Login RSS

In Griechenland mehren sich Streiks und Proteste gegen Reformen Tagesthema

  • geschrieben von 
In Griechenland mehren sich Streiks und Proteste gegen Reformen
In Griechenland findet am Mittwoch (12.3.) ein ganztägiger Streik der Dachgewerkschaft Öffentlicher Dienst ADEDY statt. Und in der kommenden Woche will ADEDY für 48 Stunden in den Ausstand treten. Am Freitag und Montag werden auch die Apotheker abermals die Arbeit niederlegen.
niederlegen. Die Proteste richten sich gegen Spar- und Reformmaßnahmen der Regierung.

Griechenland steht am heutigen Mittwoch wieder einmal unter dem Banner eines 24-stündigen Streiks. Aufgerufen dazu hat die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY). Daran beteiligen sich u. a. Kommunalangestellte, Lehrer, Angestellte bei den Gerichten und Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern. Um 11.00 fand eine Demonstration am Klafthmonos-Platz statt. Der Protest richtet sich überwiegend gegen Entlassungen von Staatsdienern sowie gegen die Maßnahme der Arbeitsreserve. ADEDY spricht von einer „Attacke gegen die Arbeitsrechte".

Protest gegen Entlassungen

Für den kommenden Mittwoch und Donnerstag, dem 19. und 20. März, hat ADEDY zu einem weiteren, dieses Mal 48-stündigen Streik aufgerufen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch die Dachgewerkschaft der Privatangestellten GSEE an diesem Ausstand beteiligen könnte. Hintergrund sind Pläne der Regierung, wonach bis Ende des laufenden Jahres 11.000 Staatsdiener entlassen werden sollen. Bereits jetzt haben 4.000 ihre Arbeit verloren. Angestellte im öffentlichen Dienst waren bisher laut Verfassung praktisch unkündbar.

Gericht beschließt Wiedereinstellung

In dieser Woche hat allerdings ein Gericht in Ägion – nördliche Peloponnes –entschieden, dass die Entlassung von 18 ehemaligen Schulwächtern aus der Gemeinde Ägialia nicht gesetzeskonform war. Diesem Urteil zufolge muss die Gemeinde die Betroffenen zu den ursprünglichen Arbeitsbedingungen und Gehältern wieder einstellen. Für jeden Tag, den die Gemeinde diesen Gerichtsbeschluss hinauszögern sollte, muss sie ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro entrichten.
Im vorigen Sommer wurden in ganz Griechenland etwa 2.000 Schulwächter in die Arbeitsreserve geschickt. Sie haben für 8 Monate weiterhin einen Teil ihres bisherigen Gehaltes bekommen. Nach Ablauf dieser Frist wurden sie entlassen, wenn sei keinen neuen Posten im Öffentlichen Dienst fanden.

Sturm gegen weitere Reformen

Doch auch Gewerkschaften und Zünfte aus dem privaten Bereich machen erneut Sturm gegen die Politik der Regierung, weitere Reformen umzusetzen. Dazu zählen etwa die zahlreichen Apotheker des Landes. Sie haben am Montag und Dienstag dieser Woche landesweit gestreikt. Nur Notfall-Apotheken waren geöffnet. Ihr Protest richtet sich gegen den Beschluss der Regierung, dass künftig rezeptfreie Medikamente auch in Supermärkten verkauft werden dürfen. Zudem fordern die Internationalen Geldgeber („Troika") aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, dass die Öffnungszeiten der Apotheken verlängert werden. Bisher schließen diese montags und mittwochs bereits ab 15.00 Uhr. Samstags und sonntags sind – bis auf Notfallapotheken – prinzipiell die Rollläden der Apotheken geschlossen. Dienstags, donnerstags und freitags kann man zwar bis abends 20.00 Uhr Medikamente kaufen, doch man muss mit einer längeren Mittagspause rechnen.
Wer sich zu den Nichtöffnungszeiten Medikamente besorgen möchte, muss eine der Apotheken aufsuchen, die für Notfälle geöffnet haben, was zum Teil mit weiten Anfahrtswegen verbunden ist.
Außerdem fordert die Troika auch, dass die Kriterien für die Eröffnung neuer Apotheken neu definiert werden. Dabei spielt vor allem die Bevölkerungsdichte in der betreffenden Region eine Rolle. Der OECD zufolge verfügt Griechenland über dreimal soviel Apotheken pro Bürger, als es in der EU im Durchschnitt der Fall ist.

Weitere Streiks angekündigt
Ein Treffen zwischen einem Vertreter des Apothekerverbandes und Gesundheitsminister Adonis Georgiadis ist am Dienstag erfolgslos zu Ende gegangen. Die Apotheker werden deshalb am kommenden Freitag, dem 14. März, sowie am kommenden Montag, dem 17. März, abermals in den Ausstand treten. Nach Ansicht des Verbandes hat die Troika das Ziel, die pharmazeutische Betreuung in Griechenland zu „liquidieren". Die Entscheidungen der Geldgeber würden nur die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger bedienen, so die Einschätzung des Panhellenischen Apothekerverbandes. Durch die geforderten Regelungen würden nicht zuletzt auch die persönlichen Beziehungen zwischen dem Kunden und dem Apotheker zerstört, heißt es.

Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi

Nach oben

 Warenkorb