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Griechenland: Linksbündnis gewinnt Europawahlen vor den Konservativen Tagesthema

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Griechenland: Linksbündnis gewinnt Europawahlen vor den Konservativen
Aus den Europawahlen am Sonntag ging das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA, 26,59 %) in Griechenland mit einem deutlichen Vorsprung von fast 4 Prozent vor der konservativen Nea Dimokratia (ND; 22,73 %) hervor. Auf Platz drei folgen Griechenlands Neofaschisten der Chryssi Avgi mit 9,38 %. Anschließend kommt das von der PASOK dominierte Bündnis „Elia" (Olive) mit 8,03 %. Es folgen „To Potami" (6,61 %), die kommunistische KKE (6,07 %) und die Unabhängigen Griechen (3,45 %); es handelt sich zwar noch um vorläufige Wahlergebnisse, ausgezählt wurden bisher rund 98,5 % der Stimmen, in der Praxis dürfte sich am Ergebnis kaum etwas ändern. Die anderen Parteien, darunter auch die Demokratische Linke (DIMAR), die sich im vorigen Sommer von der Koalitionsregierung zurückgezogen hatte, verfehlten die 3-Prozent-Hürde und stellen keinen Europaparlamentarier.
tarier. Von den 21 Abgeordneten, die Griechenland nach Brüssel entsenden darf, gehören 6 zu SYRIZA, 5 zur Nea Dimokratia, 3 zur Chryssi Avgi, jeweils 2 zur Elia, zu Potami und zur KKE; die Unabhängigen Griechen entsenden einen Vertreter. Was die Wahlbeteiligung betrifft, so gingen 6 von 10 Griechen an die Urnen (59,91 %).

Noch am Sonntagabend stellte der Vorsitzende von SYRIZA, Alexis Tsipras, fest, dass die Regierung nun weder eine moralische noch eine politische Legitimität habe. Der Oppositionsführer forderte aus diesem Grunde umgehend die Durchführung von Neuwahlen. Am heutigen Montag wird er sich um 13.00 Uhr mit dem Staatspräsidenten Karolos Papoulias treffen. Würde man das jetzige Wahlergebnis auf die Parlamentswahlen vom Juni 2012 umlegen, so Tsipras, dann habe die ND 7 Prozentpunkte und die PASOK 5 Prozentpunkte eingebüßt. Wenn es sich bei diesem Ergebnis um Parlamentswahlen gehandelt hätte, so der Linkspolitiker, dann hätte seine Partei 130 der 300 Sitze in der Volksvertretung erhalten und die ND 69. Deshalb müssten nun so schnell wie möglich Parlamentswahlen durchgeführt werden.

Regierungsumbildung im Gespräch

Zu Wort meldete sich am Wahlabend auch Ministerpräsident Antonis Samaras. Er stellte fest, dass die Regierung „die Botschaft" vernommen habe, die das Volk mit seinem Votum sendete. Das Volk habe jedoch mit dem gleichen Votum einen „Umsturz", wie ihn die Oppositionspartei SYRIZA im Auge gehabt habe, abgelehnt. Beobachter gehen davon aus, dass Samaras angesichts der Lage eine Regierungsumbildung vornehmen wird. Gleichzeitig wird er dabei darauf hinweisen, dass seine Regierungskoalition mit der PASOK stabil ist.
Vor allem die Sozialisten dürften ein starkes Interesse daran haben, dass die Karten im Kabinett neu gemischt werden. Bei den Wahlen vom Sonntag haben sie weitaus besser abgeschnitten, als erwartet. Im Vorfeld hatte der PASOK-Vorsitzende Evangelos Venizelos mehrfach an die Wähler appelliert. Sollte seine Partei schlechte Wahlergebnisse erzielen, so sein Credo, könne er die Regierung Samaras nicht länger unterstützen. Ein solcher Schritt hätte unweigerlich vorverlegte Parlamentswahlen nach sich gezogen. Die Regierung Samaras, in der Venizelos Vizeregierungschef ist, verfügt lediglich über eine hauchdünne Mehrheit in der Volksversammlung. Ohne seinen Juniorpartner PASOK hätte Samaras keine regierungsfähige Mehrheit mehr.
Beobachter glauben, dass die Sozialisten angesichts dieses Kräfteverhältnisses stärker im neuen Kabinett vertreten sein möchten. Vor allem dürfte auch der Koalitionsvertrag noch einmal auf den Prüfstand kommen. Heute Nachmittag werden sich der politische Rat und das Sekretariat der Wahlkommission der PASOK über die Ergebnisse des Urnenganges beraten, um die entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen.

(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)

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