wettbewerbsfähigkeit sei um zwei Drittel gestärkt worden. PASOK-Sprecherin Fofi Gennimata sagte, man nicht zulassen werde, dass die Rechte der Arbeitnehmer dem Prinzip des Dschungels geopfert würden. Darüber diskutiere man nicht. DIMAR-Sprecher Andreas Papadopoulos sprach von einer „Bombe an den Fundamenten der Regierung“. Parteiführer Fotis Kouvelis werde eine Diskussion darüber ablehnen. Die Oppositionspartei der Unabhängigen Griechen warnte vor „Arbeitsbeziehungen wie im Mittelalter“. Troika und Regierung würden Griechenland zu einer „Sonderwirtschaftszone vom Typ Bangladesch“ umgestalten.

Generalstreik am Donnerstag
Starken Widerstand gegen die geplanten Maßnahmen haben vor allem auch die Gewerkschaften angekündigt. Sie führen am Donnerstag anlässlich des EU-Gipfels in Brüssel einen weiteren Generalstreik durch. Es ist der zweite Generalstreik seit Amtsantritt von Samaras im Juni. Dazu aufgerufen haben die beiden größten Gewerkschaften des Landes GSEE (Privatwirtschaft) und ADEDY (Öffentlicher Dienst). Die zentrale Kundgebung findet um 11 Uhr auf dem Athener Pedion tou Areos-Platz statt. Die der kommunistischen Partei nahe stehende Gewerkschaft PAME will am gleichen Tag in vielen Landesteilen zahlreiche Proteste organisieren. In Athen treffen sich die kommunistischen Gewerkschafter um 10.30 Uhr am Omonia-Platz. Ihre Geschäfte geschlossen halten wollen an diesem Tag auch die Mitglieder des Verbandes der griechischen Händlervereinigung ESEE. Die Taxifahrer wollen landesweit zwischen 8 und 17 Uhr ihre Arbeit niederlegen.
Am Donnerstag wird es voraussichtlich auch zu Problemen in öffentlichen Ämtern und Schulen, in staatlichen Betrieben und Krankenhäusern kommen. Auch mit Verzögerungen im Flugverkehr ist zu rechnen: die Fluglotsen wollen zwischen 10.00 und 13.00 Uhr ihre Arbeit niederlegen. Bestreikt wird auch der öffentliche Nahverkehr. Die Vorortbahn Proastiakos, die u. a. auch den Athener Flughafen „Eleftherios Venizelos“ bedient, wird den ganzen Tag nicht verkehren. Das gleiche gilt auch für die Oberleitungsbusse. Auch die Angestellten bei den Bussen, der Straßenbahn, der U-Bahn und der Elektrobahn wollen am Donnerstag ihre Arbeit niederlegen. Entsprechende Entscheidungen über den Zeitraum dieser Arbeitsniederlegungen sollen jedoch erst im Laufe des heutigen Tages getroffen werden. Fest steht bereits jetzt, dass am Donnerstag landesweit keine Eisenbahnzüge verkehren werden.

Warnung vor der „Mutter aller Schlachten“
Bereits am morgigen Mittwoch wollen auch die Journalisten für 24 Stunden ihre Arbeit niederlegen. Am Donnerstag wollen sie zwischen 11.00 und 15.00 die Arbeit verweigern. Zudem bleiben am Mittwoch in ganz Griechenland u. a. Notare, Krankenhausärzte und Apotheker ihrer Arbeit fern. Sie wollen auch eine Demonstration vor dem Finanzministerium durchführen. Ab Mittwoch und bis einschließlich Freitag wollen außerdem auch die Rechtsanwälte ihre Arbeit verweigern. 
Einen ersten Geschmack auf die kommenden Arbeitsniederlegungen erhielten die Athener bereits heute Morgen. Kurzfristig haben sich die Angestellten der U-Bahn und der Elektrobahn dazu entschlossen, erst ab 9.00 Uhr den Dienst aufzunehmen. Sie protestieren damit gegen mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen an ihrem Arbeitsplatz. Es soll immer wieder zu Attacken von Unbekannten gegen das Personal dieser Nahverkehrsmittel kommen. Gewerkschafter kritisierten, dass deshalb bereits zwei ihrer Kollegen im Krankenhaus behandelt werden müssen. Auch die Gewerkschafter der staatlichen Stromgesellschaft DEI wollen in den Streik treten, falls die Regierung mit ihren Privatisierungsplänen des Stromerzeugers fortfahren sollte. Die kampferprobte Gewerkschaft droht mit der „Mutter aller Schlachten“.
Bereits jetzt hat die Seite der Arbeitnehmer weitere Proteste für den Tag angekündigt, an dem das Paket im Parlament verabschiedet werden soll. (Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)

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